Schuhbacca – supremebeing pave

von Miron Tenenberg


Verehrte Leserschaft,

es gibt Tage an denen ist alles grau und schlecht. Nichts funktioniert. Der Frühling hat noch nicht einmal begonnen und aus den guten Vorsätzen für das neue Jahr sind bereits schreckliche Niederlagen geworden. Doch 2011 kommt der Ausweg so plötzlich, wie er nahe liegt. Also trau Dich, spuck in die Tatzen und nimm Dir zurück was Deins ist. 2011 gehört den Mutigen!

Der Blick aus dem Fenster in die weite Welt löst bei Euch Menschen wahrscheinlich gute Gefühle aus. Wenn Außerirdische ohne Rückfahrschein aus den Fenstern schauen finden sie es hier schrecklich. Es ist kein Wunder, dass alle anderen Aliens sich auf der Erde entweder verstecken oder unsichtbar machen. Einigen reicht alleine schon der Anblick aus dem Himmel und sie hauen so schnell wieder ab, wie sie es hergefunden haben. Das mit der Einzigartigkeit ist ein überheblicher Irrglaube von Euch, es will hier einfach niemand bleiben! Ich kann die anderen verstehen.

Mein Blick in den Innenhof ist nämlich die reine Depression: Die Wolken hängen tief und dicht über dem Giebel. Der Baum trägt keine Blätter und sieht tot aus und die Scheiben wurden seit dem letzten Sommer nicht mehr geputzt und stumpfen jeglichen Hoffnungsschimmer sofort ab. Am Telefon ist keiner erreichbar und mit denen, die es sind, will ich nicht sprechen. Außerdem streikt der Computer, der Kühlschrank ist leer, die Wohnung ist kalt, mein Fell zottelig verfilzt und meine Bank schickt mir bereits Briefe wegen meines Überzugs nach Hause. Zusätzlich komme ich jetzt schon zu meiner Verabredung zu spät. Eure Erde ist zum Kotzen. Da klingelt es noch an der Tür. Post. Ich habe aber keine Zeit dafür. Also nein. Scheiß drauf. Doch. Ich mache dem Briefträger auf. Es ist der Paketdienst. Neue Schuhe?

Draußen ist Frühling

Der Frühling mit all seiner Kraft der Erneuerung liegt förmlich im Schuhkarton vor mir. Violett ist eigentlich nicht meine Farbe, aber heute ist der Frühling von mir aus Violett. Schon als Kind, als mein Fell noch aus flauschigem Flaum bestand, brachte der Frühling diese Farbe mit sich. Die Lianen unseres Planeten trugen dann dicke, saftige Blüten und tauchten meine Heimat in ein sattes Violett. Auf der Erde sind es die ersten violetten Krokusse, die mich an Zuhause erinnern.

Violett wird fälschlicherweise oft als Lila bezeichnet. Violett und Lila besitzen aber Unterschiede. So gehört Violett zu den Sekundärfarben und gilt als reiner Farbton, ist also ein reiner kurzwelliger Farbreiz. Lila hingegen ist ein Mischton aus Violett und Weiß. Im Deutschkurs für Außerirdische habe ich gelernt, dass Mischfarben aber nicht eigenständig etwas beschreiben können. Es muss dann Lila-Farben heißen. Hingegen ist violett-farben ebenso falsch, weil es einen Zustand beschreibt.

Warum mich aber die Paves im Karo-Canvas-Muster in den Frühling katapultieren haben, weiß ich gar nicht so genau. Vielleicht waren es einfach die richtigen Schuhe im richtigen Moment. Auf dem Weg zu meinem verspäteten Termin kommt der Bus unerwartet pünktlich, ich werde trotz meines Dreadfells von der Seite angelächelt. Auf der Straße scheint die Sonne und unter den blühenden Bäumen sitzen die Menschen dicht an dicht in ihren Cafés. Der Winter ist mittlerweile zur unausstehlichen Belastung geworden. Es ist Zeit zum offensiven Fremdgehen, da er sonst nie von alleine gehen wird. Tu Neues und sprich darüber. Der erste Schritt liegt also bei mir.

Voller Frühlingsgefühle mache ich mich also auf die Suche nach einem Partner. Auf dem Weg zu meinem Golfclub im Südwesten Berlins fällt mir dabei der Wilde Eber im Grunewald ein. Der ist ebenfalls stark behaart und besitzt schreckliche Hauer, die Euch nackten Affen immer so große Angst machen. Wir wären das perfekte Paar. Inmitten von Frühlingsblumen wartet er sicher nur auf mich. Bei ihm angekommen höre ich ihn bereits ein Lied in der Sonne singen: Schwarzbraun ist die Haselnuss und schwarzbraun bin auch ich. Ich fasse es nicht, der Wilde Eber ist ein Nazi! Kein Wunder also, dass er alleine auf der Mittelinsel des Kreisverkehrs abgesetzt wurde. Nichts wie weg. Doch da ist es schon zu spät, er hat mich bemerkt. Mein Brüllen und Schnaufen macht mich aber nur noch attraktiver in seinen Augen und so hilft nur eines: der Golfschläger als Eberwaffe. Lila ist die Haselnuss und lila bin auch ich. Auf Moral und richtige Sprachanwendung wird jetzt geschissen. Lila ist eben die Farbe der Buße.

Euer Schuhbacca

Wookie

einen-wookiee

Miron Tenenberg

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