TYPO Berlin Report

von Vinzent Britz


Worum handelt es sich?

Sie spricht alle Sprachen
Sie liebt den Kontrast
Sie kann flattern, aber nicht fliegen,
fließen, aber nicht schwimmen
mal ist sie ist dünn und läuft weit,
mal ist sie fett und gemein
ihre Ausrichtung ist meist links
und sie bleibt stets auf der Horizontalen
Sie ist die Manifestion der Sprache

Die Schrift

[like-lock]Jeder kann lesen, viele tun es auch. Manche schreiben und alle tippen. Man kommt um den Umgang mit Buchstaben nicht umher und doch wird der Schrift in der Regel wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Was ist jetzt aber Typografie? Ich sage: Der Umgang mit Schriften und Schriftzeichen. Während ein Autor den Inhalt eines Textes generiert, setzt der Typograph ihn in Schrift und Satz um. Auch die Kreation von Logos und der Corporate Identity einer Firma benötigt typografische Kenntnisse und somit sind Grafiker meist häufig in ihrer Karriere mit dem Thema konfrontiert.

Bei der TYPO Berlin wird denen, die wegen stundenlangen Sezieren von schlecht gelayouteten Speisekarten als Nerds abgestempelt werden, eine Spielwiese geboten, die europaweit ihres Gleichen sucht. Hier treffen sich die Koryphäen der Schriftgestaltung und deren Novizen, um über neue Trends beziehungsweise Fonts zu diskutieren. Junge Spunts mit tätowierten &-Zeichen auf dem Unterschenkel diskutieren mit Schweizer Anzugträgern über die “Helvetica” oder neue Displayfonts fürs iPad. Beim Kalligrafie-Seminar wird mit verschiedensten, altertümlichen Schreibwerkzeugen gearbeitet und nostalgisch verschnörkelte Buchstaben kreiert. Zwei Stockwerke weiter oben werden Desktop-Fonts unter die Lupe genommen. Man kann sich berieseln oder inspirieren lassen oder selbst Hand anlegen und Schrift “zeichnen” oder T-Shirts verzieren. Spannend ist wie unterschiedlich die Interessen der Besucher tatsächlich sind — während sich der 22-jährige Digital Native die Veranstaltung zum Thema “Magazine auf dem iPad” anschaut, setzt sich die schwäbische Verpackungsdesignerin lieber in die “Bildschirm und Print: 100 Jahre Nachholbedarf?” Diskussion. Alle vereint die Liebe zur Schrift und die kleine Plastik-Eintrittskarte, welche den Normalsterblichen, vom typophilen Messegast unterscheidet. Wer gleich richtig einsteigen will, hat sich zusätzlich beim Recruiting-Desk um einen Job in einer angesagten Typo-Bude beworben um seine Umwelt in Zukunft noch ein bisschen lesbarer zu machen. [/like-lock]

Vinzent Britz

Vinzent Britz

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