Ich denke fasziniert an die letzte Show der monGoteque Allstars. Im Gedächtnis blieben mit die Authenzität der Produktion und die wallende Aura der Hingabe. Liebe sowieso, die Menschen müssen sich nicht verkleiden um so zu sein- sie sind so. Interessant ist, dass ich in diesem Gespräch herausgefunden habe dass es Ihnen bei ihrer Ausdrucksform genau darauf ankommt. Sich von den Erwartungen zu lösen, und Echt sein. Hinter alldem steht mongGo productions. Ein Künstlerkollektiv aus unterschiedlichen Richtungen, von professionellem Bühnentanz, zu Mode-, Lichtdesign, Maskenbild und Akrobatik. In den Kollaborationen entsteht eine interdisziplinäre Ebene der Kunst. Ein Erlebnis von allen Sinnen zum Geist.
MonGo besteht aus zwei Silben aus dem chinesischen Orakel I-Ging. Mong steht für die Jugendtorheit. während Go Die große Umwälzung /Revolution ist. MonGo productions wurde vor etwa sechs Jahren von Haouika Zun Porro und Alex Pintz gegründet. Sie sehen Theater als eine zeitlose Form der Kunst und als Sprachrohr der Bürger. Die beiden haben angefangen als Tanztheater auf der Straße und auf Partys, auf Theaterfestivals, oft improvisiert. Mit ihrem Rekorder sind sie durch Mexiko und die Staaten gefahren und haben Straßentheater gespielt. Mein Gespräch mit Haouika, Alex und Charisma.
Was bedeutet euch Jugendtorheit?
Unsere Ausdrucksform ist geprägt von kindlichem Übermut, alles ist sehr lustvoll und Leidenschaftlich. Es geht uns darum sich nicht immer Gedanken zu machen was man zeigen will, die Hauptsache ist, dass es Spaß macht und man die Leute mitreißt, das kann auch mal provokant sein.
Wie beschreibt ihr euch?
The monGoteque Allstars stehen für die Fusion von Tanz und Mode auf höchstem, kreativem Niveau. Dabei geht es um die Leidenschaft des Maximalismus im modischen Sinne und um den vollen Körpereinsatz bei der tänzerischen Arbeit. Über die Limits hinaus gehen, sich selbst und die Gesellschaftsform überwinden um somit die Auflösung von Klischees und gewohnten Handlungsmustern zu erreichen. Es ist uns wichtig, die Eitelkeiten aufzudecken, die uns an der Erreichung unserer Visionen behindern. Unter dem Motto humorvoll mit seiner eigenen Person bzw. Erscheinung umzugehen. Also dürfen wir uns nicht davor zu scheuen, uns auch mal zum Affen machen zu müssen. Nur so können wir echte Gefühle entwickeln und miteinander etwas für unser Leben lernen, was wir im Moment auf der Bühne demonstrieren.
Aus welchen Teilen besteht MonGo productions?
Unser Tänzerkollektiv besteht aus einer Kerngruppe von sieben Leuten. Wir sind der Meinung, dass es in dieser Gesellschaft von tieferer Wirksamkeit ist ein Team zu bilden. Auch im Leben gibt es bei uns fließende Übergänge von künstlerischer Arbeit und Privatem. Ein Abzweig der MonGo productions sind die monGoteque Allstars, als Tanzensemble mit Fokus auf Kostüm, Lichtdesign und Bühnenbild. Die erste Produktion in dieser Konstellation ist das Stück „under pleassure“ in Form eines abendfüllenden Tanzspektakels,welches als Gesamtkunstwerk die Künste Tanz, Kostüm, Licht, Musik, Make-up und Hairdesign miteinander verschmelzen lässt.
Diese Künste sind auch alle, bis auf das Licht, von den Tänzern selbst geschaffen. Optisch ergibt durch die maxi- malistische Reizüberflutung der Farbgebung eine gewisse Strange-beauty Ästhetik. Kostümbildnerischer Ansatz für das Stück ist eine geschwungene Linienführung. Die Aufteilung in partielle Schnitteile spiegeln die Comichafte Charakteristik der einzelnen Tänzer wieder. Wir wollen keine Effekte durch sexuelle Hascherei, sondern Adrogynität und Genderless sein durch die Formgebung der Kostüme. Damit wollen wir Zeichen setzen.
Was passiert mit euch beim Tanzen?
Tanz ist ein abstraktes, leidenschaftliches Ausdrucksmittel unserer Zeit, ein nonverbales Sprachrohr. Jeder hat eine eigene Körpersprache und besonders wichtig ist uns, eins zu sein mit unserer Ausdrucksform. Mein choreografischer Ansatz ist es, einen eigenen MonGo Style darzustellen, sowie mit jedem Darsteller einen persönlichen Stil zu erarbeiten. Das kann auch mal ugly sein, solange es echt ist und von innen schön. Wir müssen all die Anspannung lösen, Erwartungen auflösen um frei zu leben. Die Gesellschaftsform überwinden, und Echt sein. Für uns funktioniert das durch Tanz.
Haouika. Du machst die Choreographie. Welche Rolle spielen die Tänzer dabei?
Individualität ist sehr wichtig. Alles basiert auf den Ideen und Wünschen der Tänzer. Ich gebe keine Bewegungen vor, sondern gebe ein betimmtes Gefühl vor, zum Beispiel Hin- und Her- gerissenheit und die Tänzer interpretieren das. Ich gebe natürlich Impulse und Verbesserungen und so kommen wir gemeinsam zur Choreographie.
Welche Rolle spielt die Mode?
Mode ist ein Medium mit dem man Leute erreichen kann. “A danced Runway Revolution” ist der Untertitel zu „under pleassure“. Die Modewelt ist so polarisierend, sie schreibt vor wie man sich zu verhalten hat. Diese Klischees wollen wir brechen, durch extreme Übertreibung. Wir sind gelangweilt von Models die nur Präsentationszweck sind, und man nicht sehen kann wie sich das Model wirklich mit der Kleidung fühlt. Kleidung macht viel mehr aus, Kleidung ist ein Lebensgefühl. Wir konfrontieren bewusst mit der Eitelkeit der Star und Prominenzwelt, um durch Extremierung diese selbstsüchtige Dekadenz aufzudecken und darzustellen. Es ist uns wichtig mit den vielen Fassaden von Masken in uns und um uns herum zu experimentieren. Wir bringen unsere Körper extrem mit in Spiel und drücken das Lebensgefühl aus das unsere Kleidung gibt! Die Wirkung wird durch die Präsentationsweise stark verstärkt. Mit Neon bekennen wir Farbe, die durch das richtige Licht zum Leuchten gebracht wird!
Also, Protest ist die Inspiration zum Schaffen. Was ist die Inspiration für die Umsetzung?
Da gibt es verschiedene Tänze und Tanzarten. Wacking und Voguing, Hip- hop, Streetdance, Krumping, Clowning, und traditionellere. Butoh zum Beispiel ist ein japanisches Tanztheater, das viel mit Mimik arbeitet, und eher mit natürlichen als mit menschlichen Formen arbeitet. „erst der ganze Tänzer mit seiner Seele, seinen Träumen, seinen Erinnerungen und seinem Körper entwickelt die Tanztechnik“. Als die europäischen Tänze damals nach Japan gekommen sind vollzog sich eine Wandlung weg vom Schönen, Ästhetischen, hin zum Wahrhaften und Inhaltlichen.
Musik ist natürlich auch sehr wichtig, Der Name monGoteque ist inspiriert von ghettotech, eine Musik die auch zu wichtigen Teilen unsere Performance unterlegt. Im Stück gibt es auch einen Body-percussion-part, da machen wir sounds selber mit Körper und Stimme. Unser Ziel ist, viel on tour zu gehen mit unserem Stück, um Menschen verschiedenster Art zu erreichen. Unser Statement zum wachsenden Bedürfnis nach Veränderung – Make a change Happen – MonGo up your life!
Auftrittsdaten, Videos, Fotos und Booking findet ihr unter „monGoteque Allstar“ auf facebook und youtube.
Die Namen der Tänzer sind:
Haouika Zun Porro
Alex Pintz
Charisma Bruckmann
Sunny Sky
Leela Porro
Renate von Regenbogen
Max Mohr
Text Ida Westheuser
Ida Westheuser
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