VIDEODROM SHOP – VIDEOS,DVDS,PLATTEN
DIE SCHÖNSTEN STANDORTE DER STRASSERAUF LADEBOX
Das Videodrom sollte allen Berlinern ein Begriff sein. Back in the days, als Video World noch das Quasi-Monopol über sämtliche VHS besaß, pilgerten wir alle nach Kreuzberg um uns mit OT-Fassungen, Kunstfilmen und kompletten Filmografien einzelner Regisseure einzudecken. Und noch schnell einen Blick in den Videodrom Shop, das gehörte dazu. Mittlerweile kaufen wir unsere DVDs online, die Originalfassung gibt es de facto als Gratisbeilage und wir wohnen selbst in Kreuzberg. Und doch behält der Videodrom Shop, mittlerweile von 61 nach 36 gezogen, seinen Reiz.
Auf den kniehohen Tischen liegen die Bücher eng an eng. In den Wandregalen drängen sich die verschieden hohen Bücherrücken. Neben dem Eingang befindet sich ein Posterdisplay und ein Regal neben der Kasse beherbergt die DVDs. Die Schallplatten befinden sich eine Treppe aufwärts auf der offenen Galerie. Ein übersichtliches Geschäft, es könnte ein ganz normaler Buchladen sein.
Hier zählt jedoch der zweite Blick. Entspannt sitzt Ines, die Besitzerin, vor ihrem Laden und erklärt was es mit ihrem Geschäft auf sich hat: „Wir haben aber hauptsächlich Nerdmaterial, wie DVDs, Bücher und Schallplatten, wovon die Leute gar nicht wissen, dass es das gibt. Wir suchen schon ganz spezielle Sachen aus. Bei den DVDs und den Filmen müssen wir das mittlerweile, weil Amazon Marktführer ist und all die Media Märkte einfach schweinegünstig sind. Da sind wir nicht mehr konkurrenzfähig. Wir gehen deshalb nach wie vor in dieses Nischenprogramm, was wir eigentlich auch schon immer gemacht haben.“ Hier kommt der zweite Blick ins Spiel. Neben den Musik-DVDs stehen Horrorfilme aus den 70ern, Trash-Sexfilme aus den 60ern und am anderen Ende des Regals Trashfilme aus der Türkei. Ines findet, dass dies den Leuten zugänglich gemacht werden müsse. Und die Bücher?
„Bei den Büchern geht das eben in die Schiene… Also unsere Kunden müssen auch nicht lesen können, die können einfach Bilder angucken, das ist ja auch ganz schön.“ Dabei lacht sie herzlich. „Romane können sie auch woanders kaufen.“ Es stimmt, das Buch über den Haarkult von Hard Rock-Sängern würde man in jeder Sprache verstehen. Nur ihre Stammkunden möchte Ines nicht preisgeben. „Über unsere ganzen Supernerds würde ich nie reden! Das mache ich nicht.“ Sie schaut resolut, fängt letztendlich aber wieder an zu lachen. „Naja, du hast ja schon Vorstellungen und die sind natürlich richtig! Ich muss dir ja nichts erzählen, was du schon weißt. Wobei Nerdtum ja mittlerweile modern ist, aber wenn das dann jemand von denen liest fühlen sie sich vielleicht noch vorgeführt. Du kannst dir also den Nerd als solches ausdenken, das passt immer!“
Ines grüßt viele Leute, die an ihr vorbei gehen. Man kennt sich hier auf der Straße. Der Altachtundsechziger nickt ihr ebenso wohlwollend zu wie der zerfeierte Hip Hopper, der anständig fragt, ob er einen Sticker auf ihre Bank kleben darf. Ja, er darf.
Seit 23 Jahren lebt sie nun in Kreuzberg. Sie grinst schelmisch, als sie das sagt. „Meine Biografie ist ganz konstant. Also ich mache den Laden seit 21 Jahren. Aber aufregend ist es sicher immer gewesen.“ Sie schaut sich um und begutachtet die Gegend. „Naja, es ist ja toll, dass Berlin nicht mehr so verschnarcht ist. Ich mag das ja eigentlich ganz gerne. Es verändert sich ja vieles und doch bleibt es hier in 36 schon viele Jahre relativ konstant. Die Stadt hat sich schon ein bisschen gefunden. Die Oranienstraße wird zwar schon ein bisschen zur Simon-Dach- Straße – es ist hier abends schon bisschen rumpel-pumpel – aber das ist eben die Großstadt.“ Ein Fahrradkurier hält an und pausiert kurz in ihrem Laden. Natürlich grüßt sie ihn.
Ines ist heute ebenfalls mit ihrem Rennrad unterwegs gewesen. Sie fuhr am Morgen nach Schönefeld. Es macht ihr Spaß und für Autos interessiert sie sich einfach nicht. Das habe nichts mit Umweltbewusstsein zu tun, das ist eben ihre Art des Ausgleiches. Der Ökotrend kam in ihrem Laden noch nicht an. Bei Büchern gibt es zwar bereits diese Tendenz, aber DVDs ökologischer zu produzieren, davon wisse sie nichts. Dass sie ihr Tütensuppenfaible beim Biosupermarkt pflegt ist purer Zufall, denn der liegt nun einmal direkt gegenüber. „Außerdem haben wir im Laden eine Nachtspeicherheizung. Die ist vor allem gar nicht teuer, billiger als Gas!“
Die strasserauf Ladebox wird im Videodrom Shop vor allem von Touristen benutzt – und natürlich von den Mitarbeitern. Ines würde sich freuen, wenn auch mal jemand kommt, der nur sein Handy aufladen möchte. “Die Ladebox müsste einfach noch etwas populärer sein, damit man weiß, dass man da einfach hingehen kann, um sein Handy aufzuladen.“ Sie findet die Idee jedenfalls gut und erhofft sich insgeheim, neue Menschen kennen zu lernen, die sie dann später grüßen wird.
Mehr Standorte der strasserauf Ladebox und Infos auf strasserauf.de
http://videodromshop.blogspot.com/#
Text Miron Tenenberg Layout Josefine Müller
Miron Tenenberg
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