Das Berliner Duo Skinnerbox hat seit kurzem ihr erstes Album auf dem Markt. proud traf sie vor ihrer Record Release Party in der Villa.
Wie habt ihr euch kennengelernt?
Das war auf einer Geburtstagsparty 1993 bei einem Kumpel zu Hause. Es gab ein winziges Yamaha Keyboard und eine Gitarre auf der wir gejamt haben. Damals also noch kein Techno.
Wie lange habt ihr dann so gebraucht bis ihr wusstet in welche Richtung eure Musik geht?
Vieleicht zwei Jahre. Davor haben wir einfach nur improvisierte Musik gemacht und langsam kam der Beat rein.
Wann hattet ihr dann so die ersten richtigen Auftritte?
Das erste Konzert als Duo war 2004 im Cafe Atlantik in Neukölln. Wir hatten jede Menge Instrumente und haben einfach nur Musik gemacht. Es war geil!
Inzwischen habt ihr ja ein festes Setup aus Minimoog Syntheszer und Ableton. Wie lange habt ihr gebraucht, um euch darauf zu reduzieren?
Damals waren es ein Plugin und drei Synthesizer und eine Menge Percussions. Mit der Zeit haben wir das dann reduziert. Minimalistischer als jetzt geht es ja eigentlich nicht mehr.
Ihr seid auch viel auf Open Airs unterwegs gewesen und nicht zuletzt auch dadurch schnell ein fester Bestandteil der Berliner Szene geworden. Wie seht ihr das?
Wir spielen halt seit ein paar Jahren regelmäßig auf der Fusion. Dann gab es noch die Aktionen im Görlitzer Park und einmal haben wir in der Hasenheide gespielt. Also es ist nicht so, dass wir wahnsinnig oft außerhalb auf Open Airs spielen. Leider noch nicht. Aber es stimmt schon, die Draußen-Aktionen haben immer ziemlich viel an Aufmerksamkeit gebracht. Und vor allem auch Spaß!
Wie seid ihr eigentlich zu dem Namen gekommen?
Das war irgendwann 2005. Wir sind durch ein brasilianisches Sambastück darauf gekommen. Wir wussten natürlich schon was das bedeutet und fanden das ganz passend.
Ihr seid ja auch mittlerweile in Deutschland und Europa weit ganz gut unterwegs. Wie hat sich das so entwickelt?
Das hängt alles mit unserem Label Doxa zusammen, die auch das Booking für uns machen. Wir haben zwar vorher auch ab und zu außerhalb gespielt, aber die Regelmäßigkeit kam erst mit Doxa.
Berlin ist ja schon etwas speziell. Wie nehmt ihr als Musiker so die Unterschiede zwischen den Städten wahr?
Wenn man aus Berlin kommt, hat man sich schon an etwas Gewisses gewöhnt, das man außerhalb nicht so oft sieht. Unsere Basis sind die Bachstelzen, das setzt bestimmte Maßstäbe. Man kann die Gigs wirklich in Kategorien „Berlin“ und „Nicht- Berlin“ unterteilen. Wir wollen das jetzt auch nicht auf gut oder schlecht übertragen. Es ist einfach anders. Aber es ist auch interessant wie unterschiedlich Orte sein können. Manchmal haben wir in Kleinstädten gespielt und vorher gedacht da geht bestimmt nicht so viel und dann ist der Abend total spitze geworden. Dafür wollte dann in anderen größeren und bekannteren Clubs keine rechtige Stimmung aufkommen. Ein Stadt, die uns sehr positiv in Erinnerung geblieben ist, ist auf jeden Fall Augsburg gewesen. Wir haben da in zwei verschiedenen Clubs gespielt und in beiden ging richtig die Post ab.
Ist es auch mal passiert, dass ihr in total verständnislose Gesichter schauen musstet?
Ganz so krass war es zum Glück nie. Also eine handvoll Leute, die es ganz großartig finden, gibt es immer. Aber manche Leute bekommen immer noch nicht mit, dass wir ein Liveact sind. Das ist dann besonders bitter. Da kann es auch mal vorkommen, dass sich jemand „Paul Kalkbrenner“ wünscht.
Eure Produktionen unterscheiden sich ja ziemlich stark von euren Livesets. Die Breaks und Holperstellen machen es für DJs nicht so richtig attraktiv zu spielen. Trennt ihr das bewusst?
Irgendwie schon. Wenn wir Live spielen wollen wir Raven und wenn wir Stücke produzieren wollen wir uns und die Leute interessieren. Unsere Produktionen sind keine DJ Tools, wir denken da gibt es genug Produzenten die das machen. Es würde uns vielleicht zu schnell langweilen.
Auf eurem Album ist ja ein enormes Klangspektrum weit jenseits des Minimoog zu hören. Wieviele Synthesizer habt ihr denn?
Es müssten acht Stück sein.
Was macht ihr denn lieber, produzieren oder live spielen?
Schwierig sich da festzulegen. Beim Produzieren schließt man sich in seinem Studio ein und fummelt sich einen zurecht und beim live spielen kann man so richtig die Sau rauslassen. Beides sind Sachen, die unbedingt sein müssen. Es gehört zusammen, damit es komplett ist. Die bleibenden Ideen brütet man letztendlich im Studio aus. Wenn man die ganze Zeit Rock‘n‘Roll macht, kann man sich nicht weiterentwickeln.
Wieviel eurer Livesets ist eigentlich improvisiert? Ihr arbeitet ja live auch mit Ableton, da kann man ja viel vorbereiten.
Olaf: Ich würde sagen, es ist der Umgang mit dem Material. Was er (Iftah) mit dem Ableton tun wird weiß ich eigentlich nie. Ich spiel selber erstmal drauf los. Bei dem analogen Synthesizer kann ich nie genau wissen wie er klingt, wenn ich ihn auspacke. Die sonstigen Loops sind halt da, aber wie man die miteinander verknöpert ist immer wieder einzigartig.
Iftah: Wir sind da überhaupt nicht linear. Es ist eine große Datenbank und ich kombiniere das wie es gerade passt.
Könntet ihr eigentlich die Rollen auch tauschen? Also Iftah steht am Moog und Olaf kümmert sich um die Pattern?
Iftah: Das wäre schon möglich, ich weiß bloß nicht wieviel Spaß es machen würde. Jeder von uns hat sein eigenes Setup und ich weiß nicht, ob Olaf mit meinen Einstellungen überhaupt zurecht käme.
Olaf: Ja, ich weiß an sich nur, dass ich die Fader hoch und runter ziehen kann und dann passiert irgendwas. Wenn er mal auf Klo ist, dann probier ich manchmal mal was. Iftah: Und ich höre dann vom Klo, wie auf einmal die Bassline weg ist. Ich liebe das! Aber wenn Olaf auf‘s Klo geht? Der Moog ist ja schon eine ganz eigenes Lebewesen.
Iftah: Ich habe eine Reihe von Clips, die heißen „Olaf geht aufs Klo“. Das ist normalerweise kurdische Hochzeitsmusik oder so. Oder was loungiges. Wenn Olaf zurück ist, ziehe ich den Fader hoch und es gibt wieder Ballermann.
Könntet ihr euch denn vorstellen den Moog mal durch einen anderen Synthesizer zu ersetzen?
Der Moog wurde uns mal auf einem Festival geklaut und wir haben dann einen Gig mit dem Juno spielen müssen. Es ist aber nicht so nach vorne gegangen wie sonst immer. Den Moog habe ich aber wieder bekommen, weil der Idiot das Teil bei Ebay reingestellt hat.
Es gibt ja ganz humorvolle Clips von euch auf Youtube. Lasst ihr den Humor auch in die Gigs mit einfließen?
Auf jeden Fall, aber die wenigsten bekommen das leider mit. Wenn man irgendwo auf‘m Land spielt und dann doubletime „Tequilla“ spielt, wissen viele Leute einfach nicht, ob wir das jetzt ernst meinen? Die kennen uns ja nicht.
Ich danke euch für das Interview und hoffe es wird einen lustiger Abend.
Uwe Krass
Graphic Vinzent Britz
Till Kolter
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