Woran arbeitest du gerade?
In meiner Arbeit geht es um den Prozess, es geht darum, eine Leinwand zu haben und los zulegen. Es gibt nicht den Punkt, an dem man sagen kann, darum geht’s. Es ändert sich ständig. Die Form – der Ausdruck sind wichtig.
Du arbeitest in letzter Zeit immer abstrakter?!
Ja, ich arbeite mit Überlagerungen und Auflösungen, um eine Spannung und gewisse Unschärfe zu erreichen. Aber oft mit erkennbaren Elementen, wie ein Fenster das man hat. Man kann eingreifen und versuchen seine eigenen Assoziationen zu bilden.
Was benutzt du für Materialien?
Im Grunde alles. Egal ob Ölfarben oder Industrielacke, bis hin zu Spraydosen und Eddings, alles wird benutzt. Mittlerweile weiß ich, wann ich was einsetzen kann. Wobei man aufpassen muss, dass es nicht zur schnellen Effekthascherei wird, weil man weiß, okay das funktioniert jetzt, dann mach ich da noch ‘nen Spray drauf, dann sieht das cool aus. Das darf nicht sein.
Das ist aber schwierig das liegt ja nah beieinander.
Ja aber das ist dann genau die Gradwanderung wo sich dann auch die Qualität entscheidet. Wenn etwas zu schnell funktioniert, ist immer Vorsicht geboten, dann kann es beliebig werden, dann kann es leicht Deko und kein spannendes Bild mehr werden. Also ‘ne leere Leinwand und schnell mal was drauf gesprüht oder so wirkt direkt, alleine schon weil’s auf ‘ner Leinwand ist.
Die Leute kennen das auch.
Ja es ist bekannt und es ist auf ‘ner Leinwand, Mensch, das muss ja dann was sein; aber das ist meiste ist unreflektiert. Das kann natürlich auch mal funktionieren, definitiv.
Was interessiert dich besonders an großformatiger Malerei?
Das Körperliche. Ich arbeite sehr expressiv und ich habe nun mal einen Körper mit einer gewissen Größe, da brauche ich Platz. Ebenso muss eine Leinwand auch was aushalten, im Gegensatz zu Papier, welches mir momentan zu filigran erscheint. Ich benutze die Leinwand. Ich leg sie auf den Boden, ich drehe sie, ich gehe richtig damit um, sie muss stark genug sein. Am Ende hast du dann ein richtiges Gemälde, das etwas erlebt hat, eine Geschichte erzählen kann.
Wann weißt du wann ein Bild fertig ist? Kannst du sagen das du dahin gekommen bist wo du hin wolltest, auch wenn du vorher noch keine Vorstellung von dem Bild hattest. Manchmal gibt es ja auch den Punkt wo man weiss, das auch wenn man jetzt weiter macht, dann wird’s auch nicht besser.
Ja darum geht es eigentlich, zu wissen wie weit man den Prozess treiben darf. Ich sehe meine Malerei als Dialog zwischen mir und dem Bild, als ein hin und her, ein Geben und Nehmen, Frage und Antwort. Das kann man übertreiben und in ‘ne Richtung lenken, uin der es vielleicht den Berg runter geht, oder aber es kommt ein echter Knaller am Ende raus. Aber das ist so ‘ne Sache das ist sehr diffizil und sehr schwierig. Da ich sehr viel mit Schichten und Überlagerung von Themen arbeite, die rein Form und Farbe mit verschiedensten Inhalten verbinde, ist es ein Prozess den man endlos treiben könnte, immer wieder rein gehen immer wieder drüber. Manchmal muss man aufpassen, dass man noch der Chef im Ring ist.
Die Story von dem Bild ist ja aber eigentlich nur für dich. Dadurch wird es schwierig für andere das nach zu vollziehen.
Darum geht’s nicht. Ich nehme den Betrachter nicht bei der Hand und führe ihn durch das Bild. Ich male eine Bild, durchlaufe einen Prozess und entscheide wenn das Bild fertig ist, wenn es als Bild funktioniert, dann hör ich auf, Ende. Ich geb das Bild raus und hoffentlich beginnt beim Betrachter ein neuer Prozess, eine neues Verbinden und Erfahren. Es geht nicht darum, dass ich ihm erkläre, was meine Schritte waren, sondern, dass das Bild beim Betrachter diesen Prozess neu startet. Dass er wahrnimmt und seine eigene Kette in Gang setzt.
Was interessiert dich an anderen Künstlern?
Wenn ich an anderen Künstlern oder anderer Kunst hängen bleibe, dann sind es meist Momenten, in denen ich eine starke Spannung und starke Energie wahrnehme. Also eine Energie in dem was jemand da tut. Die Bildwelt die mir da entgegenkommt die muss gar nicht meine sein. Die muss ich gar nicht gut finden, aber wenn ich merke das da richtig was drin steckt, das da rein gegangen wurde und das da richtig dran gearbeitet worden ist, dann hat das was Interessantes und Fesselndes für mich, und darum geht’s doch eigentlich.
Ich hab gesehen du hast einige Wettbewerbe gewonnen unteranderem auch als letztes den Schwarze Dose Halbtagsjob, was hat es damit auf sich?
Ich musste in der letzten Zeit viel Nebenjobs machen, um meine Arbeit zu finanzieren, da passte diese Ausschreibung genau. Du konntest dich mit deinen Arbeiten und einem Vorhaben, dass du in der nächsten Zeit realisieren willst, in verschiedenen Kategorien bewerben und wenn du Glück hattest, so wie ich, dann wird dein Projekt finanziell unterstützt. Jetzt habe ich für ein halbes Jahr Zeit und Ruhe meine Arbeit machen zu können.
Interview Moritz Stellmacher
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Moritz Stellmacher
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