Official Video – Boredom
Making of
Ein Track lebt von der Stimmung, die er verbreitet. Ob verliebt, gelangweilt, melancholisch, euphorisch oder schlicht optimistisch, jeder Künstler, jeder Komponist und jede Band braucht ihre eigene Stimme. Eine Stimme die ihren Songs Gehör verleit, die dazu verleitet, gehört zu werden, gefühlt zu werden. Ansonsten kann es schnell „I ain’t feelin’ that“ heißen. Es waren mein Bauchgefühl und mein Verleger Emin, die mich zum Interview mit Pretty Mery K bewegten. Aber vor allem war es die einzigartige Stimme der gebürtigen Berlinerin Meryem Kilic auf melodiösen Klangplateaus gebettet, stark, weich und von einer schleierhaften Dynamik. Mery In Wonderland. Sie sind zu dritt und fahren für das Interview von ihrer momentanen Wohn- und Hochschulhaft Dresden nach Berlin, zu uns ins proud Büro. Das Fotoshooting haben sie schon hinter sich, aber wir sind neugierig und auf der Suche nach Hintergründen und Inhalten, Gedanken und Inspiration, Zusammenhalt und Unabhängigkeit. Wir wollen die Menschen hinter Pretty Mery K entdecken – eine Band mit ihrer eigenen Stimme, gar mit drei eigenen Stimmen – denn, und das ist schon nach kurzem reinhören klar, there’s definitely something about Mery.
Wer macht denn jetzt was bei Euch?
Mery: Gesang.
Micha: Schlagzeug und Klavier.
Dirk: Gitarre, oder auch Bass.
War unser Artist Shoot das erste Foto-Shooting dieser Art für Euch?
Me: Also so professionell, schon.
Mi: Ich habe mir extra noch zwei Hosen und ein paar Schuhe und zwei Oberteile für das Shooting gekauft.
Auf eurer Myspace-Seite sind fünf Songs zu hören.
Mi: Vier der Songs haben wir um Weihnachten herum in unserem Proberaum in Dresden aufgenommen und von einem Bekannten mischen lassen. Boredom haben wir mit einem Produzenten in Berlin aufgenommen.
Ihr seid alle an der Hochschule für Musik in Dresden. Gibt es viele an der Hochschule, die sich in Formationen wiederfinden und gemeinsam musizieren?
Mi: Ja, ich glaube schon. Es ist natürlich auch die Frage, ob man die richtigen Leute findet.
Wer hat wen entdeckt?
Mi: Ich habe Meryem zum ersten Mal bei einer monatlichen Vocal-Night in einem Dresdener Jazzclub gesehen und singen gehört.
Di: Ich habe Meryem dort auch zum ersten Mal wahrgenommen und fand ihre Stimme und ihren Style eigen.
Mir ist Merys Stimme auch als erstes aufgefallen.
Me: Dazu muss man aber sagen, dass diese Musik vordergründig auf die Stimme zugeschnitten ist, also auf die Frontfrau. Der Sound der Band entsteht aber aus unser aller Zusammenarbeit, obwohl man vordergründig die Stimme wahrnimmt. Und deshalb sind wir auch zu dritt hier.
Der Bandname ist aber auch auf die Frontfrau zugeschnitten, oder hat der eine andere Bedeutung?
Di: Das ist natürlich ein Wortspiel mit Merys Namen, basiert aber auch auf einem Song von Elliot Smith, Pretty Mary K, halt mit „e“.
Me: Sonst hätten wir eventuell noch rechtliche Schwierigkeiten bekommen.
Dann schreiben wir den Bandnamen einfach nicht ins Interview. Wie viele Songs sind es denn inzwischen?
Di: Zwölf, die aber noch nicht komplett gemischt und gemastert sind. Da sind wir noch auf der Suche nach einem Studio und einem Produzenten, der uns da soundlich etwas unter die Arme greift.
Mi: Wir haben uns letztes Jahr im September zum ersten Mal zusammengefunden und seitdem bauen wir noch jedes Mal die Mikrofone neu auf. Das ist noch nicht das Endprodukt. Das sind Vorproduktionen.
Wie ist da euer Zeitplan?
Mi: Wir haben uns ein Jahr damit beschäftigt Material zu haben. Jetzt ist es wichtig dieses Material auch mal Live zu spielen und zu schauen, wie das überhaupt ankommt.
Di: Wir haben schon den Idealismus, dass Musik uns sehr wichtig ist und wenn wir keine gute Musik haben, dann wollen wir auch nicht auf die Bühne. Aber jetzt sind wir an einem Punkt, wo wir möglichst schnell Leute erreichen möchten.
War die Entscheidung Musik zu studieren eine Entscheidung, um die Erfolgschancen zu erhöhen, um seriöser rüberzukommen?
Di: Bei mir sind es zwei Gründe, weshalb ich dieses Studium angefangen habe. Zum einen hatte ich lange ein sehr starkes Bedürfnis Jazzmusik zu erlernen – grob gesagt eine sehr komplexe Musik, die man aber auch studieren kann. Zum anderen stamme ich aber auch aus einem Haushalt, wo Bildung hochgeschrieben wurde und ich in jungen Jahren sozusagen der Illusion verfallen bin, wenn man das studiert, dann ist man danach besser. Musik funktioniert meines Erachtens nicht über solche Institutionen, oder nur bis zu einem gewissen Grad, technische Fähigkeiten vielleicht. Musik hat aber viel mehr mit dem Leben, mit Emotionen und mit Kreativität zu tun.
Aus welchen Emotionen heraus entsteht eure Musik, entstehen die Texte?
Me: Die Texte sind von mir. Bisher haben wir noch keinen Song geschrieben, wo der Text als Erstes da war. Ich weiß nicht ob ihr die Emotionen teilt, aber jeder wird sich bei dem Song unabhängig von den Texten auch etwas eigenes denken, oder sich an etwas anderes erinnern, etwas anderes damit assoziieren. Das ist nicht kalkuliert oder berechnend. Es ist alles persönlich, mein Innerstes halt. Ich versuche das aber auch nicht zu offensichtlich zu machen. Wenn man Gefühle zu direkt, zu plakativ äußert, kann das beim Zuhörer ein gewisses Unbehagen erzeugen, eine Art Fremdschämen.
Di: Man muss eben Räume für die Interpretation zulassen.
Mi: Wir vertrauen uns da alle drei musikalisch sehr.
Comet, unser Kieztiger, betritt den Raum und verlässt uns wieder. Er hinterlässt eine große Seifenblase als Andenken. „17 Sekunden soll sie leben“, ruft er noch hinterher.
Keine Ahnung, wie ich das jetzt einbauen soll.
Me: Songtexte zu schreiben ist aber an sich eine total ätzende Arbeit finde ich. Dann sitzt man da. Was schreibe ich jetzt? Dann muss sich das auch noch alles reimen. Das ist anstrengend.
Wieso Englisch?
Me: Wieso nicht?
Ihr seid ja auch auf Deutsch eloquent genug. Aber gut, man wächst halt auf mit Pop Musik, die auf Englisch ist.
Me: Eben. Ich bin mit Englisch-sprachiger Musik aufgewachsen. Ich verstehe mehr wie ein Songtext, technisch gesehen, auf Englisch funktioniert. Auch allein schon die Floskeln. In englischen Songtexten gibt es erstmal hundert Floskeln, die man alle kennt, die immer wiederkehren und die man versucht zu umgehen.
Zum Beispiel?
Me: Love comes from up above.
Mi: Oder spread your wings and fly. Wenn du so etwas mal schreiben würdest, dann würde ich protestieren.
Me: Eine Zeitlang haben alle auf Englisch gesungen, dann gab es vor zwei Jahren diese Deutsch-Pop Welle. Das kann sich in ein paar Jahren auch wieder ändern. Und dann ist Hip Hop auf einmal wieder groß.
Mi: Hip Hop ist immer groß.
Hip Hop ist… ja, danke. In welche Richtung geht denn euer Sound?
Di: Klar ist, dass wir Einflüsse haben.
Me: Ich finde, dass wir einen relativ eigenständigen Sound haben, muss ich mal ganz unbescheiden sagen. Aber im weitesten Sinne ist das natürlich Pop. Gitarren-Pop-Musik.
Wahrscheinlich setzt einem der eigene Geschmack auch Grenzen.
Mi: Das ist die einzige Grenze die eigentlich wichtig ist – der eigene Geschmack von uns Dreien.
War es unangenehm für euch beim Foto-Shooting vor der Kamera zu stehen und zu posen?
Mi: Überhaupt nicht. Das hat Spaß gemacht! Das ist auch Teil des Jobs, dass man da Profi ist und sich nicht ziert oder scheut.
Di: Ich habe mir schon Gedanken gemacht. Wir haben die Fotos in dieser Bauruine neben dem Köpi geschossen, diesem besetzten Haus an der Köpenicker Straße, wo auch Obdachlose und Drogenabhängige und Verrückte drin sind. Eben Leute die sozusagen am unteren Rand der Gesellschaft leben. Und wir dann daneben, durchgestylt mit teuren Klamotten und Brillen, in die Kamera lächelnd.
Mi: Haben wir doch gar nicht.
Das ist doch ein interessanter Gegensatz. Einerseits schlägt man eine Karriere als Musiker ein und hat berechtigte Existenzängste und eventuell nicht das höchste Einkommen. Andererseits findet man sich im gleichen Beruf durchgestylt neben Leuten wieder, denen es noch schlechter zu gehen scheint.
Mi: Aber wenn es schlecht läuft, liegen wir in zehn Jahren auch da.
Und dann machen wir noch ein Foto-Shooting für die proud.
Mi: Ein Artist Shoot zum Thema: Was wurde eigentlich aus – Pretty Mery K?
Ihr seht das aber schon als nachhaltiges Projekt an, oder?
Di: Auf jeden Fall. Das ist der Fokus. Danach gibt es erstmal nichts.
Interview: Lev Nordstrom
Musik gibts hier zu hören:
Links:
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