Interview mit Loo und Placido

von Redaktion


DIE PIONIERE DES BASTARD POP ELECTRONIC POPSTAR KILLERS

Jeremy Johnson (34 Jahre, Placido) and Laurent Lupidi (44 Jahre, Loo) kennen sich seit 1999. Wir kennen Loo und Placido seit der Fusion 2008 und einem zerstörerischen drei Stunden Set nach dem jeder der 10.000 Personen starken Pogo-Crowd Seitenstechen hatte. Wir trafen die wohl bekanntesten Mash-Up Künstler der Welt im Icon in Berlin zum Interview.

Wie ging das mit Euch beiden los?

Es ging anfangs mehr darum, Musik mit Freunden zu produzieren und Spaß zu haben. Als ich 1999 zusammen mit Rubin Steiner, auch ein französischer Musiker, mit den Mashups angefangen hab, haben wir einfach alle meine besten Records auf einen Computer gespielt. Wir lernten mit dem Computer an unserer Musik zu arbeiten. Anfangs wollten wir gar keine Songs zusammenmixen. Das hat sich dann nach und nach ergeben, dadurch, dass es technisch möglich war. So legten wir z.B Pixies über Public Enemy und packten dann noch Daft Punk drauf. Das Ganze hat sich dann entwickelt, bis wir schließlich ‘n Gig in einer Bar hatten.

Was meint ihr mit dem Slogan killing music? Zerstören der Musik?

Na ja… zerstören… mashing… also mashing is smashing find ich (lacht). Ja zerstören, aber im positiven Sinn. Immer wenn wir einen Song mixen, denken wir dabei an den Künstler, der ihn gemacht hat und überlegen ob er / sie wohl happy darüber sein würde, mit genau diesem anderen Artist gemixt zu werden. Wir wollen die Musik nicht respektlos behandeln. Klar mögen manche Künstler unseren Mix dann nicht, aber wir versuchen zumindest darauf einzugehen, was sie eventuell mögen könnten.

Auf der Bühne gebt ihr euch ganz schön jung, so mit Basecap, Hoodie und diesen roten Lampen als Augen − wie zwei Teenager auf Drogen! Die roten, leuchtenden Augen haben mich auf der Fusion schon zittern lassen.

Das soll ja auch Sinn der Sache sein (lacht). Wir haben vorher beide in Bands gespielt. Ich in einer Hardcore Punkband. Wenn du als DJ auf der Bühne stehst, hast du da nur zwei Platten, keine Instrumente und den ganzen Stuff. Das war uns zu wenig, wenn man ne große Liveband mit Gitarren, Percussion und Action gewöhnt ist. Also wollten wir, wenn wir schon keine Live-Musik spielen, wenigstens live was bieten. Die Idee war, etwas zu finden, was in unsere Koffer passt. Wir konnten keine große Bühnendeko mitbringen, also dachten wir an ein Outfit mit Wiedererkennungswert.

Gab es die Musikrichtung Bastardpop, schon vor euch, oder seid ihr die Pioniere auf diesem Gebiet?

Nee du, ich glaub, da war Grandmaster Flash einer der Ersten. Wir kamen halt zur Zeit des Internet, da waren wir eine Art Pioniere, die diesen Style im Netz verfügbar machten. Es gab eine Seite namens gybo5.com, wo wir als erste Musik tauschten. Das Internet war die Möglichkeit unsere Musik zu verbreiten. Außerdem kamen wir an neue A-capella-Stücke. Bis zu dem Zeitpunkt hatten wir nur A capellas auf Vinyl − und das war hauptsächlich Hip-Hop. Mit dem Internet erschloss sich eine ganze neue Welt für uns. Verschiedenste A capellas, selbst von den Beach Boys gab es welche.

Habt ihr Probleme mit irgendwelchen Labels, weil ihr Lizensierte Stücke benutzt?

Nein, um ehrlich zu sein arbeiten wir sogar mit vielen Labels zusammen. Die finden es sogar ganz gut, wenn wir unsere Stücke an Radiosender schicken für Promotion. Wir hatten nie ein Problem damit. Auch weil wir es nicht verkaufen – es ist so oder so im Internet − wir können immer sagen, wir haben es nicht dort hingepackt.

Woher kommt die Motivation verschiedene Musikgenres so zu zerrocken?

Das ist einfach Geschmackssache. Ich und Laurent mögen eine Menge verschiedenster Musik. Ich habe in einer Hardcore Punk Band gespielt, war aber auch ziemlich into Hip-Hop. Laurent war ein großer Reggae-Fan. Das ist unser Geschmack, wir wollten alles zusammenwerfen. Wir haben nie konkret darüber nachgedacht, was genau wir erschaffen wollen − wir spielen was uns gefällt. Außerdem wurde uns Langweilig auf Partys, die immer nur denselben Stil von Musik spielten.

Ihr seid in der perfekten Zeit gestartet.

Mashup ist ein Genre, das mit dem Internet groß geworden ist. Ohne Internet gäbe es uns wohl in dieser Form nicht. Du kannst Vinyls pressen lassen, aber viele kaufen schon jetzt keine Vinyls mehr – wenn du ein großes Publikum erreichen willst, dann Internet. Es ist verrückt. Du postest ein Mashup im Internet und du bekommst Reaktionen aus Tokio, Japan, Paris, England. Es ist spannend das Mashup zu erstellen, aber auch zu verfolgen, was mit ihm passiert, nachdem du es einmal freigibst. Wie eine Flaschenpost, die du ins Meer wirfst. Einmal bekamen wir eine E-Mail vom Ex-Manager von The Clash, er vermittelte uns zum Drummer, der sich als absoluter Fan des Mashups herausstellte. Das ist das Beste, was passieren kann. Wenn man so einen Mashup produziert denkt man nicht daran, dass er das jemals zu hören bekommt −und es dann noch mag−das ist crazy!

Gesa Hollender

Layout: Moritz Stellmacher

looandplacido.com

Redaktion

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