Snoopdose – Soberdose extra high

von Redaktion


In der Soberdose werden keine illegalen Drogen besprochen. Bei dem Konzert von Snoop Dog kommen unsere Gastautoren Pypi Vogel und Mosche Kreuzberg jedoch nicht um den Konsum vonTHC herum. Die Autoren bitten um Nachsicht!

Pypi: Snoop ist in Berlin. Aber Snopp Dogg hat Angst vor Kreuzberg. Lev ruft an. Levs Anrufe sehen so aus: „Ey, meinst du, du hast / du kannst / du willst…?“ Aber es geht los mit: „Äh… du… also ich hab einen Anruf bekommen…“ Okay – “Also… ich werde vor Snoops Show als Opener in der Columbiahalle auflegen.“ Jubel auf beiden Seiten der Leitung. Fashizzle – nochmal! Alle sind aus dem Häuschen und wir…

Mosche: Alter, komm auf den Punkt!

Pypi: Was ist denn mit dir? Egal! Ab in die Columbiahalle. Sie feiert ihren 60. Geburtstag, und leistet Berlin seit 13 Jahren treue Dienste. Da hat Snoop bereits sein drittes Album draußen. Die ersten beiden Alben kamen bei Death Row heraus…

Mosche: Ist okay, Pypi! Das erste was ich dort sehe, ist ein ausgeleuchteter Brezelstand. Pfui, Alter. Bier war klar, aber weiche Brezeln – Teigmasse? Bei Snoop wurden dicke Brezeln gegessen, das sagt alles.

Pypi: Vom Eingang mit der Fressmeile kämpfen wir uns in die erste Reihe; wollen Lev von vorne aus supporten. Unser Versuch wird in der vierten Reihe gestoppt. Mosche bleibt stehen. Er ist eine Plage.

Mosche: Danke, du kleine Prinzessin! Als mir ein Aggro-Atze in die Rippen boxt bleibe ich – natürlich – stehen. Ich lächle den Typen an, er ist zwei Köpfe kleiner als ich. Auch gut. Pypi motzt: Wir würden auch nach dem DJ wieder weggehen. Trotzdem bleiben wir genau dort stehen.

Pypi: Kaum geht es los, heulen die Mädchen neben uns auf: „Boah ist das laut, ey!“. Lev macht sein Set, heute als Mr. Transatlantic. Wir feiern aber Mr. White Chocolate, er ist nämlich Opener von Snoop! Party on, wir bouncen. Als er nach seinem Feierabend zu uns kommt, hat er Snoop nicht einmal backstage gesehen. Der wäre hermetisch abgeriegelt. Hat Snoop Angst vor Kreuzberg?

Es wird heiß, die Gäste werden unruhig und Snoop Doggy Doggs DJ spielt einen einstündigen Hip Hop-Mix von der CD ab. Doch die Leute wollen Snoop live, nicht Hip Hop-Mix von der CD. Alle ziehen Fressen, es wird unruhig.

Mosche: Snoop hat Angst vor Kreuzberg! Gäbe es Glasflaschen, dann würde ich die jetzt auf die Bühne werfen. Als wir uns entschließen zu gehen, kommt Snoop endlich mit großem Tamtam auf die Bühne. Immerhin. Tiefer Sound und eine atemberaubende Beleuchtung und wir werden Teil der Show. Ich kann mich nicht satt sehen. Da ist zum Beispiel der füllige Bodyguard im besten Alter. Mit spiegelnder Glatze, wachen Augen und gepflegtem Schnauzbart steht er in seinem Zweireiher wie ein Wachhund hinter dem Lautsprecher auf der Bühne. Regungslos schaut er sich das Publikum an, eine Motown-Traumrolle in der großen Snoop-Show. Alles funktioniert, wir jubeln und freaken und doch – wir sehen eine Hollywood-Inszenierung auf Riesenleinwand.

Pypi: Echt mal, wir atmen nicht die gleiche Luft mit Snoop. Es ist eine komplett surreale Situation. Da steht plötzlich das Jugend-Ghetto-Idol live auf der Bühne, Warren G kommt vorbei, als wäre nichts gewesen, aber aber alles ist hier Puppentheater. Ein bisschen „I say this and you say that“ ist alles an Interaktion mit uns. Wahrscheinlich würde er uns auch weiter animieren, wenn wir ihn nur still und stumm anglotzen würden. Es ist wie auf einer DVD. Mal abgesehen, dass er uns ständig zum Grasrauchen auffordert und dabei übersehen haben muss, dass die sehr wichtigen Sicherheitsleute mit Solarent- Chick und Pumperbody an der Tür Tabakbeutel filzen und das gefundene Gras rigoros wegwerfen. Die Columbiahalle ist ja offiziell rauchfrei. Einen Tag später berichtet die Berliner Presse, dass die Columbiahalle selten so verraucht gewesen wäre. Schon klar.

Mosche: Tolle Show, merkwürdiges Umfeld! Zum Schluss ein grauenhaftes Schwanzfinale. Snoop zeigt wie down er mit Kreuzberg ist und holt den musikalischen Penis aus der Hose: „Sweat“ featuring Guetta. „All the girls sing this!“ fordert er und alle Girls krächzen ihm halblaut irgendwas entgegen. „All the boys sing that!“ und alle Boys prollen jaulend wie wilde Hunde. Die Mädchen Mauerblümchen, die Jungs Gorillas – zu viel Schwanz für alle.

Pypi: I wanna make you sweat, das ist einfach eine miese Ansage. Alter, pack den Penis wieder ein! Damit finanziert er doch nur seine Rente. Puppentheater! Bis zum letzten Lied sogar ein gekonntes Puppentheater, aber immer noch Theater. Danach sind wir ohrtot.

Mosche: Ja, das ist krass. Ich nenne dich zum Test sogar Schlampe, aber du

kriegst nichts mehr mit. Zweimal sogar, biatch!

Pypi: Was bitte?! Du Assi.

Wer Snoop in der Columbiahalle verpasst hat, sollte sich einen Beamer mit Soundanlage holen und seine Homies zu einem Youtube-Abend einladen. Die Show wird funktionieren.

Pypi: …und rauchen ist dann auch erlaubt.

Text Pypi Vogel, Mosche Kreuzberg

Redaktion

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