Interview mit Don Ludwig vom Netlabel Pentagonik

von Emin Mahrt


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„Am Anfang gab es den Masterplan! Wir sind apostelmäßig rumgerannt. Von Club zu Club bis die Leute gemerkt haben das wir es ernst meinen. Selbst nach vier Jahren treffe ich noch Leute die sich daran erinnern. Das sind Punkte, an denen man merkt, dass es irgendwie funktioniert hat.”

Pentagonik Release 12: Demir & Seymen – Losing my soul

Don und Kai, zwei der Labelgründer im Interview mit proud.

Pentagonik wurde im Jahre 2005 von Don, Max, Özgür, Buddy und Kai, fünf Freunden aus Berlin als Netlabel gegründet. Sie verstanden Pentagonik von Anfang an als eine Plattform, die den Vertrieb freier elektronischer Musik und die Organisation von Partys verbindet. Die Netlabelveröffentlichungen stehen unter der Creative Common Lizenz auf pentagonik.de frei zur Verfügung. Verschiedene Künstler des Labels haben inzwischen auch auf Labeln wie Archipel, Highrade, Oslo, Immigrant und This Order veröffentlicht.

Der Fokus liegt auf innovativen Projekten, die neue Wege der Musikdistribution mit den klassischen Medien Vinyl und CD verbinden wollen. Daraus ergibt sich der Anspruch von Pentagonik neben Veröffentlichungen auf dem Netlabel durch die Organisation von Partys ein breites Spektrum von Menschen anzusprechen. Darüber hinaus wurde kürzlich mit dem kommerziellen Vertrieb von Musik über das neue Label Pentagonik Digital begonnen.

Wie hat alles begonnen und was macht Ihr überhaupt?

Kai: Angefangen hat alles damit, dass jeder von uns irgendwie was mit elektronischer Musik und Partys zu tun hatte. Wir waren also ziemlich bunt zusammengewürfelt und wollten etwas zur Szene beisteuern. Die Verteilung der Aufgaben hat sich dann fast wie von selbst, nach persönlichen Vorlieben und Fähigkeiten ergeben. Im März 2005 hatten wir dann unsere erste Releaseparty bei der wir als Netlabel und Veranstalter aufgetreten sind. Es war eine ziemlich erfolgreiche Party in einer geilen Location in einer ehemaligen Moschee direkt am Kotti in einem dieser Hochhauskomplexe. Noch während wir angefangen haben aufzubauen kamen Leute, die sich erkundigt haben, ob hier noch Gottesdienste abgehalten werden. Auf unserem ersten Release waren acht verschiedene Künstler vertreten, die dann auch auf der Party gespielt haben. Die Veröffentlichung der Tracks auf unserem Netlabel war kurz zuvor. Unser Anspruch war es, den Leuten zu zeigen das Netlabel und Party wunderbar zusammengehen kann. Deswegen von Anfang an die Verbindung der Musik mit den Events.

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Warum das Ganze? Es kann doch nicht nur Wohltätigkeit für die Szene sein.

Don: Doch, eigentlich schon. Es ging tatsächlich darum, der Szene etwas zurückgeben, in der wir gerne weggehen. Ich hatte mir damals zusammen mit Max mitten bei einer Afterhour gedacht, wir müssten einen Schritt nach vorne gehen und auch mal agieren und nicht nur absorbieren. Dann ist uns aufgefallen, dass wir eigentlich schon sehr viele Künstler kennen. Ich hatte damals schon etwas von Netlabels gehört und dann haben wir uns einfach dazu entschlossen, auch so etwas auf die Beine zu stellen. In Verbindung damit haben wir dann Partys organisiert, das war die perfekte Kombination. Bei dieser einen Afterhour mit Max haben wir dann irgendwie von Kamps Bäckerpapier geholt und wie die Wahnsinnigen dieses Konzept aufgeschrieben. Als wir es dann am nächsten Tag noch mal durchgelesen haben und es auch am zweiten Tag noch alles einen Sinn ergeben hat, haben wir von diesem Zeitpunkt angefangen das Konzept umzusetzen. Es gab da ein Paar Eckpunkte an denen wir uns orientieren wollten: Musik, Kunst, Abendgestaltung, Kommunikation. Darauf aufbauend haben wir das an die Anderen herangetragen, wir haben einfach angefangen uns regelmäßig zu treffen und alles hat wunderbar funktioniert. Wir waren bald nicht nur ein Veranstalter sondern ein Veranstalter, der im Hintergrund noch ein Label hat. Die Frage nach dem Sinn haben wir uns nicht gestellt, weil es einfach Spaß gemacht hat und die Resonnanz stimmte.

Wird der Plattenladen als Forum des Austausches zwischen Djs aussterben?

Don: Nein! Der Austausch in Plattenläden wird weiterhin stattfinden, aber daneben waren immer schon auch andere Orte wichtig wie natürlich Clubs und Partys und dazu ist natürlich in den letzten Jahren im großen Still das Internet mit seinen vielfältigen Möglichkeiten gekommen. Die Notwendigkeit über Musik auch zu reden wird immer vorhanden sein. Der Ort für den Austausch verschiebt sich vielleicht, aber er wird nie verschwinden.

Seht Ihr die Gefahr, dass das Vinyl verschwindet?

Kai: Es geht hier gar nicht um die Frage ob Gefahr oder nicht. Aber es ist Tatsache, dass der Trend ganz klar in Richtung digitaler Vertriebswege geht. Egal ob die Musik frei ist oder nicht. Mit allen seinen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt. Manche Leute, die heute neu anfangen aufzulegen stellen sich ihre „Plattensammlung“ sehr sehr schnell zusammen. Früher musste man sich vielleicht mehr Mühe damit geben. Für Labelmacher hat sich aber definitiv vieles vereinfacht… Don: Wer weiß was die Zukunft bringt. Erst einmal werden Vinyl und Digital weiter koexistieren. Vielleicht gibt es irgendwann ein abgefahrenes neues Medium. Im Trend wird auf jeden Fall das Netz bleiben, warum sollte man nicht schon bald kooperativ Tracks produzieren können. Dafür ist z.B. eine Schnittstelle wie Soundcloud, die sehr intuitiv funktioniert, bestens geeignet.

Wieviele Anfragen von potentiellen Produzenten habt Ihr?

Don: Zur Zeit um die fünf Demos pro Woche, in Hochzeiten auch mal bis zu zehn.

Dann entscheidet Ihr ziemlich strikt, wer bei euch rausbringt?

Kai: Ja! Auf jeden Fall. Unser Ziel war nie möglichst viele Release rauszuhauen

Don: Interessanterweise entstehen Kontakte auch, wenn man ein Netlabel macht, oft auf Partys face-toface und nicht nur virtuell.

Kai: Im Vordergrund steht immer und sollte auch immer die musikalische Qualität der Tracks stehen. Als Produzent muss man immer überlegen, welche Tracks man tatsächlich auch veröffentlichen will. Es gibt leider zu viele Leute, die ihre Musik einfach nach dem Motto „mal sehen was passiert” raushauen. Was die Netlabel Szene teilweise ein wenig unübersichtlich und schwerer zugänglich macht.

Größte Entdeckung?

Don: In letzer Zeit Tom Ellis aus Wales, den habe ich in London beim Netaudiofestival live gesehen und auch für die nächste Release Party am 23. Januar gebucht. Außerdem hat er eine sehr schöne EP bei uns veröffentlicht.

Irgendeine andere Stadt als Berlin?

Don und Kai: Nein! Wir kennen viele andere Städte, wollen aber nix anderes.

Pentagonik Netlabel ReleasesTom Ellis: Switched Off EP [pntg021] & Enzo & Topper: Black Rabbit [pntg023] verfügbar auf pentagonik.de.

Pentagonik Digital ReleaseDemir & Seymen: Treibjagd [pntgd001] & Larsson: Stadtwind [pntgd002] verfügbar ab 23.01.2009 auf iTunes, Beatport, Juno Download oder bei deinem elektronischen Online Store.

www.pentagonik.de

Emin Mahrt

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