Apple revolutioniert seit langem die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine. Selten ist die Firma aus Palo Alto der Erfinder einer Technologie aber sie macht sie massentauglich, wie keine andere.
Angefangen hat es mit dem Macintosh, dem ersten populären Computer mit einer grafischen Benutzeroberfläche. Apple ist keineswegs Erfinder der Technologie, aber Steve Jobs sicherte sich die Rechte von PARC an der grundlegenden Idee des GUI (Graphical User Interface). Die von Xerox Palo Alto Research Center bereits mit dem Alto (1973) und dem Star (1981) erste Rechner mit grafischer Benutzeroberfläche (GUI) entwickelt hatten.
Diese Idee bereitet den Weg für den Siegeszug des Computers und seinem heutigen Stellenwert in unserem Alltag.
2007 brachte Apple das iPhone und den iPod touch raus. Sie veränderten die Interaktion mit technischen Geräten ein weiteres Mal grundlegend. Zwar gab es schon vorher Geräte die ein Touchdisplay hatten jedoch wurde dieser erst durch Apple massentauglich.
Mit dem iPhone 4s und Siri ist Apple der nächste wichtige und vielleicht größte Schritt in der Evolution der Mensch-Maschinen-Kommunikation gelungen.
Das Kommunikationsmedium mit der Maschine. ist das selbe wie in der Mensch-zu-Mensch-Kommunikation. Der heilige Gral der Informatik. Wie bei den anderen großen Entwicklungen war Apple auch hier nicht die erste Firma, die diese Technologie anbietet, aber sie ist die Erste bei der es sich um keine technische Spielerei, sondern eine funktionstüchtige Eingabetechnologie handelt. Dies ist vor allem der künstlichen Intelligenz Siri zu verdanken. Und das ist die eigentliche Revolution.
Apple ist die erste Firma, die die Verwendung von künstlicher Intelligenz für die breite Masse etabliert.
Damit sind wir eigentlich in der Science-Fiction angekommen, denn einer der wichtigsten Punkte im Science-Fiction Genre ist die Personifizierung von Maschinen, ohne die die wenigsten Filme oder Bücher auskommen. Beispiele hierfür bieten der Klassiker des Genres 2001 Space Odessy, der Meilenstein Terminator oder die aktuelle Erfolgsserie Transformers.
Siri ist so eine personifizierte Technologie.
Hier eine Konversation mit den Machern der Seite iFixit, die das neue Apple Handy zu Testzwecken öffnen wollten.
iFixit: “Siri, dürfen wir Dich auseinandernehmen, um Dein Inneres anzuschauen?”
iPhone 4S (Siri): “42”
iFixit: “Wir haben nicht nach dem Sinn des Lebens gefragt, Siri …”
iPhone 4S (Siri): “42 ist die Anzahl der Sekunden, die Du noch hast, bevor ich die Selbstzerstörungssequenz starte…”
iFixit: “Die Botschaft ist angekommen.”
Weitere Interessante Antworten findet man auf dem Blog der nytimes.
http://gadgetwise.blogs.nytimes.com/2011/10/14/siri-answers-questions-from-readers/
Die weite Entwicklungsstufe von Siri ist überraschend, kommt aber nicht von ungefähr.
Siri ist das Nebenprodukt von 40 Jahren Forschung vom SRI International Artificial Intelligence Center und dem von DARPA gegründeten CALO Projekt, das als das größte künstliche-Intelligenz Projekt gilt. SRI International wurde 1966 vom US-Verteidigungsministerium für die “Entwicklung von Computer-Fähigkeiten für intelligentes Verhalten in komplexen Situationen” in Auftrag gegeben. Das Projekt hat eines der besten Teams von K.I. Profis der Welt, 99 Informatiker von denen über 55% den Doktortitel inne haben.
Was genau ist der Vorteil von Siri im Gegensatz zur herkömmlichen Informationsbeschaffung?
Siri will keine “search engine” sondern eine “do engine” sein. Siri reduziert die Schritte die man selber tätigen muss um zu einer Aktion zu kommen. An einem konkreten Beispiel wird das deutlicher.
Beispiel: Ich will in einem Restaurant in einer mir unbekannten Umgebung reservieren.
Bei Google, würde ich auf maps gehen, dort in meinem Umkreis nach einem Restaurant suchen, mir anschließend Kritiken zu dem Restaurant durchlesen, anschließende die Telefonnummer raussuchen, das Restaurant anrufen, einen Termin ausmachen und ihn in meinen Kalender eintragen.
Siri sag ich: Buch mir ein Tisch in einem netten Restaurant in der Nähe.
Natürlich braucht Siri einige Voraussetzungen um best möglich zu funktionieren.
Siri ist persönlicher, es lernt dich nach einiger Zeit kennen, deine Vorlieben, deine wichtigen Standorte, es weiß wer du bist, wo du bist wie spät es ist.
Andererseits greift Siri auf Apis (Programmierschnittstellen) von anderen Servicen zu. Das Internet hat tausend Tentakel mit Services die dir helfen wollen, das Problem ist, du musst alle diese Services kennen. Du musst dich einloggen und sie teilen keinen Kontext und Informationen miteinander. Das ist genau die Problemstellung, an der im Rahmen des Semantischen Webs schon seit Jahren gearbeitet wird.
Siri synthetisiert alle Informationen macht ein Kommando daraus, sucht, welche Services im Internet dir helfen können und orchestriert sie.
In den letzten Jahren ist die Anzahl der Apis in die Höhe geschossen, sie sind das Ökosystem von Siri. In Deutschland gibt es im Gegensatz zu Amerika noch sehr viel weniger Services mit Apis, aber das Feld befindet sich im starken Wachstum. Siri wird diese Entwicklung wahrscheinlich noch beschleunigen.
Denn ähnlich wie bei Google ist auch eine Siri-Optimierung vorstellbar, wenn man sich überlegt, dass Siri gleich von einer riesigen Masse wie dem iPhone usern benutzt wird und man dort, z.b. der Standard Service für Kinoticketverkauf ist, sieht man das riesige Potenzial das Siri hier bietet.
Andererseits sind hier aber auch Probleme abzusehen, vorallem für Seiten die von Pageviews und Besuchern abhängig sind. Denn viele Service Seiten müssten User nicht mehr benutzen und würden dadurch auch nicht mehr die dort geschaltete Werbung sehen.
Ein anderes Problem sind die riesigen Mengen an privaten Informationen, die Apple sammelt und damit ein noch detaillierteres Wissen als Facebook über die einzelnen User zusammentragen könnte, denn viele werden die Bequemlichkeit der Vorsicht vorziehen und Siri fleißig private Informationen häufen lassen, um besser beraten zu werden.
Wir dürfen von Siri also noch einiges Erwarten. Zurzeit befindet sich das Programm erst in der 1.0 Version. Aber es wird sich durch die Interaktion von Millionen von Nutzern, schnell weiter entwickeln und vielleicht der wichtigste Weg sein, wie wir in Zukunft mit Maschinen interagieren.
Moritz Stellmacher
Moritz Stellmacher
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