Über 8 Millionen Leute haben letztes Jahr Berlin besucht. Paul dreht den Spieß um und bringt Berlin zu den Leuten: In seinem Kölner Laden „Ehrenfeld Apparel“ verkauft er T-Shirts, Kunstdrucke und Sternburg-Bier aus der Hauptstadt an Daheimgebliebene und Exilanten. Damit die Leute ihm nicht die Bude einrennen, macht er nur Freitags und Samstags auf, nachdem er ausgeschlafen hat. Mit unserem Auslandskorrespondenten hat er über Religion, Ferrari und Tourette gesprochen.
Ehrenfeld Apparel ist quasi brandneu. Was ist der Anspruch? Wo geht’s hin?
Ich mache den Laden zusammen mit Coskun (Arty Farty Gallery) und wir wollen einfach mal sehen… Gute Shirts zu finden ist in Köln gar nicht so leicht, daher wird unser Angebot gut angenommen. Und die Berliner Sachen, die ich so mag, gibt es ja sonst nirgends. Shirts, Poster, Artwork. Eventuell gründen wir eine Religion.
Wie kommt´s zu dem Namen und der Ente?
Jeder von uns sollte drei Shop-Namen nennen und den ersten Vorschlag fanden wir am besten. In ´nem Wirtschaftsmagazin stand, dass Tier-Logos immer gehen. Ferrari, Lacoste, Obi.
Wie ist die Resonanz auf Deinen Laden?Was läuft, was läuft gar nicht?
Alles ohne Beine muss um den Block gezogen werden. Jutebeutel gehen in Köln immer, die Penis-Splatter Shirts von Oliver Schulze (herrschulze.de) schrecken manche Kunden ab. Die 5-Klässler von nebenan wiederum lieben es.
Wo ist der Zusammenhang von Kunst & Kommerz? Wie passen Shirts und Drucke zusammen?
Eine Namensidee für den Laden war „Konsum“. Soviel dazu.
Du hast einen Schwerpunkt auf Sachen aus Berlin. Mit welchen Leuten aus der Stadt arbeitest Du zusammen? Woher hast Du die Connection?
Na, ich habe vor Jahren mal n paar Berliner kennengelernt und irgendwann waren wir mit Pisa73, Evol Taste, Bays23 und deerBLN in Barcelona auf Tour. Daraufhin habe ich die Jungs nach Köln eingeladen und ne kleine Ausstellung organisiert. Seitdem treffen wir uns ab und an auf ein Getränk im Soylent. Und Coskun, mit dem ich den Laden mache, mag Berlin auch sehr gerne. Er hat beispielsweise die Bilder von JOSKA organisiert, die letztens hier an der Wand hingen. Gerade war die JOSKANummer, zur Zeit haben wir Shirts von Superplan, deerBLN und Pisa73.
Merkt man den Sachen einen „Berliner“ Stil an? Und wie gehen die Kunden drauf ab?
Bei den deerBLN-Sachen natürlich, er verarbeitet das Thema „Berlin“ ja meistens in den Motiven. Pisa73 ist auch hier kein Unbekannter, wir haben aber auch Sachen von Jeremy Fish beispielsweise, der macht Sachen mit San-Francisco- Hintergrund. Ist vielleicht mehr so ein „urban“ Ding?
Was glaubst Du, warum Berlin so eine Faszination auf die Leute ausübt?
Na ja, Berlin wird ja immer noch gehyped. Ist halt ne schöne Stadt, aber letztens hab ich auf ner Party gehört: „Ehrenfeld ist das neue Berlin”, haha. Und Buxtehude is das neue Brooklyn. Aber gut ist halt die Berliner DIY-Mentalität. Die hat im Endeffekt auch diesen Shop inspiriert – alle Shirts sind Mini-Auflagen, meist selbst gedruckt.
Was sind die Pläne für die Zukunft? Willst Du expandieren?
Erstmal bleiben wir klein und fein, aber es sind verschiedene Ausstellungsund Mode-Projekte geplant, mal sehen. Vielleicht mal ne kölsche proud-Party?
Was ist der größte Unterschied zwischen Köln und Berlin?
Bei uns spricht man vom „Veedle” statt vom „Kiez” und wir trinken Kölsch, kein Club Mate.
Welche Berliner Shops magst Du?
Den BigBrobot auf jeden Fall, die Drucke von Superplan sind auch immer sehr sehr gut. Neurotitan ist schön groß und Search and Destroy ist schön klein.
Hast Du Lieblingskunden?
Der Typ letztens, kam rein und meinte, ob wir seine Berühmtheit für unsere Produkte nutzen wollen. Er wäre auf Google und Yahoo ne ganz große Nummer… Hat aber keine Nummer da gelassen.
Magst Du unseren Lesern noch was mit auf den Weg geben?
Eine junge Mutter mit Kinderwagen bekommt mit, wie sich ein Porsche- Fahrer auf ´nen Behindertenparkplatz stellt und flotten Schrittes aussteigt. Entrüstet macht sie ihn an: „Na, welche Behinderung haben Sie denn bitte?” Darauf der Porsche-Fahrer: „TOURETTE, DU FOTZE!”
Interview Lukas Kampfmann
Lukas Kampfmann
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