Listen to… The Field

von Daniel Felleiter



Wer in der Provinz aufgewachsen ist, für den war der EMP-Katalog nicht nur Mailorder für Metal-Devotionalien jeglicher Art, sondern stets auch ein Stück Lebenshilfe zur bisweilen prekären Orientierung zwischen Bandshirts, Moped, verregneten Nachmittagen und Dorfdisko. In der Musikabteilung jenes EMP-Katalogs gab es damals die wunderbare und unbedingt sinnvolle Unterscheidung zwischen „Normalo“ und „Brutalo“, in die alle Bands, analog zu ihrem Härte- und Geilheitsgrad, binär rubrizierbar waren. Weitet man diese Unterscheidung auf elektronische Musik aus, so scheint Schweden auf der „Brutalo“-Skala dunkelrot aufzuleuchten. Beyer, Lekebusch, Mull, die Namen sind bekannt, die Bandagen hart und funktional. Als wohl interessanteste Ausnahme vom nordischen Geklöppel der üblichen Verdächtigen empfiehlt sich seit seiner ersten EP auf Kompakt (2005) Axel Willner aka The Field. Sein neues Album „Looping State Of Mind“ ist – nomen est omen – voll von subtil verstrahlten Loops, deren kunstvoll verdichtetes Layering den Eindruck erzeugt, hier wandele jemand auf den elektronischen Spuren der legendären britischen Shoegaze-Combo My Bloody Valentine. Wo der Vorgänger „Yesterday und Today“ etwas zu oft in wohlklingend redundantes Fahrwasser geriet, macht Willner hier alles richtig: Präzise zerhackte Stringflächen, effektive Breaks, dazu eine druckvolle und zugleich einlullende Bassdrum. Vor allem jedoch: Atmosphärische Dichte im Cinemascope-Format. Das geschickt arrangierte Schichtgewitter besteht aus raumgreifenden Ambient-Fragmenten (Willner kam dank einer Aphex-Twin-Erleuchtung vom Indierock auf elektronische Pfade) und klassischen Techno-Patterns sowie einem Hauch von Acid. Diese Mischung erzeugt auf „Looping State Of Mind“ einen Grad höchster Verdichtung, der jedoch niemals zu dick aufgetragen ist, sondern stets fein austariert zwischen fragiler Euphorie und Melancholie oszilliert.

Daniel Felleiter

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