La Familia, 2008, Acryl auf Leinwand, 170x120cm
Eckart Hahn ist ein gegenständlich malender Künstler, der stilistisch dem Surrealismus nahe zu sein scheint. Malerisch erforscht er archetypische Bilder und kollektiven Momente und versucht sie in Übereinstimmung zu bringen. Hahn nennt dies „Bilder auf die Kippe“ stellen. Mit einer Abstraktion der Merkmale von Gegenständen und Geschehen auf inhaltlicher Ebene, füllt er alte Themen mit neuem Sinn und malt uns in seinem Werk ein gesellschaftliches Traumtagebuch.
Folgend, im Gespräch mit proud geäußerte Gedanken zu den abgebildeten Bildern.
La Familia:
La Familia ist ein klassisches Familienbild aus dem 19 Jahrhundert. Es ist das Zeichen einer Struktur. Solche Manifeste sind in Auflösung begriffen. Früher war das irgendwie klar, man hat geheiratet, die Frau ist zu Hause geblieben, man hat Kinder gehabt und fertig. Das ist heute alles verschwunden. Das sind alles Dinge, die man neu erfinden muss. Im Prinzip ist das Verbrennen alter Vorstellungen auch eine Art Befreiung, wenngleich manchmal auch schmerzhaft. Unsere Zeit ist so, dass man sehr viel über sich selber wissen muss, um entscheiden zu können. Denn man kann sich heute sehr wenig an den Vorgaben der Tradition ausrichten. Wir alle haben generell eine Sehnsucht nach großen Bildern – wir wollen einfach die große Liebe finden, eine Heimat haben, irgendwo geerdet sein und trotzdem sind wir weit davon entfernt, das ganz genau benennen zu können.
Madonna, 2009, 80x60cm
Tütenmännchen:
Ausgangsidee war, etwas zum abgedroschenen Thema Porno im weitesten Sinne zu machen, der alte Hut, Pornoästhetik. Da hab ich zunächst Menschen als Tüten dargestellt, auch wegen der Distanz. Im Nachhinein ist dann etwas sehr Intimes daraus geworden. Ich bin ganz erstaunt gewesen, wie diese Müllsäcke in den etwas sonderbaren Arrangements Würde und Ästhetik gewonnen haben. Das, was ich da gespürt habe, habe ich dann mit verschiedenen Themen durchdekliniert. So die Heiligenfigur oder die Madonna, wo Tüten als Metapher für etwas dienen, was verschwunden ist, aber trotzdem tief in uns eine Größe besitzt.
Beauty, 2008, Acryl auf Leinwand 170x190cm
Beauty
Bei dem Bild Beauty hab ich mir im Internet Explosionen angeschaut, die man heute ja überall sieht. Beauty ist aus dem Gedanken entstanden, die uns täglich begleitenden Bilder von Explosion und Zerstörung eine m System zuzuordnen, oder eher einer Art Spezies, in der all die Merkmale enthalten sind die wir auch in unserer Gattung Mensch erkennen. Wenn man die Ästhetik und Faszination von so etwas, wie der Destruktion nicht anerkennt, wird man auch nie in irgend einer konstruktiven Weise darüber nachdenken können. Es geht einfach um eine vorbehaltlose Betrachtung der Dinge. Auch in der Zerstörung liegt eine Verwandlung, wie beim Feuerwerk.
Snowing, 2009, Acryl auf Leinwand, 50x40cm
Snowing:
Ich war im Baumarkt und da standen diese Tannenbäume herum. Eigentlich war gleich dieses Bild mit der Farbe da. Ich hab also hier im Atelier dann einen Eimer Dispersionsfarbe darüber gekippt, das ist ja irgendwie eine fast verzweifelte Geste, weiße Weihnachten herzustellen. Da geht es weniger um das Weihnachtsfest und Christus Geburt, viel mehr um ein großes Klischee: nämlich weiße Weihnachten. Weihnachten bedeutet für uns alle Behaglichkeit und Vertrautheit. So einen kollektiv großen Moment aufzugreifen und eben mit meinen Mitteln darzustellen, beschäftigt mich, vor allem die künstlich Herstellung davon.
White Knight 2008, 100x90cm
Mater 2009, 60x50cm
Interview Moritz Stellmacher
Moritz Stellmacher
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