Griserie! Toxicomanie! Légalité! Unter diesem Motto testet Miron in der proud, ob die Dosis wirklich das Gift macht.Nennt ihm Eure Hausmittel – Rausch und Sucht – und lasst ihn fliegen: miron@proudmagazine.de
Bananen sind einzigartige Früchte. Keine andere Frucht ist länglich, gelb und krumm. Keine andere Frucht besitzt eine dicke, plastikartige Schale. Keine andere Frucht verfügt über ein Frucht- fleisch, welches – je nach Reifegrad – eine harte bis schleimige Konsistenz hat. Keine andere Frucht kann so obszön beim Essen aussehen. Keiner anderen Frucht liegt der Vergleich mit einem Penis so nahe. Zonen-Gabi musste selber lachen, als sie sich mit einer Gurke in der Hand ablichten ließ und vorgab, dass das ihre erste Banane wäre. Bananen waren auf deutscher Ebene in der Tat einmal Mangelware und zusätzlich europäisches Streitobjekt.
In den Land der unbegrenzten Möglichkeiten haben Hippies zu ihrer Zeit Bananen auf Drogentauglichkeit untersucht. Das daraus entstandene Rauschmittel nannten sie electric bananas und wurde geraucht.Yellow haze nennt es der öffentlichkeitsscheue Autor Thomas Pynchon in seinem neuen Roman Natürliche Mängel. Dort wird die Droge von Kevin, dem Besitzer des Kosmik Banana vertrieben. In seinem Laden in Los Angeles verkauft er eigentlich mit Kuvertüre überzogene, gefrorene Bananen. Die übriggebliebenen Bananenschalen lässt er im Schichtbetrieb auskratzen, ofentrocknen und pulverisieren. Die Hippies glauben daran und Kevin glaubt an sein Geschäftsmodell. Immerhin berichten einige von psychedelischen Reisen durch Raum und Zeit, andere bleiben auf grausamen Atemwegsproblemen sitzen. Angespornt von einschlägigen Zines der Szene, in denen auf chemischer Basis Bananen mit LSD verglichen werden oder von indonesischen Bananenkulten die Rede ist, brummt Kevins Geschäft. Die Geschichte macht mich heiß, ich will es jetzt auch probieren! Das Buch, bei Rowohlt erschienen, kostet 24,95 Euro für 477 Seiten. Außerdem findet Ihr einige Verweise zu kalifornischen Drogenwelten der Siebziger Jahre, aber das nur nebenbei…
Banana-o-rama im Jahr 2011 sieht anders aus. Das Internet liefert genügend Anleitungen um eigentlich alles selber zu machen. Das gilt natürlich auch für die rauschfördernde Substanzen der Banane. Die wichtigsten drei Darreichungsformen zum Rauchen möchte ich Euch hier beschreiben:
Als Erstes gibt es die klassische und einfachste Variante des Trocknens und Rauchens. Einfach die Innenseite der Schale abkratzen und trocknen lassen. Das Endprodukt in einem Gemisch mit Tabak oder pur rauchen. Hierbei variiert der Rauschzustand aber erheblich.
Auf dem zweite Weg zu der Rauchware, müsst Ihr die abgekratzte Bananenreste mit etwas Wasser in einer Pfanne kochen bis das Wasser verdunstet ist und sich auf dem Pfannenboden eine schwarze, klebrige Masse bildet. Tattaa: Das ist das rauchfertige Endprodukt.
Für die letzte Vorgehensweise, der Alkoholextraktion, benötigt Ihr hochprozentigen Alkohol, den Ihr am besten in der Apotheke kauft. In diesen legt Ihr das frische Schalenmark für ein paar Tage ein. Danach die Flüssigkeit durch nur leichtes Erwärmen verdunsten lassen und der übriggebliebene Grund ist Euer eigenes Bananadope.
Aus zeitlichen Gründen entscheide ich mich für die Variante 1: kratzen, trocknen, rauchen. Hier tritt meine eigene Faulheit zu Tage, aber vielleicht ringe ich mich diesen Sommer noch dazu durch, die anderen Möglichkeiten auszuprobieren. Thematisch passen würde ein sonniger Tag auf dem Dach mit Unmengen Banana-Splits. Was für ein guter Vorsatz zum Anfang des Jahres. Dennoch konzentriere ich mich jetzt im Winter auf das einfache Trocknen der Schaleninnenseiten und das Rauchen der schwarzen Überreste.
Der pure Zug aus der Pfeife ist unangenehm herunter zu bekommen, dennoch mild im Nachgeschmack und keinesfalls bitter am Gaumen. Ich wundere mich, ob es der Eigengeschmack meiner kleinen rot-eloxierten Pfeife ist, der mir auf der Zunge liegt. Nach zehn Jahren in meinem Besitz kann ich mich gar nicht erinnern, diese einmal groß gereinigt zu haben oder in ein Bad mit Schmandex gelegt zu haben. Das wäre ein weiterer guter Vorsatz für dieses Jahr! Der Rausch ist hingegen sehr unterschwellig und angenehm. Ich kichere ein wenig vor mich hin, fühle mich leicht vernebelt und genieße den Prosecco, den es dazu gibt. Wäre nur der Geschmack der Pfeife nicht so störend, ich hätte Lust mehr davon zu probieren.
Nach ein paar weiteren Flaschen habe ich mich bereits daran gewöhnt. Auf die Frage wie es denn meiner Banane geht falle ich, jedoch in schallendes Gelächter. Ich höre gar nicht mehr auf zu lachen und fühle mich wie ein Kind, dass – jung wie es ist – das erste Mal verbotene Sachen ausprobiert, auf der Suche die eigene Naivität zu verlieren. Meiner Banane geht es gut, herzlichen Dank! Die Banane ist und bleibt obszön.
Irgendwann lasse ich es mit der schwarzen Knete dennoch sein. Im Duell mit dem Prosecco, bleibt die Bananenschale einfach mit zu großem Abstand hintenan. Es ist zwar ein angenehmer Rausch, ein erhellendes Lachen, der vom Rauchen des Bananenschalenmarks ausgeht, überzeugend ist die schwarze Masse indes nicht. Gerne lasse ich mich auf eine Banana- Split-Party ein und versuche es dann mit den anderen Möglichkeiten der Haze-Gewinnung. Falls jemand Lust hat dabei zu sein, schreibt mir eine Email an oben genannte Adresse.
Text: Miron Tenenberg
Grafik: Vinzent Britz
Miron Tenenberg
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