Tatsumi Orimoto

von Moritz Stellmacher


Tatsumi Orimotos Videos und Photographien sind eng verknüpft mit seinen Performances, in denen er sich mit dem Alltagsleben, dem Altern und Fragen der Kommunikation auseinandersetzt. Er thematisiert in seiner künstlerischen Arbeit den gesellschaftlichen Umgang mit dem Altern und der damit verbundenen sozialen Aus- und Abgrenzung. Seine an Alzheimer und Depression leidende Mutter ist für Tatsumi Orimoto ein 24 Stunden zu betreuender Pflegefall, um den er sich seit Jahren liebevoll kümmert. Gleichzeitig ist sie Objekt seines künstlerischen Schaffens.

In den 1970er Jahren arbeitete Tatsumi Orimoto in den USA als Assistent von Nam June Paik. Seit seinen Erfahrungen in der Zeit der Fluxusbewegung hat sich seine künstlerische Arbeit mit dem Thema der Kommunikation auseinandergesetzt. Ein wichtiges Beispiel hierfür sind seine ungewöhnlichen „Bread Man“ Performances, in denen er, mit mehreren Laib Brot an seinen Kopf gebunden, überall auf der Welt mit den Menschen auf der Straße kommunizierte. Das Brot dient ihm dabei als ein polyvalentes Symbol, das vielfache Assoziationen aufruft: Von seiner Funktion als Grundnahrungsmittel, über Konnotationen von Konsumverhalten und Armut bis hin zu seiner Bedeutung in der christlichen Ikonographie als Sinnbild des Teilens einerseits und des Opfertodes andererseits.

Die kommende Gruppenausstellung in der auch Tatsumi Orimoto vertreten seien wird heißt Reflection, was ist das Thema dieser Ausstellung?

Diese Ausstellung soll ein bisschen zum Nachdenken und Reflektieren anregen. In Zeiten von immer höhe- ren Geschwindigkeiten wirkt es richtig wohltuend die Bewegungen von Tatsumi Orimoto’s Mutter zu beobachten.

Wie sind Sie das erste Mal mit Orimotos Werk in Berührung gekommen und welche Aspekte haben Sie damals besonders fasziniert?

Ich bin den Arbeiten von Tatsumi Orimoto zum ersten Mal in einer Gruppenausstellung in Berlin begegnet. Die Ausstellung war schrecklich, aber Tatsumi’s Fotos waren wie ein Stern am grauen Himmel. Seither habe ich ihn in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und vertrete ihn kommerziell seit 2001.

Welche Idee steckt hinter den “Bread Men-Performances”?

Kommunikation ist eines seiner Leitmotive. Brot gibt es nicht in der asiatischen Kultur. Diese Performance begleitet ihn seit vielen Jahren und wurde parallel zu anderen Ausstellungsräumen in über 150 Städten aufgeführt.

Warum hat Orimoto in Bildern der “Art Mama + Son” Serie seine Mutter in ein Paar riesige Schuhe gesteckt?

Seine Mutter hat oft von ihrer Kindheit gesprochen. Ein Zentrales Erlebnis war der Blick ihres Lehrers auf ihre zerlumpten Schuhe, da sie sehr arm aufgewachsen ist. Außerdem war sie sehr klein. Deshalb hat er ihr einfach schöne, neue, hohe, grüne Schuhe gemacht.

Unterscheidet sich die gesellschaftliche Stellung von Senioren in Japan von der in Deutschland?

Ja, wesentlich. Der alte Mensch erfährt den größten Respekt. Deshalb wurde Tatstumi Orimoto oft angefeindet. Die Performance mit seiner Mutter passt gar nicht in dieses Bild.

Was sind Inspiration und Einflüsse in Orimotos Werk?

Sein Studium in New York. Er gehört zur ersten Generation von japanischen Künstlern, die komplett im Westen ausgebildet wurden. Auch seine Arbeit mit Nam Jun Paik und Joseph Beuys in New york.

Moritz Stellmacher

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