Ende November war es soweit: Die iPad Unikate im GRAVIS Flagshipstore am Ernst-Reuter-Platz wurden versteigert. Proud zieht Bilanz einer ungewöhnlichen Ausstellung. Drei Wochen lang stand die Vitrine in der GRAVIS-Lounge.
Während man nur ein Stockwerk tiefer zahlreiche iPads anfassen, umdrehen und benutzen konnte, waren die drei im Schaukasten off limits. Durch 4 Millimeter Plexiglas von der Öffentlichkeit getrennt, nur gucken, nicht anfassen. Der Grund war jedem, der mit einem Kaffee in der Hand und einer proud unterm Arm an der Vitrine vorbeibalancierte, sofort klar. Das waren keine Massenprodukte, das waren Unikate. Die drei Berliner Künstler Dave the Chimp, Chrisse Kunst und Moritz Stellmacher hatten sich der Geräte angenommen, und mit einem Laser ihre Kunst auf die Rückseite der Tablets graviert. Herausgekommen sind dabei ganz und gar nicht alltägliche Alltagsgegenstände. Alle drei haben dabei das Apple-Logo in der Mitte des iPads in ihre Arbeit miteinbezogen.
Dave the Chimp produzierte ein Design, das an die Leichtigkeit seiner Arbeiten in den Straßen dieser Stadt erinnerte. Der Urban Art Künstler ließ einen riesigen Wurm aus dem Apfel kriechen, der aber natürlich Dandy genug ist, dem geschockten Genießer einen Guten Tag zu wünschen, während er seinen winzigen Zylinder hebt. Moritz Stellmacher wählte einen komplett anderen Ansatz. Er interpretierte das Logo als königliches Insigne und gab es als Reichsapfel einem Monarchen in die Hand. Der König selbst ist dabei ein Archetyp: „Ich habe versucht ein Portrait von einem bestimmtem Charakterzug, aber keiner konkreten Person zu machen. Da sind dann natürlich auch Merkmale von Bekannten mit rein geflossen. Es ist also vor allem auch eine Collage aus sich bei bestimmten Menschen wiederholenden Merkmalen.“, so der Künstler selbst. Chrisse Kunst, der dritte Gestalter, ist seinem extrem feinen Pinselstrich treu geblieben und hat aus dem iPad eine Allegorie auf die Verführung gemacht: Eine scheinbar unendlich detailreiche Schlange umrahmt den Apfel der Versuchung und streckt dabei ihre gespaltene Zunge heraus.
Für Chrisse Kunst liegt in seinen Details auch eine Botschaft an den Betrachter: „Ich hoffe, dass Du Dich, auch wenn es ausgeschaltet ist, darüber freust. Du kannst es immer noch umdrehen und schöne Sachen entdecken. Wenn es irgendwann mal nicht mehr funktionieren sollte, schmeiß es nicht weg, hebe es auf, häng es Dir an die Wand.“ Am 27. November wurde die Vitrine geöffnet und die iPads kamen unter den Hammer. Lev Nordstrom begann den Abend am DJ Pult und holte so auch einige Zaungäste aus dem GRAVIS Erdgeschoss zur Auktion. Als sich gegen 20 Uhr die Bar füllte und die Ungeduld wuchs, ging die Auktion los. Alle Plätze waren besetzt, die Schilder zum Mitbieten verteilt und die Geldbörsen ein letztes Mal kontrolliert. Chrisse Kunst machte mit seiner biblischen Szene den Anfang.
Das Startgebot für 600 Euro wurde aus dem Stand geschafft, und sofort ging es Schlag auf Schlag. Bei 800 Euro wurde klar, dass es hier zu einem Wettbewerb zwischen einem Bieter in der ersten und einer Bieterin in der letzten Reihe kommen würde, doch der Gentleman ließ der Dame bei 960 Euro den Vortritt. Dafür ließ er in der nächsten Auktion nicht locker: Moritz Stellenmachers Monarch ging schon nach wenigen Minuten für 890 Euro an den Mann in der ersten Reihe.
Das iPad von Dave the Chimp markierte den Abschluss der Veranstaltung. Hier kam es noch einmal zu Geboten aus allen Teilen des Publikums und es wechselte für 920 Euro den Besitzer. Jetzt konnten die neuen Eigentümer nicht nur ihre Geräte in Empfang nehmen, sondern erhielten dazu noch jeweils eine iPad Tasche des jungen Berliner Labels „Fucks“. Label-Gründer Paul Kampfmann dazu: „Uns freut natürlich, dass wir unsere Tasche in so einem Rahmen präsentieren können: Vitrine, Finissage, Auktion, das ist super. In unseren Taschen steckt ne Menge Liebe zum Detail, jede einzelne wird bei uns in Neukölln handgedruckt und handgenäht. Da wollen wir die natürlich nicht beim Lidl auf dem Grabbeltisch sehen.“ Nach der Auktion ist vor der Party, und so legte Lev Nordstrom den Hammer beiseite und nahm dafür den Fader in die Hand.
Die kostenlosen Drinks und die wechselnde Deckenbeleuchtung taten ihr übriges, um aus der Auktionshalle in wenigen Minuten eine Bar zu machen. Die iPads waren versteigert, die neuen Besitzer happy. Einer von ihnen, Cim Topal, fasst es für sich so zusammen: „Ob Kunst und Kommerz immer funktioniert? Das weiß ich nicht. Aber hier und heute hat es geklappt!“
www.gravis.de
Emin Mahrt
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