Johannes Kühne empfängt uns im Malzcafe. Er ist ein bulliger Kerl mit festem Händedruck und breitem Kreuz. Emin, mein Verleger und heutiger Fotograf, und ich sind schmächtig. Auf dem Weg hierher haben wir uns trotzdem mit einem aggressiven Transporterfahrer angelegt. Und da es beim verbalen Schlagabtausch blieb, sehen wir in Johannes den perfekten Typen, um voller Adrenalin und klarem Kopf das Wortgefecht weiter zu führen. Johannes zeigt sich wenig beeindruckt von unserem Adrenalinspiegel. Er bleibt ganz ruhig. Die Aufregung geht einfach an ihm vorbei. Das Malzcafe-Hotel, welches direkt an den Weinbergspark grenzt, hat anscheinend schon alle Frühstücksgäste ausgespuckt. Zeit für Johannes das erste Mal am Tag durchzuatmen. Den restlichen Tag kümmert er sich um das Büro. Da bleibt der Puls ohnehin ruhig. Seinem Partner, Jens Rammelt, scheint es ähnlich zu gehen. Er steht hinter der Bar, schaut einige Male herüber, poliert Gläser und geht gelegentlich in die Küche. Ein ruhiger Tag. Zudem glättet das sonore Brummen von Johannes’ Stimme alle entstandenen Wogen. Emin bestellt ein Frühstück für 5,40 Euro und versinkt beim Essen in Gedanken. Johannes Stimme, Emins Schweigen – das Interview kann für mich also beginnen. Das Lokal kenne ich nur von den Vorbesitzern, damals hieß es „Prinz Albert“. Emin hat keine Ahnung was es mit dem Prinzen auf sich hat und ich erkläre ihm, dass es der Name für ein Intimpiercing am Penis ist, worauf ihm der Bissen im Hals stecken bleibt.
Schade um den Bissen! Aber Johannes ist es wichtiger auf die Qualität des Essens einzugehen, anstatt Emin beherzt auf den Rücken zu schlagen. Im Malzcafe möchte er vor allem frische regionale Produkte anbieten, eher einem Ökotrend nachzujagen. „Wir haben Beelitzer Spargel auf der Karte, der wirklich aus Beelitz ist. Da spielt es keine Rolle, ob ‚öko’ draufsteht oder nicht.“ Da sich das Malzcafe- Hotel im mittleren Preisfeld postiert, muss er sich um ein gutes Preis-Leistungs- Verhältnis kümmern. Etwas Gutes zu essen sollte auch etwas kosten. „Es soll nicht weh tun, aber denk an die Chinapfanne für zwei fuffzig. Entweder ist da gar kein Fleisch drin oder nur billigste Sorte. Öko ist so ein Trend und ich gehe selber im Bioladen einkaufen, aber ich denke, dass regional wichtiger ist.“
»Das Geschäft läuft als Hotelier immer länger als es die Öffnungszeiten angeben.«
Er ist ohnehin gerne im Umland unterwegs. Johannes und Jens sind Fallschirmspringer. Jens bereits seit zehn Jahren und viel ambitionierter als er, der gerade mal seine zwölf Pflichtsprünge im Jahr absolviert, um die nötige Sprunglizenz zu behalten. „Fallschirmspringen heißt, du brauchst einen blauen Himmel und du brauchst Windstille. Das sind zwei wichtige Faktoren.“ Johannes schaut auf den Außenbereich, der zu dem Restaurant gehört. „Das kannst du mit der Terrasse vergleichen. Du brauchst gutes Wetter und Windstille, da es hier ziemlich windanfällig ist.“ Johannes schmunzelt wehmütig, denn Freizeit bedeutet für ihn Luxus. Das Geschäft läuft als Hotelier immer länger als es die Öffnungszeiten angeben.
„Du bist eben immer erreichbar. Wenn irgendetwas ist, dann klingelt das Handy auch nachts. Wir haben so ein Familienzimmer, da waren mal fünf Engländer drin. Mitten in der Nacht krieg ich einen Anruf: ‚Ähhh, ich komme nicht rein!’ Als ich ankam hing der eine dann im Türrahmen, der andere hat gekotzt, noch ein anderer hat auf der Treppe gepennt und die anderen standen davor und haben zugeschaut.“ Johannes wirkt ein wenig ratlos, „Aber dann schließt du auf, fährst nach Hause und legst dich wieder hin. Das um zwei Uhr nachts. Ich bin kein Nachtmensch.“ Auch diese Geschichte scheint Johannes höchstens etwas zu nerven, aber niemals aus der Ruhe zu bringen. Unter welchen Umständen schlägt denn dein Puls höher, frage ich ihn. „Beim ersten Sprung der Saison. Im Flugzeug sitzt du dann da, konzentrierst dich, bekommst feuchte Hände, keine Angst, aber du bist total nervös. Dann springst du und alles ist easy. Dann ist der Kopf frei – so frei, dass du danach Kopfschmerzen hast, weil du vollgepumpt bist mit Adrenalin.
“ Wer benutzt denn bei euch so die strasserauf Ladebox? „Die Hotelgäste. Viele vergessen halt ihr Ladegerät. Abgesehen davon, dass wir unsere eigenen Handys darin aufladen. Früher hatten wir mal ein paar Ladekabel, die in den Zimmern liegen geblieben sind. Aber die sind dann viel zu schnell veraltet. Wir werden oft von Kunden gefragt, ob wir eine Steckdose für ihre eigenen Geräte hätten. Dann liegen plötzlich fünf Handys im Tresenbereich. So kann ich einfach sagen, da ist die Ladebox und fertig.
“ Mehr Standorte der strasserauf Ladebox & Infos auf strasserauf.de
Text Miron Tenenberg
Layout Josephine Müller
Miron Tenenberg
Want more stuff like this? Show love below.