proud: Du hast ja gerade dein neues Album “Lights from the inside” an den Start gebracht. Das Album ist eine dunkle melancholische Symphonie. Teilweise verträumt wie “leaving” oder “back to zero”, teilweise breakig wie “if only”.
Ist das Album an einem Stück entstanden und wie lange warst du dafür im Studio?
Bis auf “As Days Go By”, das schon letzten Sommer entstanden ist und auf Josh Wink´s Label Ovum vorab ausgekoppelt wurde, sind alle Tracks an einem Stück entstanden. Ich habe im Herbst letzten Jahres mit dem Album angefangen und bin Ende Februar fertig geworden.
proud: Insgesamt ist dein Sound für mich von Album zu Album aber doch softer und flächiger geworden. Ein bisschen weg von der Peak time, hin zu verspielteren Melodien. Wie siehst du deine eigene Entwicklung?
Das stimmt und gerade auf diesem Album war es auch eine bewusste Entscheidung mich als DJ ein wenig zurückzunehmen, um mit freiem Kopf an der Musik arbeiten zu können. Ich hatte in den letzten beiden Jahren gerade für Tracks, die dann auf 12inch bzw. als Single rauskamen immer mehr den Dancefloor im Hinterkopf, aber ich denke, dass ich dadurch ein wenig aus den Augen verloren hatte, worum es bei meiner Musik eigentlich geht. Ich glaube, dass sich mit dem neuen Album der Kreis zu meinen früheren Veröffentlichungen schließt.
Gregor Tresher – Lights From The Inside (Break New Soil) by gregortresher
proud: Du bist ja praktisch das ganze Jahr weltweit unterwegs. Gibt es Zeiten in denen du gerne nur der Produzent wärst, der im Hintergrund Musik macht ohne die Auftritte oder bist du nach 20 jahren als DJ immer noch gierig auf Publikum?
Ich mache beides gerne und bin auch ganz froh, dass ich schon DJ war bevor ich angefangen habe Musik zu produzieren. Insofern war das Auflegen und DJ-sein immer mein Traumjob und nicht wie für viele Produzenten in der heutigen Zeit eine Notwendigkeit, um die sinkenden Verkaufszahlen zu kompensieren. Ich trenne das DJing und das Produzieren und mache mir bewusst, dass das zwei unterschiedliche Dinge sind. Als DJ spiele ich durchaus auch andere Musik als ich im Studio machen möchte. Es sind zwei unterschiedliche Dinge und in meinem Fall auch nicht zu 100% kompatibel.
proud: Kam es für dich jemals in Frage was anderes als Musik zu deinem Beruf zu machen?
Nicht wirklich. Ich hab ja schon als Teenager mit dem Auflegen angefangen und hab immer gehofft und darauf hingearbeitet, dass es eines Tages klappen würde von der Musik zu leben. Es ist nicht gerade so, dass der Erfolg über Nacht gekommen wäre, ich hab mir damals immer neue Deadlines gesetzt, bis zu denen ich dann endlich mal ein wenig Geld verdient haben wollte. Am Ende hab ich dann aber trotzdem immer weiter gemacht, weil ich einfach nichts anderes machen wollte. Ich habe mich immer am meisten für Musik interessiert und hatte wenig Interessen in anderen Bereichen. Früher habe ich auf die Frage nach meiner alternativen Berufswahl immer “Koch” geantwortet, aber ich glaube ich habe von dem Beruf eine eher realitätsferne Vorstellung.
proud: Ich hab in den letzten Wochen 2x relativ bekannte DJs vor fast leerem Haus spielen sehen. Wann kam das das letzte Mal vor und wie gehst du damit um?
Das kommt schon auch bei mir mal vor. Vor vollem Haus abräumen kann jeder – es ist viel schwerer bei nicht so gut gefülltem Dancefloor Stimmung zu generieren und diese dann auch zu halten, den Leuten eine gute Zeit zu bescheren – ich denke das muss ein guter DJ können.
proud: Gibt es nach 20 Jahren und hunderten Clubs noch sowas wie dein Stammhaus, in dem du auch privat einfach mal so als Gast bist?
Klar, wenn ich privat ausgehe dann gerne mal ins Robert Johnson in Frankfurt oder z.B. fahre ich jedes Jahr zum Sonar nach Barcelona und wenn ich dann nicht selbst auflege, gehe ich auf andere Parties und höre mir DJs an. Ich finde es wichtig draussen in den Clubs zu sein um neue Musik zu hören, neue Inspiration zu bekommen.
proud: Das permanente Nachtleben, die “endless enduring nightparty” wie steht man das durch? Sport, Vitamine, was ist dein Rezept?
Ich versuche da so einen Mittelweg zu finden. Wenn man als DJ unterwegs ist, erwarten die Leute natürlich dass man immer mitfeiert, aber das ist auf Dauer nicht zu machen. Ich mache es jetzt seit einigen Jahren so, dass ich versuche auch mal einen Abend weniger zu trinken und ein paar Zigaretten weniger zu rauchen. Das Reisen ist anstrengend genug und wenn Du dann permanent verkatert bist, wird es unerträglich. Ich achte inzwischen auch darauf, dass immer Zeit zum Schlafen eingeplant ist. Direkt nach dem Gig wieder in den Flieger gibt es bei mir nicht, ich möchte wenigstens ein paar Stunden Zeit zum Ausruhen haben. Aber natürlich passiert es mir auch mal, dass die Party einfach zu gut ist und ich als einer der letzten den Club verlasse, obwohl ich ein paar Stunden später in der nächsten Stadt auflegen werde. Aber das ist dann auch ok und gehört auch mal dazu.
proud: Wann stellst du dein Album in Berlin vor?
Am 16. Juli im Berghain.
Dann bis dahin! Danke.
Text: Benny Gruber
Benjamin Gruber
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