Verlieb’ Dich nicht! Das ist der wohlgemeinte Rat eines Freundes, der mir kurz vor’m Interview noch mit auf den Weg gegeben wird. Was das nun wieder bedeuten soll, kann ich mir irgendwie schon denken. Schon im Vorfeld scheinen mir die Leute links und rechts auf die Schulter zu klopfen, sobald ich den Namen Monika Kruse erwähne. Kein Wunder. Wer sich der elektronischen Feierkultur nahe fühlt, wird sich den Namen gemerkt haben. Zurecht. Ob als DJane, Labelbetreiberin, Veranstalterin oder Model, Frau Kruse nimmt weiter Fahrt auf.
Begann deine musikalische Karriere am Klavier?
Naja, es entwickelte sich nicht sofort die Leidenschaft für’s Klavier spielen, aber ich hing schon sehr früh als Kind immer vor’m Radio, oder vor’m Plattenspieler oder sonst etwas. Ich weiß noch, als meine Eltern ihre alte HiFi-Anlage ausgemustert haben und sie mir geschenkt haben, da war ich ungefähr sieben. Da meinte meine Mutter quasi: „tja, jetzt werden wir sie gar nicht mehr sehen“.
Und der Gedanke, dass man auch etwas anderes als nur zuhören damit machen könnte, kam erst später?
Ja, der Gedanke war eigentlich gar nicht da, dass das ein Berufsziel werden könnte. Der kam erst später. Ich habe immer Platten gekauft, schon vom ersten Taschengeld. Keine Klamotten, keine Schuhe. Ich habe auch immer Tapes mitgeschnitten von Radiostationen. Ich war aber nie jemand, die ihren Musikgeschmack anderen aufbürden wollte. In der Schule wurde ich auch eher für meinen Musikgeschmack gedisst. Die standen alle eher auf Dire Straits oder Scorpions, waren also eher auf dieser Gitarrenschiene, während ich mit Chaka Khan, den Temptations und ABBA beschäftigt war.
Wie war das dann mit Techno? Du bist ja schon in den frühen Jahren dabei gewesen.
Ich war sozusagen wirklich ein Teil der ersten Generation. Damals habe ich auch noch Deep House und Vocal House aufgelegt, was ja auch dem Soul sehr nahe kam. Techno war damals noch neu und ich musste mich dann auch erstmal an diese eher fiepigen Sounds gewöhnen. Ich bin dann erst später über die Jahre härter geworden, aber im Prinzip war ich von Anfang an dabei und habe vieles mit- gemacht. (lacht)
Und dann bist du irgendwann von München nach Berlin gezogen.
Ja.
Weil?
Die Liebe.
Monika Kruse – Morgana by Heroin Hero
Zur Musik?
Nee. Zu einem Typen.
Du hast neben deinem eigenen Label – Terminal M – auch seit neun Jahren eine Veranstaltungsreihe Namens No Historical Backspin. Meinst du, du bewirkst mit dem Projekt wirklich etwas?
Mir ist schon klar, dass ich nicht Rassismus oder Homophobie durch die Partys ausmerzen kann, aber allein schon durch die Gelder – die wir durch diese Partys erwirtschaften und zu 100% spenden – können andere damit etwas bewirken. Wir machen unsere nächste Party in der Distillery in Leipzig, wo die NPD wieder in den Landtag eingezogen ist – was ja schrecklich genug ist – und es gibt sehr viele Leute in der Technoszene, die uns dankbar schreiben und sagen: „danke, dass ihr diese Partys macht. Ich komme mir hier in diesem Gebiet sowieso schon so allein vor, weil ich nicht rechts bin“.
Mit Changes Of Perseption hast du dein erstes Album erst letztes Jahr herausgebracht.
Ja. (lacht)
Wieso erst so spät? Du musst dich jetzt nicht dafür rechtfertigen, aber...
Ich muss ja auch dabei schmunzeln. Ich hatte eine lange kreative Pause eingelegt und nichts mehr produziert. Nach Latin Lover hatte ich da eine Art Hemmschwelle, denn ich hab mich halt an dem Track gemessen und das sollte man nie tun. Aber das ist schwer. Der Track ging halt so dermaßen ab. Ich hatte auch keine Lust alleine zu produzieren und kam dann auf Gregor Tresher, der ja früher auch auf meinem Label released hat. Aber wir haben zwei Jahre darüber geredet, bevor wir uns wirklich mal zusammen in’s Studio gesetzt haben.
Deine neue Veröffentlichung mit dem Mutant Clan, also Timo Maas und Santos – die Sancerre EP – enthält zwei Tracks: Zum einen Sancerre zum anderen Malbec, beides Weinregionen. Wie kommts?
Wir waren betrunken im Studio (lacht) und haben die ganze Zeit Sancerre getrunken und dann habe ich irgendwann auch „Sancerre“ ins Mikrofon gehaucht. Letzten Endes lag dann auch Sancerre als Name nahe. Und die B-Seite wurde eben eine andere Weinsorte.
Was ist deine Agenda für 2010?
Ich habe schon eine EP fertig mit Miguel Toro. Dann freue ich mich auf ein paar Releases von meinen Künstlern auf Terminal M, Luca Morris zum Beispiel auch Broombeck und Erman Erim wieder. Und dann sehen wir mal. Terminal M wird dann 10 Jahre alt.
Lev Nordstrom
Layout Vinzent Britz
Redaktion
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