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von Redaktion


Weil erstens Ansichten sich ändern, und zweitens ich das darf (“Wenn der Vorhang fällt“, Quadratur des Kreises).

Was unterscheidet dich 1996 und 2009?

Was unterscheidet mich 1996 und 2009? Was soll ich sagen? Alles mögliche, 13 Jahre. Ich bin natürlich einmal älter, Vater und in einer anderen Lebenssituation. Ich finde, dass das nicht zu vergleichen ist. Es ist das gleiche Leben und der gleiche Mensch aber ich bin an einem anderen Punkt.

Setzt du dich auch musikalisch mit anderen Themen auseinander?

Ich glaube, dass man sich in verschiedenen Lebensphasen mit unterschiedlichen Dingen auseinander setzt. Na klar beschäftigen mich andere Dinge, was aber nicht heißt, dass die Themen die mich damals beschäftigt haben mich nicht mehr beschäftigen. Es ist diverser geworden und andere Sachen sind in den Vordergrund gerückt. 1996 war ich Anfang zwanzig, hatte gerade meinen Zivildienst fertig, war mit der Band unterwegs, war im Studio und hab angefangen die erste Platte, Quadratur des Kreises zu machen. Wir waren eine Clique, total unbeschwert. Das war der Anfang des Berufsmusikertums, eine ganz andere Zeit.

Was ist dir persönlich das Wichtigste an deinem neuen Album ?

Ich hab das gemacht, was ich zu dem Zeitpunkt machen konnte und wollte. Dadurch ist es ganz nah an mir dran. Ich denke, ich habe alle Filter runter gerissen. Ich hab was gemacht, womit ich zufrieden und glücklich bin. Das Album transportiert Emotionen die ich hab und hatte, die ich ausdrücken konnte und wollte.

Hattest du zu Beginn der Albumproduktion konkrete Vorstellungen in welche Richtung du musikalisch gehen willst?

Ja, die Vorstellung war allerdings erstmal breiter gefächert. Ich hab ähnliche Musik gemacht wie die, die jetzt drauf ist und die dann wieder auseinander geschnitten, Beats mit Samon Kawamura dazu gemacht und auch mal eine Rapstrophe geschrieben. Erst hing das Album irgendwo zwischen Folk, Soul, und Rap und dann hat sich das eine musikalische Gefühl durchgesetzt. Ich hab gemerkt, dass die Gesangssachen für mich besser funktionieren und mehr die Geschichten transportieren, die ich erzählen will. Ich wollte was machen, was homogen, was Eins ist. Etwas, das als Album funktioniert und nicht wieder so eine Kraut und Rüben Platte.

Warum hast du dich für Mario Lombardo als Grafiker entschieden?

Eine gemeinsame Freundin hat ihn empfohlen. Wir haben uns getroffen und haben uns gleich super verstanden. Ich hab mir seine Arbeiten angeguckt und gemerkt, dass es viele Parallelen gibt und er einfach versteht was ich mag und was ich will. Vor Allem mag ich sehr was er macht. Er ist ein sehr formaler, sehr gerader, schlichter, total stilsicherer Grafiker. Ich halte ihn für einen ganz Großen.

Ist das Album ein Schritt, sich mehr auf deine eigenen Emotionen zu konzentrieren, statt auf die Außenwelt?

Das war auf jeden Fall der Prozess. Es war, was es war: Ich saß zu hause und hab probiert Songs zu machen. Ich hab in mich reingehört, geguckt was an Emotionen da ist, wie ich das transportieren und daraus Lyrik machen kann.

Brauchtest du den musikalischen Wandel, um persönlicher zu schreiben?

Die Art von Gesang, Folk, Soul eignen sich gut, um diese Gefühle zu transportieren. Erstmal bin ich Musiker und dann Texter. Ich hab erstmal Musik gemacht, die mich angesprochen hat und die die Emotionen hatte, die ich gespürt hab. Dann hab ich angefangen darauf zu schreiben. Emotion, Musik und Text sind für mich eine Einheit. Das entsteht aber in einer bestimmten Reihenfolge: Die Musik entsteht aus einer Emotion, die dann wiederum eine Emotion vorgibt, die dann von Texten bebildert oder konkretisiert wird.

War es schwer für dich, überhaupt so persönlich zu werden?

Ja, erstmal schon. Aber dann hab ich aber gemerkt, dass es die Musik ist, die ich selbst von anderen Musikern hören will. Die Musik, wo mir jemand was erzählt und jemand auch emotional ist, gefällt mir am Besten. Außerdem war es das vorherrschende Gefühl in meinem Leben. Ich kann nichts anderes machen, als das was ich bin und was ich fühle. Alles andere wäre für mich zu übergestülpt und aufgesetzt gewesen. Es ist natürlich auch eine Entscheidung sich davon frei zu machen, was Außen ist und sich darauf zu fokussieren, was mit einem selbst ist. Das war ein guter Schritt. Es wird oft die Frage gestellt, warum ich jetzt in einem anderen Genre bin: Dadurch das Rap sehr viel damit zu tun hat sich abzugrenzen und während man schreibt schon das Außen, die Reaktoren und die Kritik im Blick zu haben. Das jetzt war für mich mit dem neuen Song überhaupt nicht so.

Muss man den Inhalt schon verarbeitet haben, um ihn veröffentlichen zu können?

Unterschiedlich. Das ist nicht für jeden Song so. Manche Sachen fühlt man ganz unmittelbar und dann fällt einem ein Bild dazu ein. Während andere Sachen schon oft eine Weile her sind und man sich das Gefühl zurückholt. Dann braucht man den Abstand, um überhaupt nochmal reingehen zu können. Oft ist es ja so, dass wenn ein Gefühl ganz akut ist, dass man nicht wahnsinnig kreativ sein kann, weil es einen eher erschlägt. Man kann die Situation dann nicht greifen, weil es einfach zu viel ist. Eben schwammig. Auf dem Album sind es ein, zwei Songs, wo die Emotion wirklich simultan zum Song lief, zumindest in den Ansätzen. Viele Sachen sind aber über einen Zeitraum entstanden, mit dem Gefühl, dass man auch mal einen Schritt raustreten und sich das von außen angucken kann.

Ist „Ein geschenkter Tag“ deine ideale Illusion?

Erstmal ist es die Vorstellung von absoluter Gerechtigkeit: Was du gibst ist, was du kriegst. Das Kantsche Prinzip, also das humanistischste aller Prinzipien. „Ein geschenkter Tag“ ist ein Tag an dem jeder sich sein Leben selbst gestaltet und die Vorstellung, dass für jeden das Richtige passiert. Es ist auch eine Sehnsucht und eine Utopie, die alle feiern.

Ist es für dich schwierig immer wieder mit Freundeskreis in Verbindung gebracht zu werden?

Ich hab gar kein Problem, damit in Verbindung gebracht zu werden. Das ist ein Teil meiner Geschichte. Ich find‘s aber schwierig, wenn man halt der Rapper ist. Es gibt so viele Leute, die sich nicht damit befassen und dann steht das Ding erstmal da. Diese Leute haben auch keine Lust ihr Bild zu revidieren oder zu erweitern. Wenn ich jemanden treffe und der fängt an mit: „Ey jo! Jo jo…“, dann ist das anstrengend. HipHop ist dann so und so und die Typen, die das machen, die kiffen alle und sagen den ganzen Tag „Jo“. Das hat mit mir und meinem Leben nicht viel zu tun. Ich würde gerne ein bisschen differenzierter wahrgenommen werden.

Es kommt ja oft, dass du dich verändert hast und: „Max ist nicht mehr real.“?

Ich glaube, es gibt es nichts, was ich gemacht habe, das so real ist wie diese Platte. Was nicht heißt, das die Dinge damals nicht echt waren. Aber, das war auch deine Einstiegsfrage, ich denke, dass jeder Mensch sich verändert und wächst. Ich glaube, dass die Entwicklung, die ich gemacht habe sehr stringent und kohärent ist. Diese Platte beinhaltet alles,was ich bin und war. Den Weg auf dem ich mich befinde ohne, dass es ein Abkehren, Umkehren oder Negieren ist von dem was davor war. Ich glaube,dass die Leute die mich gut kennen und die Leute die meinen mich verfolgt zu haben, das auch sehen können. Worauf bist du stolz? Auf meine Kinder.

www.maxherre.com

Text & Layout Denise Ankel

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