Mode Chat mit Starstyling

von Ida Westheuser


Ein weiter Weg bis Mitte. Ich betrete den Starstylingladen und werde von einem freundlichen Lachen und Vogelstimmen begrüßt. Tropisch. Ich wühle mich durch Glitzerfolie und mein Herz schlägt zu dieser Zeit höher, leider ist alles was ich mir leisten kann ein Stoffbeutel, aber zuerst das Interview mit Katja, dem kreativen Part von Starstyling, weil Kai macht eher das Geschäftliche. Ich mache ja Interviews, weil ich alles wissen will. Also erzähl mal von Anfang an, wie seid ihr dazu gekommen Mode zu machen, seid Ihr so Modenerds, oder wie kommt man auf so eine Idee?

Ich habe Bühnen- und Kostümbild studiert, es war aber für mich relativ schnell klar, dass ich nicht ans Theater möchte, weil ich das für nicht zeigemäß hielt. Ich habe dann angefangen als Stylistin in einem Fotoladen zu arbeiten, habe Dinge gemacht, wie Bettwäsche arrangieren, oder Legeware. Oft fehlten dann Accessoires, wodurch ich angefangen habe z.B Armbänder zu machen – die dann so gut ankamen, dass sich gleich Käufer gefunden haben. Jemand hat mal zu Kai und mir gesagt, macht doch mal T-Shirts! Dann haben wir mit den Siebdruckshirts angefangen. In Stuttgart wird man da schnell rumgereicht… Dann kamen die ersten Aufträge für Hosen und so hat sich das weiterentwickelt.

Was denkt ihr heute über das, was ihr anfänglich gemacht habt?

Immer noch das Gleiche, ich finde teilweise einzelne Teile noch stärker in sich, da wir damals wirklich Einzelteile gemacht haben, die aber nicht wirklich kombinierbar waren. Jetzt arbeiten wir viel kollektionsbezogener, wo es um das Gesamtbild geht und das eine Teil das andere stützt.

Wie ist deine Arbeitsweise, spontan, oder fest nach einem Konzept?

Das fängt an mit der Auswahl der Stoffe, das ist meistens der Angelpunkt bei mir, es ist relativ selten, dass ich vorher schon eine bestimmte Idee im Kopf habe und danach die Stoffe aussuche. Danach kommt eine sehr intensive Zeit, wo ich mich mit den Stoffen ausprobiere, gucke, was der Stoff hergibt, was man damit machen kann und dann entwickelt sich das.

Also sehr experimentell?

Das Experimentelle findet immer zwischendurch statt, es geht ja darum, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und zu beobachten, wie sich etwas verändert, durch Lichtbestrahlung, oder wie es knittert, durch getragen werden. Viele Sachen passieren aus versehen, durch Zufall, und es geht darum diese aufzuspüren.

Kann man das waschen?

Ja, hier ist nichts was man nicht waschen könnte!

Was hältst du von den Straßenlooks?

Ich finde es spannend, man erfährt viel über Stimmungen, Persönlichkeiten und welche Sicherheit einem die Klamotte gibt. Wer tut auf „pretend to be irgendwer“ und wer versteckt sich hinter einem Klamottenklischee. Ich bin langsam auch echt von der Idee weggekommen, dass es um Individualität geht. Kreativ ist heutzutage jeder, die richtigen Freaks sind heutzutage leider selten geworden.

Beobachtest du die Modewelt?

Schlimm. Schlimm im Sinne von sehr langweilig. Es ist alles das gleiche, jeder macht McQueen oder Balenciaga nach, da ist dann nicht wirklich was Innovatives dabei. Und das Frauenbild ist so ne Amazone, die es nicht wirklich geben kann, in billig und nuttig. Die Schuhe gehen mir auf den Nerv und ich finde es toll, wenn jetzt der flache Schuh für die Frau kommt, ohne dass er maskulin aussehen muss.

Frage ich mich auch, warum macht man ein Modelabel, um dann das gleiche zu machen wie alle anderen auch?!

So empfindet man das wahrscheinlich nicht. Ich versuche dann schon was zu finden, was die jetzige Situation irgendwie aufgreift, in Frage stellt, oder auf eine andere Art und Weise reflektiert. Also mit Trends hatte ich ja noch nie viel am Hut, im Sinne von Farben und Formen.

Die Winterkollektion „Jessica Nussbaum“ ist aber ziemlich dunkel. Was bedeutet der Name und hat sie doch mit dem Trend zu tun?

Nein, die letzte Kollektion war ausnahmsweise ein bisschen Schwarz. Ich suche mir am liebsten Themen, die ich selbst schwierig finde, da ich es inspirierend finde, wenn ich aus einer Not etwas schaffen soll. Wenn man alles machen kann und darf habe ich auch keine Motivation dazu. So kam es zu dem Thema, das gabs bisher bei uns nicht. Jessica Nussbaum ist unser Hund – das hat aber nichts mit dem Hund zu tun, sondern mit dem Namen. Das ist so ein komischer Frauenname, es könnte eine verrückte Tante sein, ein durchgeknalltes junges Mädchen, einfach eine Fantasiefigur, ein Synonym für etwas weibliches, queeres.

Die Show war im Hbc, und alle Models trugen Masken. Was hatte das zu bedeuten?

Wir spielen gerne mit zu übertriebenen, zu theatralischen Mitteln. Ne Show ist ne Show, finde ich, das muss jetzt nicht gleich als „ist das tragbar“ verwertet werden. Das finde ich interessant an der Mode, man kann ironisch und doppeldeutig sein und einfach mal was so stehen lassen. Eines unserer Statements ist vielleicht keins zu haben, nicht alles zu bewerten, sondern was riskieren, auf den Tisch legen und kucken was passiert.

Interview Idalotta v.N.

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Ida Westheuser

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