Listen to… James Duncan

von Till Kolter


Artist: James Duncan
Title: friday night sessions
Label: le systeme records

Nach den vergangenen Jahren auf dem zweiten Floor ist House inzwischen wieder auf den Mainfloors zu hören. Behauptet man zumindestens. Doch ist das tatsächlich House und wie viel Soul steckt wirklich in den Produktionen? Wie bei den meisten Trends üblich, bietet eine Umschwungphase die Gelegenheit für Trittbrettfahrer den langersehnten billigen Hit zu landen. Kaum hat sich der erste frische Wind gelegt, machen sich die ersten fauligen Gerüche von Stagnation und Nachahmertum bemerkbar. Die Meister und Pioniere haben sich längst aus dem Staub gemacht und überlassen das Feld den Aasfressern. „House is a feeling“, sagt man. Aber was erzeugt dieses Gefühl namens „House“ in uns? Wie fühlt es sich an? Mit den Antworten ließen sich ganze Bücher füllen. Am Ende wäre man genauso schlau wie vorher. James Duncan gibt mit seiner „Friday Night Sessions“ EP auf Le Systeme Records eine wesentlich gehaltvollere Antwort. Die drei Tracks sind einfach durchnummeriert, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Track A1, offensichtlich der Aufhänger der Platte, erhebt sich mit stolzem Haupt unterhalb der 120 BPM Marke. Das Vintage-Flirren eines alten Streicher- Samples, überlagerte Claps und ein entferntes, metallenes Rasseln halten das Stück zusammen. Vielleicht keine direkte Antwort, aber auf jeden Fall ein Hinweis, was House nicht braucht: überflüssige Elemente oder Effekte. Es braucht nicht einmal Geschwindigkeit. Mit Track B1 lässt sich eine weitere Tatsache abstecken. House lebt von Disco und kann noch viel langsamer. Die Erleuchtung bringt B2: House ist dreckig! Unpunktierte, über sich selber stolpernde Rhythmen und Melodien, die uns im ständigen Wechsel fallen lassen und wieder auffangen. House ist stürzen und trotzdem weitertanzen.

Uwe Krass

P-a1 – sept 2010 by James Duncan

Till Kolter

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