Artist: Sven Weisemann
Title: xine
Label: Wandering
Nach dem Interview in der letzten Oktober Ausgabe ist nun auch endlich Sven Weisemanns Album „Xine“ bei uns eingetrudelt. Die schwarz-weißen Regentropfen auf dem Cover spiegeln meine Stimmung perfekt wieder. Der Regen hat aufgehört. Einzelne Tropfen auf dem Fensterbrett glitzern feucht von der Fassadenbeleuchtung gegenüber. In weiser Erkenntnis, dass das herbstliche Trauern um den vergangenen Sommer keinen Sinn hat, schließe ich das Fenster, drehe das Thermostat auf die oberste Stufe und vergrabe mich unter einem Berg aus Bettdecken. Die ersten Weisemann Klavier-Akkorde ziehen mich sofort in eine andere Welt. Eine Hochebene von saftigem Grün erstreckt sich bis zum Horizont. Langsam zeichne ich mit dem Finger die sanften Konturen einzelner Hügel am Horizont nach. Während über mir die Zugvögel ihre letzten Flugformationen für die Reise planen, schaue ich über den Rand der Klippe rechts von mir. Trotz des hohen Wellengangs wirkt das Meer friedlich und ausgeglichen. Die Gischt benetzt meine Lippen mit einem salzigen Film. Im pfeifenden Wind wäre es eigentlich angebracht sich in eine Nische zu kauern, um seine Körperwärme nicht zu verlieren. Doch es ist gar nicht nicht kalt. Von einem fernen Donnerkrachen überrascht, öffne ich die Augen. Die Bilder verblassen und hinterlassen eine wehleidige Zufriedenheit. „Xine“ ist ein melancholisches Album. Von und für Menschen mit Herz. Menschen, die auch die weinende Seite in sich akzeptieren und dabei noch herzlich lachen können. Weisemann hält uns vor Augen, dass Traurigkeit und Fröhlichkeit keine Feinde sind. Sie sind unzertrennliche Brüder, die uns helfen das Leben besser zu meistern. Uralte Türen werden aufgestoßen und verschaffen uns Zutritt zu den Phantasiewelten unserer vergessenen Kindheit. Gänsehaut.
Uwe Krass
Sven Weisemann Mixes by Sven Weisemann
Till Kolter
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