Letzten Mittwoch wurde ich von meinem besten Freund eingeladen, ihn und seine wundervolle Freundin zu einer Modenschau zu begleiten. Es macht immer Spaß mit den Beiden, also sagte ich zu.
Ich bin wahrlich kein Feind von Mode und achte auch gerne darauf was ich trage, aber würde nie behaupten Modedesign zugeneigt zu sein. Beim Wort Fashion kommt mir da schon eher was hoch. Da kann man sich ja wahrscheinlich meine Freude vorstellen, als ich mich hinterm U-Bahnhof Warschauerstr. in der Schlange zum „défilé der besten Mode-Design Absolventen“ wiederfand. Zumal die für den Spaß 15 Tacken haben wollten, was für ein „alg 2“ Empfänger ja nicht gerade geschenkt ist. Naja, Essen für morgen ist abgesagt, dachte ich mir. Man will ja kein Spielverderber sein. Unsereins lässt sich doch von so was nicht unterkriegen, dachte ich mir und fluchte still in mich hinein, darauf bedacht, dass meine beiden Begleiter nichts mitbekommen. Na hoffentlich gibt es da drin wenigstens Sekt-Empfang sagte ich laut an der Kasse. Fehlanzeige.
Sekt: 2!
Bier: 2 Kindl, warm. Besser kann der Abend ja kaum noch werden. Dann traf ich doch tatsächlich eine bekannte aus der Punkerszene und hörte erstaunt, dass sie inzwischen auch studiert. Modedesign! Vielleicht sollte ich meinen Standpunkt noch einmal überdenken? Hat mich meine antiautoritäre, linksautonome Erziehung letzten Endes zum Spießer gemacht?
Da standen wir also, ich mit einem warmen, sie mit einem, durch Eis verwässertem, Kindl und schauten uns Skiund Golfmode an. Wow! Ohne vollkommen besoffen zu sein geh ich hier nicht weg. Sonst verlier ich die Lust morgen, oder eher je wieder aufzustehen.
Glücklicherweise gibt es in Berlin auf jeder Party, jedem Straßenfest ja und auch sonst überall, das alt bewehrte Pfandsystem. Als Kind sicherte es mir meine Gummitiere und Wassereis, jetzt sichert es meinen, garantierten Suff. Genau wie ich es mir gedacht hatte machte sich keiner der Modebegeisterten die Finger schmutzig. Freie Bahn für mich also.
Nach meinem 5ten Bier, dass entspricht 25 gesammelten Flaschen und Gläsern, gingen meine beiden lieben Freunde, denen der Abend mit mir wohl kein Spaß machte, dann. Aber egal, weiter gehts. Augen offen, Rücken krumm…
Nach ca 15 Bier sammelte ich nur noch vereinzelt. Genau so, dass ich stetig eine Flasche in der Hand hielt. Es wurde eh immer schwieriger, denn das Bestechungsgeld, welches die Barkeeper erhoben, wuchs irgendwann zu stark. Da mein Körper schon seit längerem für mich dachte und dieser auf Anti- Konflikt eingestellt ist, wurde es Zeit für mich zu tanzen.
Mit dem Schwanz voraus drehte ich auf der Tanzfläche meine Kreise. Ich schwang meine Hüften lechzte nach Frauenkörpern und fand sie auch. Die erste Dame fand mich auch. Sie fand mich blöd! Glücklicherweise, für sie, gab es genug Ersatz auf dieser Mode-Party. Mein Bericht gerät jetzt leider ins stocken. Was ich noch weiß, ist dass ich irgendwann an der Toilettenwand hing, taggz machen und aggressiv auf die vorbeilaufenden Mode-Designer, Modedesign- Absolventen und Modedesign- Studenten einbrüllte. Dann plötzlich: Knutschen mit einer 30-jährigen. Man, dachte ich mir, die sieht echt kacke aus. Aber so einen guten Kuss habe ich schon lang nicht mehr erlebt. Sie will mich mit nach Hause nehmen. Ich frage sie, ob sie genauso gut bläst wie sie küsst? Die meisten sagen ja, antwortet sie. Nur schön muss er sein und gepflegt. Meiner ist aber krumm und bei dem ganzen Bier bestimmt auch dreckig. Krumm findet sie gut und ein Waschbecken hat sie auch, sagt sie. Scheiße! Meine 19-jährige Freundin wartet zu hause. Die ist da irgendwie doch attraktiver. Schnell weg.
Ich mache mich auf den Weg nach Zehlendorf zur Arbeit und denke mir aus, wie wohl meine 19-jährige Freundin aussehen sollte… Die 19-jährigen Mädchen aus meinem Umfeld sehen auch schon alle wie 30 aus. Na ja, denke ich, vielleicht gibt es ja eine 17-jährige Zehlendorferin und schlafe ein, dabei denke ich an die Olsen Zwillinge.
Ich bin dann in Potsdam aufgewacht. Die nächst Bahn fährt erst in 15 Minuten. Egal. Ich setze mich vor den Bahnhof in die Sonne und frage nach 5 Euro für ein paar Kippen. Nur die Studenten mit ihrem Tabak lassen mich eine drehen. Nun, ich glaube, ich fahr zum Schlachtensee…
Text Core Amore
Redaktion
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