GO GORKI! proud trifft Tamer Arslan, Aram Tafreshian und Marianna Salzmann.

von Moritz Stellmacher


Die Naunynstrasse war das erste Zuhause des proud magazine. Hier fing alles an. Auch unser immer stärker werdendes Interesse an Berliner Theaterkultur. Als Shermin Langhoff seiner Zeit die Leitung am Ballhaus Naunynstrasse übernahm, veränderte dies nicht nur das Theater, sondern hauchte der gesamten Straße neues Leben ein. Auf einmal war mein Zimmer zum Hof nicht mehr der ruhigste Ort zum Schlafen und ein ausverkauftes Haus auch keine Seltenheit mehr. Mit der wachsenden Community und den gemeinsamen Abenden, wurde der Zusammenhalt (nicht nur im Theater sondern im ganzen Haus) stärker. Wir tauschten uns aus, das Ballhaus Team half uns bei unserem Vorhaben und gab uns Energie zum weitermachen.

Heute ist Shermin Langhoff die Intendantin vom Maxim-Gorki Staatstheater in Berlin und entwickelt dort weiter, was im Ballhaus Naunynstrasse begann. Die folgenden Interviews sprechen von Ihren Erlebnissen am Theater, dem Zusammenspielen und vor allem Zusammenhalten als Team und der Familie Gorki. Wir haben uns mit drei Menschen getroffen um herauszufinden wie das Theater ihr Leben beeinflusst und woher die Energie kommt, die man aus Mitte bis nach Kreuzberg spürt.

Tamer Arslan

Foto: Esra Rotthoff

Foto: Esra Rotthoff

Stell dich doch mal bitte kurz vor.

Ich heiße Tamer Arslan, bin 27, Berliner, hier geboren und aufgewachsen.

Wie bist du zum Gorki gekommen?

Ich habe damals im Ballhaus Naunynstrasse gespielt, in zwei Theaterstücken unter der Leitung von Shermin. Die Dritte Generation Ferienlager und danach verrücktes Blut. Die Stücke die dort inszeniert wurden, waren einmalig. Shermin hat mich auch super gefördert. Sie hat mich danach hierher geholt.

Wie bist du zum Theater gekommen?

Das ist eine lange Geschichte. Ich war 18 und habe damals noch Fachabitur gemacht. Ich Ich habe nach der elften Klasse abgebrochen. Dann, zufällig auf der Straße, habe ich einen Kumpel aus der Schule getroffen. Wir haben uns darüber unterhalten, was wir so machen. Auf einmal hieß es, ob ich nicht Lust hätte an einem Projekt teilzunehmen, das für Jugendliche ohne Zukunftsperspektive war. Ich würde auch 150€ pro Monat bekommen. Bin dann halt dahingegangen. Ich konnte wählen zwischen Theater spielen, Filme zu schneiden, oder Bühne Aufbauen, Dekoration, solche Sachen. Ich habe mich dort für Theaterspielen entschieden. Dachte das wäre das einfachste. Hinsetzen, zuhören und am Ende des Monats meine 150€ mitnehmen. Es ist anders gekommen. Erster, zweiter, dritter Tag zugeschaut, war mir scheiß egal. Dann hieß es, es sei für Jugendliche die es wirklich nötig haben und wenn ich keinen Bock hätte mitzumachen, dann bitte da ist die Tür. Ich dachte mir dann, Tamer, übertreib mal nicht, mach mal mit. Vielleicht ist es ja doch etwas für mich. Die Jugendlichen haben die Stücke auch selbst inszeniert.

Wo war das damals?

In der Schlesischen 27. Das Stück war auch nichts Besonderes. Ich habe einen Esel gespielt, in einem Eselskostüm, musste einmal so eine Runde machen und einmal IA schreien und dann wieder weg (lacht). Aber ich hatte so eine Angst davor, als ob jemand mit einem Messer vor mir steht und mich bedroht. Es waren höchstens 20 Leute da. Als die dann geklatscht haben, habe ich mir als Ziel gesetzt, ich werde entweder Schauspieler oder Obdachloser. Seit dem habe ich auch mehrere Praktika gemacht. Bei Theater Strahl habe ich ein Praktikum gemacht. Habe viel an Workshops teilgenommen. In Polen. In Italien habe ich eineinhalb Jahre gelebt und war dort am Theater. Dann habe ich mich auf eine Schauspielschule beworben aber vorzeitig abgebrochen. Neben der Schauspielschule fing gleichzeitig das Stück Die dritte Generation – Ferienlager unter der Regie von Lukas Langhoff im Ballhaus Naunynstrasse an. Ich dachte mir ich bin bereit, ich muss jetzt arbeiten und Geld verdienen. Ich war alt genug und wollte auch keine Last mehr für meine Eltern sein.

Du hast die ganze Zeit bis jetzt weiter Theater gespielt?

Ja, auch an anderen Theaterhäusern. Dann kamen ein paar Filme. Eine Agentin hat mich gefunden. Meinte wir könnten es ja mal versuchen und hat mich direkt in ein Casting geschickt. Das war die Prüfung für mich ob ich in die Agentur aufgenommen werde oder nicht. Ich Hab das Casting bestanden und direkt eine ziemlich große Rolle bekommen. Sieben Drehtage. Ein Bisschen mehr Geld kam rein, die Agentin war glücklich, ich war glücklich, die Regisseure waren glücklich, das sie mich gefunden haben. Dann kam “Verrücktes Blut” von Nurkan Erpulat das war unser Durchbruch. Auch fürs Ballhaus. Das Stück des Jahres. Wir haben eine Tournee nach der anderen gemacht und waren in mehreren Ländern.

Und dann?

Dann habe ich mich mehr fürs Filmbusiness interessiert. Beim Tatort mitgespielt. Mordkommission Istanbul etc. jede Menge Filme kamen dazu. Kinofilme auch. Dann kam das Angebot von Shermin: “Wir würden es gerne mit dir am Gorki versuchen. Sieh es als eine Erfahrung und Weiterentwicklung für dich.” Es hat mir gelegen.

Du bist jetzt hier.

Ja total. Ein fester Teil. Weiterentwickeln muss man sich immer. Das Tolle am Gorki ist, vor fünf Jahren habe ich hier nebenan im Palais am Festungsgraben noch sauber gemacht. Meine Mutter hatte damals noch eine Reinigungsfirma. Die Büroflächen des Palais wurden früher an Anwälte etc. vermietet. Ich und mein Bruder kamen hier her und haben hier sauber gemacht. Mein Bruder hat dann irgendwann rausgehauen: Ey Tamer, deine Schauspielerei und so ist schön und gut aber wenn du hier mal wirklich spielen würdest, dann hast du es geschafft. Als Jahre später Shermin anrief, wusste ich gar nicht, dass sie von diesem Theater sprach. Ich hab sogar noch gegoogelt wo das Maxim Gorki Theater ist um meinen Vertrag zu unterschreiben. Dann komm ich hier her, steh genau davor und denke mir, Ach Du Scheiße. Das allererste was ich gemacht habe, ich hab meinen Bruder angerufen. Ey Ismail, rate mal wo ich stehe ja wo denn weist du noch als du mir damals gesagt hast, wenn du hier spielst, in dem Theater neben dem wir geputzt haben, dann bist du erst ein richtiger Schauspieler. Genau davor stehe ich und jetzt gehe ich rein und unterschreibe meinen Vertrag. Er: Wirklich jetzt, willst du mich verarschen? Ich: Ja mann, ich steh wirklich davor und geh jetzt rein du Arschloch (lacht)! Ich war super aufgeregt und dann bin ich rein.

Wie viele Stücke spielst du jetzt hier?

Verrücktes Blut, Übergangsgesellschaft und Kirschgarten.

Also bist du ziemlich Busy.

Ja. Gerade sind die Proben vorbei und wir spielen nur noch Abends. Von mir aus könnte ich jetzt noch eine Probe durchziehen. (lacht) Man weis sonst nicht was man morgens machen soll. Man wartet die ganze Zeit das es 19:30 Uhr wird so dass man endlich mal spielen darf. Ich will ja! Dazulernen, alles aufsaugen.

Warst du schon mal in einer vergleichbaren Situation?

Als ich selbstständig als Schauspieler gearbeitet habe. Mit der Zeit denkt man ich kann nicht mehr. Aber sobald ein neues Projekt dazu kommt, sagt man scheiß drauf, ich mach das jetzt! In unserem Ensemble sind alle sehr nett. Keiner setzt hier irgendjemanden unter Druck. Das ist hier das Tolle. Man kann mit jedem über alles reden. Hat man nicht immer. Da habe ich auch schon anders erlebt.

Woher kommst du aus Berlin?

Aus Kreuzberg. Aber seit drei Jahren wohne ich in Friedenau.

Da bin ich zur Schule.

Ja echt? Ist halt nicht Kreuzberg, aber was solls. Die Mieten sind da billig. Is ok. Wer kann sich heutzutage das Wohnen in Kreuzberg noch leisten. Da muss man ja unter den Topverdienern sein.

War es schwierig das Schauspielern durchzuziehn?

Ja, es war ziemlich schwierig. Es war die Zeit, in der alles neu angefangen hatte für mich. Ich hab bis morgens gesoffen, wir haben Partys gefeiert. Dann war da aber noch das Theater und das hat Spaß gemacht und ich habe mich für diese andere Schiene entschieden. Deswegen war das Theater auch eine Art Zufluchtsort für mich. Bevor ich nach Italien ging, habe ich mich mit meinem Theaterpädagogen unterhalten. Ich hab gesagt, ich will hier weg. Hauptsache ich kann weiterhin Theater spielen. Dann habe ich einen Anruf bekommen, fünf Länder wurden mir vorgeschlagen Griechenland, England, Lettland und noch was. In England hätte ich Musical machen können, das wollte ich nicht. Griechenland war auch nicht mein Ding. Dann hab ich mich für Italien entschieden und bin da hin.

Gab es einen Punkt wo du dich 100% für Theater entschieden hast?

Ja klar, als ich nach Italien abgehauen bin, um Theater zu spielen. Weil es auch einfach nicht mehr geklappt hat in Berlin, da musste ich weg. Ich wollte alles hinter mir lassen und erstmal flüchten und Hauptsache ich mache Theater weiter und ich kann Theater spielen. Irgendwann wenn es mir besser geht komm ich wieder zurück.

Hat auch geklappt oder?

Ja, letztendlich. Es gab auch Momente, in denen ich gedacht habe, ich lasse Berlin hinter mir. Aber dann kam auch mein Kreuzberger wieder raus und ne alter, du kannst Berlin nicht verlassen. Berlin ist deine Heimat. Diese Momente kamen immer wieder. Ich wollte dann in Berlin auf eine Schauspielschule und mich beweisen. Das hab ich auch durchgezogen, mich sofort auf eine Schauspielschule beworben, was letztendlich nicht geklappt hat. Ich musste weiter an meiner Sprache arbeiten. Ich musste zum Logopäden. Habe erstmal 6 Monate an meiner Aussprache gearbeitet. Dann habe ich es noch mal auf der Filmschauspielschule probiert. Beim zweiten Mal haben die mich aufgenommen. Nach eineinhalb Jahren habe ich festgestellt, es ist nicht wirklich das was ich wollte. Nebenbei habe ich Lukas Langhoff kennengelernt. Der am Ballhaus Naunynstraße Ferienlager – die dritte Generation inszenierte. Ein Cooler Typ. Er wollte es mit mir versuchen. Dann habe ich mich von der Schule getrennt und dachte mir, ich brauch das nicht. Ich kann das auch so schaffen.

Was ist Schauspiel für dich?

Ich habe darüber so lange nachgedacht, seit dem ich damit angefangen habe. Ich sag ja der Knackpunkt war dieses Stück “Tür auf Klappe zu”. In dem ich in einem Eselskostüm eine Runde drehen sollte. Ich hatte so Schiss da raus zu gehen. Ich hatte noch nie in meinem Leben so viel Angst Als es dann so weit war und ich auf die Bühne ging, da hat alles einfach gestimmt. Ich habe genau in dem Moment IA gesagt in dem ich IA sagen sollte, schön ne Runde gemacht. Ich habe mir Gedanken gemacht was ist wenn ich runterfalle, was ist wenn ich kein Wort rauskriege. Am Ende sind wir raus und haben uns verbeugt. Die Leute haben geklatscht. Natürlich total lahm. Aber in dem Moment war das für mich die Welt. Für mich war es die richtige Entscheidung. Ich hab gesagt alter, ist mir sowas von scheiß egal. In dem Moment habe ich das beschlossen. Ich werde entweder Schauspieler oder Obdachloser. Jetzt denke ich mir immer nur geil, es kommt.

Marianna Salzmann

Foto: Lutz Knospe

Foto: Lutz Knospe

Kannst du dich vielleicht kurz vorstellen.

Ich heiße Marianna Salzmann, bin die künstlerische Leiterin vom Studio R vom Maxim Gorki Theater. Ich bin auch die Hausautorin hier und dramaturgische Mitarbeiterin.

Wie ist die Energie im Haus?

Fantastisch. Einfach so mitreißend. Ich habe das Gefühl, wir feiern seit vier Monaten. Dabei arbeiten wir seit 6 Monaten durch. Ich kenne die meisten Leute schon vom Ballhaus Naunynstrasse. Dort haben wir in diversen Konstellationen vier Jahre zusammengearbeitet. Viele Leute kommen neu dazu. Es wird immer besser. Wie die Eröffnungstrecke, wo wir acht Premieren rausgehauen haben. Es war ein enormer Organisationsaufwand und man wächst schnell zusammen. Wir sind enge Familie hier geworden, das ging schnell. Liegt nicht zuletzt an den Partys natürlich.

Habt ihr das Gefühl, dass ihr das etwas weiterführt, was ihr in der Naunynstrasse gestartet habt oder ist es was ganz neues?

Es ist so ein bisschen beides. Ich würde nicht sagen weiterführen. Wir sind hier kein postmigrantisches Theater. Die „Familie“ kommt natürlich aus der Naunynstrasse. Ich habe das Gefühl, dass wir nun weitergehen. Das heißt, eine neue deutsche Realität beschreiben, kommunizieren, abbilden und weiterdenken. Angefangen haben wir damit, Gegenbilder zu dem üblichen Diskurs und dem Blick auf die Marginalisierten zu entwerfen. Was war in den letzten 50 Jahren, worüber wurde geschrieben? Da musste erst mal ganz viel aufgearbeitet werden. Und diese Arbeit ist immer noch nicht getan. Deswegen ist das Ballhaus auch weiterhin eines der wichtigsten deutschen Theater. Weil es sich mit deutscher Geschichte und ihren marginalisierten Stimmen beschäftigt. Am Maxim Gorki Theater gibt es noch einmal einen anderen Schwerpunkt. Es geht nicht mehr so sehr um die Gegenbilder der Marginalisierten, sondern mehr um die Selbstverständlichkeit des Wir-hier-zusammen.

Kannst du das ein bisschen Konkretisieren, mit der neuen Deutschen Realität?

Es ist mittlerweile salonfähig geworden zu sagen, dass Europa ein Produkt der Migration ist. Europa würde es gar nicht geben ohne Migration. Aber was das heißt, weiß keiner so genau. In den USA ist allen klar, dass ein US-amerikanisches Selbstverständnis nicht im Widerspruch steht zu einem Background einer ethnischen Minderheit. Dieses Konzept möchte ich auch für Deutschland, vor allem in den Köpfen. Theater ist ein Ort der Vision, der Träume, etwas auf dem Tisch knallen und sagen so will ich es haben so werden wir jetzt arbeiten. Ich finde das funktioniert hier im Ensemble und bei den Protagonist*innen hinter den Bühnen. Man sieht das in den Stücken. Du kannst den „Kirschgarten“ machen und den auf die Geschichte der türkischen Gastarbeiter überprüfen. Du kannst die Geschichte einer russischen Jüdin erzählen, die Deutsche ist und dann nach Israel auswandert und sich als Araberin empfindet. So in diesem “Shifting Personalities” Prinzip zu denken. Das wäre mein Wunsch.

Was machst du Konkret im Studio R?

Ich etabliere eine Plattform für Künstler*innen aus der ganzen Welt, die in Berlin sind oder nach Berlin kommen mit politischen und künstlerischen Motivationen und nach einem Raum der Selbstbestimmung suchen. Es ist ein experimenteller Raum für Menschen, die Kunst und Politik nicht trennen. Berlin brodelt nur vor Künstler*innen, die aus politischen Gründen ihre Länder verlassen mussten.

Aram Tafreshian

Foto: Esra Rotthoff

Foto: Esra Rotthoff

Stell dich doch mal bitte kurz vor.

Ich bin Aram Tafreshian. Ich bin Schauspieler hier im Haus. Bin 23 Jahre alt und habe gerade mein Studium abgeschlossen. Hier in Berlin. Bin in Stuttgart geboren, hab einen iranischen Vater, ne deutsche Mutter. Denke das sind die wichtigste Eckdaten.

Was spielst du jetzt gerade?

Im Kirschgarten von Nurkan Erpulat und im kleinen Muck, da ist unser Kinderstück.

Wieso hast du dich für das Gorki interessiert und vorgesprochen?

Ich wurde zum Vorsprechen eingeladen. Nach einer hal- ben Stunde Spiel, saßen wir noch über eine Stunde zusammen. Das war der wirklich schöne Teil. Wir konnten uns darüber unterhalten, was der andere denkt, wo er politisch steht. Einfach was einen inhaltlich interessiert, anstelle der Tatsache ob der andere einfach nur ein guter Schauspieler oder Intendant ist. Scheinbar hatten wir alle das Gefühl das wir nah beieinander sind. Dadurch war die Entscheidung für mich auch sehr leicht. Für mich als junger Schauspieler ist es das spannendste hier am Haus zu sein.

Warum genau? Kannst du das Spannende konkreter beschreiben?

Etwas bewegen zu wollen. Das man sich trifft an einem vergleichsweise kleinen Haus mit begrenzten Möglichkeiten und sich nicht von Kritiken oder Zuschreibungen leiten lässt, sondern wirklich versucht Fragen zu stellen, die gestellt werden müssen. Geschichten zu erzählen über Dinge die Raus müssen und dabei sich so wenig wie möglich zu beschneiden. Sondern im Gegenteil, gegenseitig zu befeuern und zu bestärken.

Gibt es ein gemeinsames, politisches Interesse oder eine unausgesprochene andere Gemeinsamkeit die euch zusammenhält?

Etwas, dass ihr gemeinsam verändern wollt? Man muss natürlich zwischen den Leuten unterscheiden aber es gibt ein paar Grundrichtungen. Aufklären über Ungerechtigkeiten. Aufklären über Unterdrückung und Unfreiheiten im menschlichen Zusammenleben. Die Idee und Hoffnung im Theater ist immer einen Schritt weiter zu kommen in Richtung Freiheit und Gerechtigkeit. Es gibt vieles was falsch läuft. Wir können immer so weitermachen oder wir können zumindest anfangen darüber zu sprechen. Bestenfalls Richtungen geben oder Ideen entwickeln wie es weitergehen könnte.

Du wolltest von Vorhinein solches Theater spielen?

Ja. Ich könnte es mir gar nicht anderes vorstellen. Sonst würde Theater für mich keinen Sinn ergeben.

Glaubst du Theater hat noch einen großen, gesellschaftlichen Einfluss oder hat Kino, Internet und Fernsehen übernommen?

Die Theaterhäuser waren ja nie größer. In einem Raum mit 1000 Zuschauern hat man schon immer nur 1000 Zuschauer erreicht. Egal ob da noch ein Kino daneben war oder nicht. Ich glaube früher, als es mehr Theater gab, haben viele Theater die reine Unterhaltungsrolle übernommen. Aber ich glaube was es schon immer war und sein wird, ist ein Raum, wo man sich Sachen rausnehmen kann. Geschichten rausnehmen kann und sich intensiv mit denen Beschäftigen. Das ist immer noch so. Wenn man Schriften von Theatermachern von vor hundert oder zweihundert Jahren ließt, wird immer darüber diskutiert das das Theater untergeht. Das das Theater keine Rolle mehr spielt. Aber es geht um die Rolle die man ihm zuordnet. Mit Theater alleine wird man wahrscheinlich keine Weltrevolution anzetteln. Wenn man diese Rolle dem Theater zuspielt, dann kann man dem nicht gerecht werden. Als künstlerischen Raum, der einfach da ist weiterzudenken, ist es glaub ich immer noch genau so wichtig.

Fotos: Esra Rotthoff (esrarotthoff.com)
Interview Partner: Tamer Arslan, Marianna Salzmann, Arem Tafreshian
Maxim Gorki Theater auf Facebook: https://www.facebook.com/maximgorkitheaterberlin

www.gorki.de

 

 

 

Moritz Stellmacher

Want more stuff like this? Show love below.