Amrei Hofstätter aka Vertico’s Puppets lebt seit 2007 in Berlin, arbeitet als freie Grafikerin, illustriert und schreibt für das spanische Kunst und Design-Magazin Belio. Ihre letzte Ausstellung fand im Oktober dieses Jahres in der Friedrichshainer Galerie Box32 statt, in deren Rahmen auch eine Kollektion mit ihren Designs verkauft wird.
Ihre meist komplett digital erstellten Arbeiten sind abstrakte und geometrische Halluzinationen einer Welt, in der sich meist weibliche Charaktere mit Formen und Objekten inspiriert von klassischem Origami vermischen. Dadurch entstehenden surreale Hybriden, deren existenzieller Sinn vermeintlich aus nichts anderem zu bestehen scheint als der letzendlichen totalen Auffaltung und Abstraktion. Fernöstliche Ästhetik, Rituale, Magie und fast schon esoterisch-religiös anmutende Symbolik und Ikonografie konfrontiert den Betrachter mit einer komplexen und nicht immer einfach aufzuschlüsselnden Thematik. Auf den ersten Blick begibt man sich in ein idyllisches, fast schon kindliches Szenario, nur um bei genauerer Betrachtung Themen wie Schmerz, Traumata und Selbstmutilation zu entdecken, die sich letzendlich in einer einzig existenziellen Problemstellung bündeln: dem Wunsch nach Transformation in Gegenüberstellung mit der Angst vor dem Scheitern, der totalen Auflösung und damit Auslöschung. Amrei sieht sich dabei schwer von der Freud’schen Psychoanalyse und der Existenz des “Unheimlichen” beeinflußt, einem Konzept, welches heutzutage als “Uncanny Valley Effect” in der Kybernetik Anwendung findet. Dieser Zustand beschreibt die stark ablehnende Reaktion eines Menschen gegenüber einer artifiziellen Kreatur, genau in dem Moment in dem die Schwelle zwischen artifiziell und menschlich überschritten wird.
“Ich möchte die Betrachter in eine ähnliche Gefühlswelt bringen”, sagt sie dazu. “An den Moment, in dem meine Arbeiten nicht mehr nur “ich” sind, sondern beginnt, “sie” zu sein, wenn plötzlich ein interessanter Moment eintritt, an dem sie etwas bisher unterdrücktes in sich selbst wiederfinden. Das kann eine Erinnerung sein, der Hauch eines Gefühls, eines triebhaften Wunsches. In jedem Fall sollen die Betrachter meiner Bilder nicht über mich nachdenken, sondern über sich selbst. Die Geschlechterrollen sollen dabei verwischen, die klischeehaft “weiblichen” Farben sind dabei nichts anderes als Ablenkungsmanöver. Ich mag keine Klischees. Ich mag es, den Betrachter zu überraschen, ihm zu Zeigen, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie auf den ersten Blick zu sein scheinen.”
Sophie Senoner
Sophie Senoner
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