Hello? It’s Laing!

von Redaktion


Laing ist chinesisch für „heißer Scheiß der dir ab jetzt am Schuh klebt.“ So steht’s zumindest im Pressetext und das hat durchaus Berechtigung. Die Band um die 26 jährige Frontsängerin Nicola Rost schafft durch reduzierte, elektronische Arrangements, deutsche Texte und viel Soul ihr eigenes Genre. Seit 2007 sind Sie mit ihrer spektakulären Liveshow unterwegs und haben sich durch Auftritte wie z.B. in der Bar 25 einen absoluten Local-Hero Status erspielt. Rost spielt dabei eloquent mit der deutschen Sprache und setzt unangestrengt Maßstäbe, die Laing von ihren Mitstreitern in Deutschland wohltuend unterscheidet. Jetzt erscheint die erste CD und die könnte dafür sorgen, dass der heiße Scheiß weit über die Grenzen der Hauptstadt zu hören ist. Wer es schafft die Prinzen zu covern ohne hochnotpeinlich zu wirken, kann alles. Proud traf Nicola Rost.

proud: Wie ist es zu dem Projekt Laing gekommen?

Nicola: Das hat alles an meinem Computer angefangen. Da habe ich schon immer Beats gemacht und Stücke komponiert. Anfangs habe ich die dann auch alleine vorgetragen, obwohl die Stücke eigentlich alle mehrstimming angelegt waren. Susanna und Johanna sind mir dann irgendwie zugeflogen. Es gab nie ein Casting oder Sowas. Meine Freundin Marisa wollte ich auch unbedingt dabei haben. Sie ist Tänzerin und da dachte ich mir: Dann tanz doch einfach! Seitdem sind wir komplett. Wir sind wie eine Clique und ich hab auch nicht mehr diese Angst vor der Bühne. Früher war ich ziemlich schüchtern, was das betraf.

proud: Kaum zu glauben, wenn man sich eure aktuelle Bühnenshow anschaut. Da musst du Dich ja ziemlich gewandelt haben.

Nicola: Absolut. Ich hatte wirklich die totale Scheu. Das hat sich komplett geändert. Wenn man das erste beschissene Gefühl des Lampenfiebers hinter sich hat, ist es wirklich schön. Mir war dann auch schnell klar: Wenn ich schon mal auf der Bühne stehe, dann will ich auch eine richtige Show! Die Choreographie macht uns einfach Spaß und wir überlegen immer, wo wir noch etwas verändern können. Wir versuchen die Show zu variieren. Da gibt es kein starres Konzept.

proud: Auf der Rückseite des CD-Covers ist eine berliner Telefonnummer abgedruckt. Wo kommt man da raus? Ich hab mich nicht getraut…

Nicola: (lacht) Echt? Das ist ein Audioauftritt mit verschiedenen Menüpunkten. Damit können wir den Leuten in die Gehörgänge kriechen. Die Fotos mit den Telefonen thematisieren das auch nochmal. Man kann sich unsere Musik anhören, es gibt ein Interview und man kann mir eine Nachricht hinterlassen. Ich hab das direkt mit meinem E-mail Account verbunden. Immer wenn darauf gesprochen wird, bekomme ich eine Nachricht.

proud: Dann wird dein Postfach bald explodieren.

Nicola: Ich hoffe doch sehr!

proud: Den Song „Morgens immer müde“ find ich super. Das Original ist von Trude Herr. Wie bist du darauf gestoßen?

Nicola: Trude Herr hat mich total begeistert. Der Song ist unglaublich zeitgemäß und so ganz ohne dieses nervige 60er Jahre Gesellschaftsbild. Er passt immer noch perfekt und das hat mich fasziniert. Es ist einfach eine geile Nummer. Wenn ich sowas sehe, mach ich sofort meinen Computer an und fange an daran rumzubasteln. Ich bin der Meinung, dass man guten Songs die Chance geben sollte ein neues Publikum zu erschließen. Ich bin ein Fan von Covern.

proud: Der letzte Song der CD ist auch ein Cover. „Alles nur geklaut“ von den Prinzen!

Nicola: Das war erst nur als Joke gedacht. Dann habe ich das Lied komplett auseinander genommen und gemerkt, dass es sich total cool anhört wenn ich alles wegnehme außer der Melodie. Das Original ist schon sehr fröhlich und deshalb wollte ich etwas komplett anderes machen. Ich habe das Ganze dann erstmal eine Oktave tiefer gesetzt, so weit weg vom Original wie möglich. Ein Cover ist nur dann legitim, wenn man dem Song ein neues Gesicht gibt. Ich wollte zeigen, dass der Song eine ganz andere Nummer sein kann.

proud: Haben sich „die Prinzen“ schon bei dir gemeldet?

Nicola: Nein, noch nicht. Ich bin sehr gespannt, denn ich finde die Prinzen echt gut!

proud: „Ich rauch Gedanken an dich wie Zigaretten“- eine Stelle aus deinem Song „Sehnsucht“. Wo findest du die Inspiration für solche Texte?

Nicola: Zu dem Zeitpunkt als ich „Sehnsucht“ schrieb, war ich selbst verliebt und hatte dieses Gefühl der Sehnsucht. Nach Sehnen süchtig sein. Dieses Nicht-Wollen aber Doch-Müssen. Dieser Zustand kann nicht besser beschrieben werden als durch das Wort „Sehnsucht“. Das inspiriert mich dann unheimlich. Aber nicht alle Stücke sind autobiographisch. Es gibt auch Dinge, die ich einfach irgendwo aufschnappe im täglichen Umgang mit Menschen.

proud: Das Wort „Berlin“ fällt nicht ein einziges Mal auf der CD, aber man hört die Stadt trotzdem sprechen.

Nicola: (lacht) Total witzig, dass du das sagst. Ich habe erst in der letzten Zeit wahrgenommen, dass so viele Menschen mit unserer Musik Berlin assoziieren. Es war mir bislang gar nicht so bewusst. Klar, ich bin Berlinerin. Dann steckt die Stadt auch in meiner Musik. Ich bin hier aufgewachsen, meine Freunde leben hier. Vor Kurzem haben wir in Hamburg gespielt und da wurde uns danach auch gesagt: Ihr seid wohl nicht von hier? (lacht) Vielleicht hört man dieses Großstädtische heraus.

proud: Ich habe die CD mal meiner Mitbewohnerin vorgespielt. Sie hat sich gewundert, dass ich auf einmal so „Mädchenmusik“ höre. Hat sie Recht?

Nicola: Sehr interessant! Ich bin ein Mädchen, das ist ja schon mal Fakt. Die Anderen auch. Und ich sehe auch auf unseren Konzerten, dass wir viele Mädchen ansprechen. Trotzdem finde ich dass wir keine mädchenspezifische Musik machen. Wir singen ja nicht über Klamotten, Jungs oder Lippenstift (lacht). Einer unsere krassesten Konzerterlebnisse hatten wir aber am Weltfrauentag. Die Jungs von K.I.Z, mit denen ich schon lange befreundet bin, haben vor 400 Frauen gespielt. Ein reines Frauenpublikum und wir waren Vorgruppe. K.I.Z haben uns aber gewarnt, das bisher alle ihre Vorbands ausgebuht wurden. Kurz vor der Show dachte ich noch: Nikola, das war eine total beschissene Idee. Ich war irre nervös. Dann wurden wir abgefeiert wie noch nie! Es war grandios! 400 wilde Frauen riefen: „Ausziehen!, ausziehen!“. In diesem Kontext war das ein wirkliches Kompliment.

Laing’s EP 030/57707886 erscheint am 29.04.

Daniel Penk

Illustration: Anna Haenko

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