David August – Believe the hype

von Daniel Penk


Es kommt dann doch eher selten vor, dass ich mir für ein Interview mit einem DJ den Wecker stellen muss. Ich treffe David August um 11 Uhr am Wrangelkiez, wo er auch seit einiger Zeit wohnt. 2010 landete er mit „Moving Day“ einen veritablen Hit und sein differenziertes Musikverständnis spiegelt sich in seinen weltweiten DJ-Sets fein strukturiert wieder. Neben seinem Hauslabel „Diynamic“ hat er bereits auf „Stil vor Talent“ und „Cocoon“ veröffentlicht. Nicht gerade die schlechtesten Adressen und man könnte meinen er wäre schon ewig dabei. David August ist vor Kurzem 21 Jahre alt geworden. proud trifft einen der hoffnungsvollsten deutschen Produzenten und DJs.

Ursprünglich kommst Du aus Hamburg. Warum bist jetzt nach Berlin gezogen?

Ich bin nach Berlin gezogen, um hier zu studieren. Ich habe seit April 2011 ein Studium zum Tonmeister angefangen. Darauf habe ich mich in den letzten 1,5 Jahren bereits vorbereitet, dieses Ziel hatte ich immer im Hinterkopf. Jetzt läuft alles und ich bin sehr glücklich.

Du bist mittlerweile so bekannt, dass es durchaus eine Option gewesen wäre, ausschließlich auf die Musik zu setzen. Hast du nie mit dem Gedanken gespielt?

Ich lebe ja auch davon, dass ich den Job als DJ aussübe. Ansonsten könnte ich mir das Leben in Berlin gar nicht leisten. Mein Studium erfüllt mich aber genauso. Ich mache kein trockenes BWL-Studium, wo ich mein Hobby pflegen muss, wenn ich am Wochenende unterwegs bin und am Montag dann in eine andere Welt eintauche. Sowas könnte ich nicht. Die beiden Teile meines Lebens harmonieren sehr gut. Besser geht’ s nicht!


Wissen deine Kommilitonen, dass du als DJ und Produzent unterwegs bist?

Ja, das ist witzig, die haben das so Stück für Stück mitbekommen, dass ein David August auf der Uni ist. Vielleicht ist es etwas Besonderes, was ich mache, aber auch viele andere dort sind sehr gut in ihren Bereichen und außerhalb der Uni musikalisch aktiv. Da sehe ich mich nicht in einer Sonderrolle.

Im Internet habe ich nicht so viel zu dir gefunden, aber bemerkenswert war, dass sich die meisten Artikel immer dein junges Alter thematisierten. Nervt dich sowas mittlerweile?

Generell ist es sicher ein Bonuspunkt von mir in einem Business erfolgreich zu sein, in dem doch die meisten älter sind als ich. Was mich eher nervt, sind die vielen alten Pressetexte, die immer noch von mir überall veröffentlicht werden. Auf der Cocoon-Compilation ist z.B. ein Text von 2008. Es wird also Zeit für neue Releases…

Dein Track „True Romance“ ist auf der Cocoon-Compilation. Für viele Künstler ist das eine Art Ritterschlag. Wie ist es dazu gekommen?

Ich wollte Diynamic immer als Homebase behalten, aber hatte auch schon überlegt auf anderen Labels zu veröffentlichen. Kurz vor dem Release der Compilation fragte mich Cocoon dann nach einem Track. Ich habe mich 2 Tage eingeschlossen und stand zeitlich ziemlich unter Druck. Bei diesem Track ist genau zur richtigen Zeit das Richtige passiert. Bei der Produktion fällt man dann wie in eine Art Trance und merkt gar nicht, wie schnell man fertig wird. Wenn der Flow stimmt, kann man einen Hit in 2 Stunden realisieren.

David August – True Romance by cocoonrecordings

Ist „Moving Day“ ähnlich schnell entstanden?

Da war es so, dass ich Solomun die Vorversion des Tracks als Vorschlag für einen Bonustrack meiner EP schickte. Zunächst behandelte der Track zwei verschiedene Themen und sein Vorschlag war nur eines der beiden Themen zu nehmen, einen Höhepunkt herauszuarbeiten und alles stimmiger zu machen. So ist dieses Stück dann entstanden. Dass es dann so groß werden würde, damit habe ich nicht gerechnet.

1. David August – Moving Day by Diynamic Music

Gab es einen speziellen Moment für dich, den du speziell mit diesem Lied verbindest?

Ich bekomme jetzt schon Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das war auf der 5 Jahres Party von Diynamic in der Panoramabar und mein bislang einziger Auftritt dort. Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen den Track dort nicht zu spielen, weil er mir damals schon zu alt erschien. Natürlich ist es immer verlockend, weil ich weiß, wie gut der Track ankommt. 5 Minuten vor Ende meines Sets ging ich dann zu Solomun und fragte ihn, ob ich es machen soll. Er sagte: „Mach es!“, und die Panoramabar flippte kollektiv aus. Es war eine einzigartige Atmosphäre und ich hatte Tränen in den Augen. Das war mein „Moving Day“ Erlebnis.

Du bist schon sehr jung hinter die Turntables getreten. Hat es überhaupt jemals eine Zeit als Clubgast für dich gegeben?

Mit 15, 16 war ich schon oft mal unterwegs. Allerdings nicht in Clubs, sondern eher bei Abipartys. Die Musik stand da natürlich nicht im Vordergrund. Da lief David Guetta Elektro und es ging eher darum das hübsche Mädchen aus der Paralellklasse kennenzulernen. Eine richtige prägende Clubzeit hatte ich nicht. Ich habe aber auch gemerkt, dass ich das nicht brauche. Seitdem ich in Berlin wohne, war ich auch nur einmal privat in einem Club. Vor einigen Wochen bei Heidi’s Jackathon Party im Watergate. Solomun hat ein wirklich tolles Set auf dem Waterfloor gespielt und es hat auch viel Spaß gemacht. Ansonsten treffe ich mich aber lieber mit meinen Freunden oder fahre nach Hamburg. Die Party während meiner eigenen Gigs reicht mir vollkommen aus.

Solomun hat dich sehr in deiner Karriere unterstützt. Wie kann man sich das Verhältnis innerhalb von Diynamic vorstellen?

Es ist auf jeden Fall mehr als nur ein Arbeitsverhältnis. Wir sind alle mittlerweile ziemlich zusammen gewachsen, auch wenn ich erst seit etwas mehr als einem Jahr dort bin. Ich freue mich immer wenn Solomun und David August zusammen auf einem Flyer stehen, weil wir dann meistens back 2 back auflegen. Privat und musikalisch verstehen wir einfach sehr gut. Ich habe einen italienischen Backround, er ist Halbkroate und Adriano ( Diynamic, Anm. Red.) ist auch Halbitaliener. Vielleicht ist es dieser mediterrane, südeuropäische Flair, der uns nochmal von anderen Labels unterscheidet. Wir verstehen uns alle sehr gut.

Ihr habt einen sehr charakteristischen Sound in den Clubs etabliert. Kann man schon vom Diynamic Trademark Sound sprechen? Wie siehst du das?

Solomun würde sich freuen, wenn er das hört! Das ist für ein Label natürlich das Beste. Bei mir war es so, dass ich mich ab einem bestimmten Zeitpunkt hinterfragt habe, wer ich denn eigentlich bin und für was ich stehe. Ich bin jetzt nicht mehr der David, der damals „Trumpets Victory“ gemacht hat. Wenn ich den höre, erkenne ich mich nicht mehr darin. Mit Vielen meiner früheren Releases kann ich mich nicht mehr identifizieren, auch wenn sie Teil meiner Geschichte sind. Ich war sehr jung und man merkt, dass ich keinen roten Faden verfolgt habe. Wenn man sich beispielsweise die Karriere von Stimming ansieht erkennt man sein klares Soundkonzept viel besser als bei mir. Momentan bin ich, im Zuge meiner Albumproduktion, einen Sound zu entwickeln, für den ich längere Zeit stehen kann.

Mit welcher Ambition gehst du heute in ein DJ-Set?

Ich verfolge meist ein klares Soundkonzept. Ich versuche mit Gefühl und Soul den Arsch zum Wackeln zu bringen. Ich mag Musik, die sexy ist und einen gewissen Sexappeal hat. Man hört es auch bei Solomun oder bei H.O.S.H. Wir mögen es cool, groovy und sexy. Natürlich muss man auch immer darauf achten, wie die Leute reagieren. Ich habe letztens in Spanien auf einem Festival gespielt. Der DJ vor mir hat so ca. 130 Bpm gespielt mit sehr vielen Effekten. Die Leute haben zwar schon getanzt, aber richtig glücklich schienen die auch nicht zu sein. Ich habe dann nach ihm mit einem ziemlich langsamen Intro angefangen und es wurde noch nie so schnell leer bei mir. Das war wirklich der Hammer. Nach 5 Minuten waren noch 10 Leute auf dem Flor und das bei einem Festival. Ich dachte mir: “David, damit musst du jetzt leben”, aber ich wusste dass ich mit dem Tempo so runtergehen musste, damit meine härteren Sachen einen Eindruck hinterlassen. Hätte ich meinen härtesten Song direkt nach seinem Gebretter gespielt, hätte das überhaupt keinen Effekt gehabt. Nach dem Intro standen wirklich nur noch 5 Leute da. Nach einer Stunde war es dann aber dreimal so voll wie bei dem DJ vor mir. Man muss versuchen den Leuten die Musik zugänglich zu machen. Hätte ich versucht mit diesem Typen mitzuhalten, hätte das dahin gehend keinen Sinn gemacht. Das war etwas, was ich früher als Gast auf Partys nie verstanden habe. Wenn der Hauptact angefangen hat zu spielen und es etwas langsamer wurde, wollte ich immer Partymusik hören. Damals war ich gerade 16 Jahre alt. Mittlerweile sehe ich das anders.

David August – East Side Story Mix – May 2011 by davidaugust

Wie siehst du deine Zukunft als DJ?

Für mich ist das ein Job, der sich ab einem gewissen Alter dem Ende zuneigt. Die Szene ist sehr jung und ein älterer DJ hat bei einem Publikum von 18-27 jährigen einfach nichts zu suchen. Mein Ziel ist ein Job in der Musik auszuüben, aber nicht das Deejaying. Durch mein Tonmeister Studium bin ich da glaube ich schon auf einem sehr guten Weg.

Interview Daniel Penk

Illustrationen Anna Haenko

Fotos Jonas Lemminger

Daniel Penk

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