Ein Interview mit Gründer Eric Wahlforss (Forss).
Drei Monate alt (Februar 2009), 70.000 User, mehr als 100.000 Tracks, was seid Ihr eigentlich?
Wer gehört eigentlich alles zur Soundcloud?
Alex und ich sprachen das erste Mal Anfang 2006 über Soundcloud. Doch die Idee war noch nicht ausgereift. Zu der Zeit lebten wir in Stockholm und waren gerade dabei unser Studium abzuschließen. Alles war ein bisschen chaotisch, naja. Irgendwann gab es eine Art Brainstorm-Meeting. Uns fiel dabei auf, dass wir die meisten unserer Ideen rausschmeißen mussten, um uns auf eine Sache zu konzentrieren: Das Teilen von Musik. Das ist es, was wir machen wollten! Dann kam natürlich die Frage, wo das ganze stattfinden soll. Wir wussten, wenn wir in Stockholm blieben, würde es zu einer dieser skandinavischen Sachen heranwachsen. Wir hatten Optionen: London ist ein guter Platz für Internet-Startups, Barcelona ist super, in Wien gab es eine Art Startup-Förderung und dann war da noch Berlin. Ich hatte zuvor in Berlin gelebt und einige Kontakte in der Stadt. Wir entschlossen uns im Sommer 2007 alle Städte zu besuchen und herauszufinden, in welcher wir bleiben würden, was unglaublich Spaß gemacht hat. Alex und ich haben uns auf einen 5-Tage- Trip begeben. Erst zum Sonar Festival in Barcelona, gleich danach auf einen fetten Rave und weiter nach Wien. Dort harmonierte es nicht, was vielleicht daran lag, dass wir gerade mal ein paar Stunden geschlafen hatten. Später ging es nach Berlin. Dort trafen wir relativ schnell unseren Business-Angel, Christoph, der sagte: „Wenn ihr hier runter kommt, dann machen wir das.“ Es stellte sich heraus, dass Berlin der Ort ist, an dem wir arbeiten und leben wollten. Erst ging es zurück nach Stockholm und nach nur einer Woche haben wir unsere Sachen gepackt und sind nach Berlin gezogen. Viele unserer Freunde zogen mit und halfen uns viel. Inzwischen haben wir ein sehr internationales Team: Programmierer aus Amerikaner, Grafikdesigner aus Deutschland, Flash-Programmierer aus Litauen und so weiter.
Wie etabliert ihr Soundcloud, wo es doch so viele Alternativen auf dem Markt gibt?
Um die Frage direkt zu beantworten: Wir glauben nicht, dass irgendwelche Alternativen zu Soundcloud existieren, was das Schicken und Empfangen von Musik betrifft. Stell dir die Zeit vor flickr vor – es gab keinen wirklich guten Weg deine Fotos mit 20 deiner Freunde zu teilen. Dir blieb nur der Weg diese per Email anzuhängen oder auf irgendwelchen, wirklich schlechten Seiten hochzuladen. Als flickr kam, war es auf einfachste Weise möglich, alle deine Bilder zu präsentieren. Es gab bis jetzt keine Seite, die explizit darauf spezialisiert ist, Musik auf einfache Art mit Freunden zu teilen. Das ist 100% unser Fokus.
Und was, wenn ich meinen Lieblings-Britney-Song hochladen will?
Dieser Problematik müssen wir uns glücklicherweise kaum stellen. Grund ist wahrscheinlich, dass es bereits so viele Orte im Internet gibt, die geradezu einladen, illegale Inhalte hochzuladen. Bei uns hast du dein eigenes Profil, es ist alles professionell aufgezogen. Du sollst dich als Künstler präsentieren, deine Musik. Vielleicht ändert sich das, wenn wir stärker wachsen.
Wie viele Leute nutzen denn eure Plattform?
Im Moment sind es um die 70.000 und ich glaube, wir haben vor kurzem die 100.000 Tracks-Marke geknackt.
Seit wann?
Wir hatten unseren Launch vor etwa drei Monaten. Davor gab es eine einjährige private Beta-Test-Phase. Die Plattform wächst seit der offiziellen Öffnung zu unserer Freude sehr, sehr schnell.
Ist es umsonst?
Du kannst dich kostenlos anmelden. Doch es gibt einige Limits. Ähnlich wie bei anderen Hosting-Seiten kannst du mit einem kostenfreien Account nur eine bestimmte Anzahl von Tracks pro Monat hochladen. Benötigst du mehr, brauchst du einen unserer PRO-Accounts. Die günstigsten Accounts kosten 9 Euro im Monat oder 99 Euro im Jahr.
Damit finanziert ihr die Serverkosten?
Das ist, worauf wir uns momentan konzentrieren: die PRO-Accounts. Natürlich nutzen die meisten Leute die Seite bisher kostenfrei. Doch die, die sie intensiver nutzen, haben alle einen dieser PRO-Accounts.
Gibt es irgendwelche berühmten Labels oder Personen die eure Plattform nutzen?
Haha, einer der für unseren teuersten Account bezahlt, ist zum Beispiel MC Hammer. Oder das Label Kompakt aus Köln.
MC Hammer?! Cool. Was hat es genau mit der Soundcloud DropBox auf sich?
Die DropBox ermöglicht es auf einfache Art, Musik zu empfangen. Jemand, der dir einen Track schicken möchte, kann dies über die DropBox tun. Es ist eine einfache Ein-Klick-Variante. Das Label Kompakt nutzt Soundcloud zum Beispiel für den Empfang von Demo-Tapes.
Gibt’s noch mehr interessante Funktionen?
Soundcloud is about moving music – das ist, was wir uns auf die Website schreiben. Du kannst Musik verschicken, empfangen und verteilen. Außerdem gibt es verschiedene Sachen, wie den SoundCloud-Player und natürlich eine Übersicht über dein Netzwerk. Eine Menge kannst du auch auf MySpace oder Facebook einbinden. Unser Musikplayer zeigt dir eine visuelle Pegelkurve an, das ist einzigartig. Tailored for audio! Jedes Mal, wenn jemand einen Track hochlädt, wird der Track direkt analysiert dargestellt. So kannst du zum Beispiel bei einem Dance-Track sehr einfach die Breaks erkennen und auch direkt an der Stelle kommentieren. Das ist sehr hilfreich, falls man sich mit Freunden oder Partnern über bestimmte Musik austauschen möchte. Das Kommentieren muss übrigens nicht öffentlich geschehen, viele Leute nutzen hierfür die private Funktion. Du kannst eine Konversation an einem bestimmten Punkt mitten im Track starten. Diese Funktion ist sehr beliebt. Man kann sich so mehr detailliert über Musik austauschen – viel tiefgründiger als anderswo.
Welche Limits gibt es bei Free-Accounts?
Momentan kann man fünf Tracks pro Monat hochladen. Wenn man mehr Volumen benötigt, muss man seine Kreditkarteninformationen angeben. Das hilft gegen Musikpiraterie.
Werdet ihr euch in Zukunft auf Hosting spezialisieren oder wird man irgendwann auf Soundcloud zusammen produzieren können?
Viele Leute haben versucht so etwas zu etablieren – doch technisch hat es noch keiner umsetzen können. Vielleicht in ein paar Jahren, aber momentan fokussieren wir uns auf das Hosten von Musik. Was wir aber haben, ist eine API; diese ermöglicht externen Programmieren, Programme für Soundcloud zu konzipieren. Zum Beispiel einen Player den man auf Facebook oder MySpace einbinden kann. So wie die kleinen Spiele, die für Facebook gemacht werden.
Wenn ich aber Sendspace oder Rapidshare benutze, wie überzeugt ihr mich davon zu euch kommen? Ich will doch nur einen Track hochladen?
Es gibt viele verschiedene Anwendungsbereiche. Du musst wegkommen von dem Gedanken, dass du jemandem einen Track zuschickst. Es geht mehr darum, dass du diesen in deine Cloud steckst, ihn dir dort anhören kannst und vielen Leuten zugänglich machst. Dieser wird kommentiert und vielleicht lädt es mal jemand runter. Doch in den meisten Fällen hören sich die Leute die Tracks direkt bei dir an, ohne sie erst herunterladen zu müssen. Dieser Schritt verschwindet. Die ganzen Hosting-Seiten sind nicht für Musik gemacht, sondern für jede Art von Datei. Bei uns geht es einzig und allein um die Musik.
Danke sehr Eric!
www.soundcloud.com/eric
www.soundcloud.com/forss
www.soundcloud.com/proud
Emin Mahrt
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