Listen to…Röyksopp – Senior

von Daniel Felleiter



Neueröffnung in Tromsö: Svein Berge und Torbjørn Brundtland schließen
die seit den letzten Platten

florierende Pop-Patisserie und üben sich, wohl zur Verzückung nicht
weniger Bewunderer der

ersten Stunde, im vormaligen Kerngeschäft: Dem durchaus
sinister-schermütigen, dabei stets um eine

unterkühlte Prise genuin skandinavischer Sleekness angereicherten Synth-Pop. Man

erinnere sich: “Melody A.M.” empfahl sich 2001 völlig zu Recht als
Konsensplatte der Stunde und

jagte dem Hörer herbstliche Schauer über den Rücken während die Vocals
von Kollege Erlend Oye

das verwundbare Gemüt wärmten wie ein handgestrickter
Norwegerpullover. Die Jahre

darauf dann die Kehre zum großen Pop und den weiblichen
Starvokalisten. Die Kritik

beschwichtigte, unterstellte einen Zauber ganz anderer Art. Man müsse
sich „darauf einlassen“, so

der vermeintlich progressive Tenor. Dennoch: Die Aufführung der
zuckersüßen Oper wollte

nicht so recht gelingen, es drohte bei aller Liebe zu vereinzelt
gelungenen Tracks die Diagnose

Pop-Hyperglykämie. Fast eine Dekade nach dem Debüt nun also der
Versuch einer rein instrumentalen

LP. Und siehe da: Im Verzicht auf Vocals offenbart sich, was die
nordische Melancholieschmiede

wirklich kann: Kernige Basslinien, nahezu unheimlich atmosphärische
Stringflächen und märchenhaft

verzaubernde Synth-Ostinati, wie etwa im tollen „Forsaken Cowboy“. Der
allzu verlockenden

repetitiven Ausschlachtung ihrer einzigartigen Soundbibliothek
springen sie dabei elegant von der Schippe und sind der in

den Nullerjahren inflationär gewachsenen Elektropop-Konkurrenz stets
den entscheidenden Loop

voraus. Gegen Ende wähnt man sich in pränataler Harmonie versöhnt und
hört mit „Coming Home“

das vielleicht schönste Einschlaflied seit „Suzanne“ von Hope
Sandoval. Der Winter kann kommen.

[soundcloud]http://soundcloud.com/royksopp/the-fear[/soundcloud]

Daniel Felleiter

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