Ellenparamour

von Redaktion


Also ich möchte wirklich keinen Kontakt mehr – diesmal. Nur wenn ich es sage, halte ich es durch.

Wenn man auf einen Mann keinen Bock mehr hat, er einem nicht gut tut und man Abstand gewinnen möchte, könnte man ja einfach den Kontakt einschlafen lassen. Wenn er sich meldet, nicht reagieren, wenn er einen sehen will, absagen. Doch was viele nicht können: es dem Mann nicht zu sagen. Ihm nicht sagen, dass sie keinen Kontakt mehr haben möchten, fällt der Frau oft sehr schwer. Als würde das ausgesprochene Wort es deutlicher machen und eine Grenze klar definieren. „Nur wenn ich es sage, halte ich es durch.“

Dass man sich in solch einer Situation zum eigentlichen Deppen macht, wird später erst deutlich. Denn oft ist die Tatsache an sich nicht das tragische sondern die Wiederholung. Würden wir Frauen dem Mann unsere Grenze nicht deutlich machen, so könnte er diese auch nicht absichtlich überschreiten.

Beispiel: Wir mögen einen Mann mehr als uns lieb ist. Wir wissen, dass eine Beziehung aus unverständlichen Gründen nicht machbar ist und wollen im Grunde nur eines: ihn ganz oder gar nicht. Das lassen wir ihn auch immer wieder spüren. Und nun haben wir unsere Phase und denken, dass es so nicht mehr weitergehen kann, nehmen die Klugscheisser Ratschläge unserer Freunde zu Herzen und beenden den Kontakt mit dem Auserwählten. Wir beenden ihn nicht einfach so, indem wir nicht mehr auf stand by sind – wir schreiben theatralische SMS, e-mails oder gehen noch mal schön Essen und berichten lang und ausführlich, warum wir keinen Kontakt mehr haben können. Immer so, als hätte er danach gefragt. Wir stellen uns über die Dinge, geben zwar zu Opfer der Misere gewesen zu sein, sind jetzt aber stark genug es zu beenden. Der Mann sagt ok, was uns an für sich noch wütender macht, denn schließlich fällt uns die Trennung nicht so leicht und ein bisschen Kampf hätten wir schon von ihm erwartet. Doch was wir bis dato immer noch nicht begriffen haben – der Mann verliert nichts, was ihm lieb und teuer ist.

Man schließt ab und hält das Ganze ungefähr zwei bis vier Wochen durch. Und der Mist fängt von vorne an. Und dann sagt man nach ein paar Wochen wieder Stop und dann wieder Go und so weiter und so fort.

Und nun frage ich mich: Verliert man als Frau den Respekt des Mannes nicht eher durch das ständige Nicht-Einhalten der selbst gesetzten Grenzen, als durch „Ich habe trotzdem mit dir Sex, auch wenn du keine Beziehung mit mir willst“? Wir machen uns durch die On- und Off-Beziehung zum Hampelmann. Und weil wir schwach sind und selbst für uns nicht entscheiden können, machen wir den Mann zu unserem Vormund, der leider nicht zu unserem Wohle handelt sondern seinen Trieb und seinen eigenen Spaß und Vorteil sieht und demnach anbeißt, sobald wir uns wieder melden.

Der schlimmste Feind einer verliebten Frau ist sie selbst. Und so löschen wir die Handynummern, um im besoffenen Zustand nicht anzurufen, obwohl wir noch eine Woche zuvor damit prahlten, keinen Kontakt mehr zu wollen, löschen den Facebook-Kontakt, um neueste Bilder und Statusmeldungen nicht sehen und lesen zu müssen. Wir schützen uns im Grunde, weil wir von unserer Schwäche wissen. Doch was wir nie bedenken: Geht es einem ohne den Mann wirklich immer besser als mit? Vielleicht geht es uns mit dem Mann primär so schlecht, weil unsere Erwartungen an dem Mann zu hoch sind, die er nie vor hatte zu erfüllen? Weil wir immer mehr und mehr wollen und nicht damit zufrieden sind mit dem, was er uns gibt, obwohl es eigentlich völlig in Ordnung ist? Weil wir immer an andere denken, was die tun und machen und vor allem was normal ist, anstatt auf sich selbst zu schauen und zu sehen, was man braucht?

Und so ist es meist: Zu Hause am Telefon mit dem Mann oder mit diesem auf der eigenen Couch – da sind wir zufrieden und glücklich – zu zweit, nur er und ich. Doch sobald man draußen ist, Leute, vermeintliche Konkurrenten und den Alltag um sich herum hat, fangen Frauen an zu zweifeln und bekommen Angst. Denn die Sicherheit, die sie brauchen, können diese Männer nicht geben. Zu Hause vielleicht, aber nicht draußen, nicht wo andere Frauen es schaffen würden, ihn zu bekommen. Und plötzlich wird alles Schöne, was auf der heimischen Couch passierte, am Telefon war oder per SMS ausgetauscht wurde, hinfällig und Frau bekommt Panik.

Sie kann und will nicht mehr. „Ich habe doch Besseres verdient als nur die zweite Geige zu spielen“ oder „Ich finde ihn viel zu attraktiv als nur mit ihm befreundet zu sein und es nicht ausleben zu können“ sind Sätze, die hochkommen und dann in die Tat umgesetzt werden. Nicht, weil man keinen Kontakt mehr zu diesen Männern möchte sondern um sich selbst zu schützen. Und weil die Gefühle verrückt spielen und man nicht weiß, ob das Herz oder der Verstand nun Recht haben oder wie viel man sich zutraut, springt man mal von A nach B.

Text Elleparamour

elleparamour.blogspot.com

Grafik Vinzent Britz

Redaktion

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