Neueröffnung in Tromsö: Svein Berge und Torbjørn Brundtland schließen
die seit den letzten Platten
florierende Pop-Patisserie und üben sich, wohl zur Verzückung nicht
weniger Bewunderer der
ersten Stunde, im vormaligen Kerngeschäft: Dem durchaus
sinister-schermütigen, dabei stets um eine
unterkühlte Prise genuin skandinavischer Sleekness angereicherten Synth-Pop. Man
erinnere sich: “Melody A.M.” empfahl sich 2001 völlig zu Recht als
Konsensplatte der Stunde und
jagte dem Hörer herbstliche Schauer über den Rücken während die Vocals
von Kollege Erlend Oye
das verwundbare Gemüt wärmten wie ein handgestrickter
Norwegerpullover. Die Jahre
darauf dann die Kehre zum großen Pop und den weiblichen
Starvokalisten. Die Kritik
beschwichtigte, unterstellte einen Zauber ganz anderer Art. Man müsse
sich „darauf einlassen“, so
der vermeintlich progressive Tenor. Dennoch: Die Aufführung der
zuckersüßen Oper wollte
nicht so recht gelingen, es drohte bei aller Liebe zu vereinzelt
gelungenen Tracks die Diagnose
Pop-Hyperglykämie. Fast eine Dekade nach dem Debüt nun also der
Versuch einer rein instrumentalen
LP. Und siehe da: Im Verzicht auf Vocals offenbart sich, was die
nordische Melancholieschmiede
wirklich kann: Kernige Basslinien, nahezu unheimlich atmosphärische
Stringflächen und märchenhaft
verzaubernde Synth-Ostinati, wie etwa im tollen „Forsaken Cowboy“. Der
allzu verlockenden
repetitiven Ausschlachtung ihrer einzigartigen Soundbibliothek
springen sie dabei elegant von der Schippe und sind der in
den Nullerjahren inflationär gewachsenen Elektropop-Konkurrenz stets
den entscheidenden Loop
voraus. Gegen Ende wähnt man sich in pränataler Harmonie versöhnt und
hört mit „Coming Home“
das vielleicht schönste Einschlaflied seit „Suzanne“ von Hope
Sandoval. Der Winter kann kommen.
[soundcloud]http://soundcloud.com/royksopp/the-fear[/soundcloud]
Daniel Felleiter
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