„Das hirnverbrannte Karussell meiner innersten Wünsche“ – Ein Picasso als Theaterstück in Berlin Mitte
Impulsiv, provokativ und überraschend anders. Pablo Picassos Theaterstück „Wie man Wünsche beim Schwanz packt“ wird derzeit in den Galerieetagen in Mitte gespielt und schickt das Publikum auf eine Reise in das Unterbewusste. Regisseurin Beatrice Murmann inszeniert das Stück auf zwei Etagen und insgesamt 900m2. Ungewöhnlich: das Publikum begleitet die Schauspieler dabei von Szene zu Szene durch die Galerie.
Wir sehen Picassos triebhaftes Alter Ego „Plumpfuss“ im Zusammenspiel und inneren Konflikt mit verschiedenen Archetypen und Projektionen seiner Selbst. Der Trieb ist dabei die zentrale Kraft, dem sich alle Figuren unterwerfen und an dem sie immer wieder scheitern. Desillusioniert und sich der Tragik ihres Strebens nach dem kleinen Glück bewusst.
Seine suggestive Bildästhetik verdankt die Inszenierung vor allem den Kostümen von Martina Baist, die auch eine der Videoinstallationen schuf. Sie schafft es durch ihren modernen Stil das Stück von 1941 in die heutige Zeit zu versetzen. Picasso beschreibt darin keine fortlaufende Handlung, sondern rein instinktive Empfindungen. Das gefühlte Wort; irrational und assoziativ. Dieses surrealistische Kopfkino an der Schnittstelle zwischen Leidenschaft und krankhafter Obsession lässt seine innere Zerrissenheit an vielen Stellen deutlich werden. Die „ohrenbetäubende Harmonie des überrumpelten Schweigens“. Mit jedem Raumwechsel in den Galerieetagen öffnet sich eine weitere Tür zu Picassos Unterbewusstsein. Plumpfuss selbst beschreibt es gegen Ende der Aufführung als „das hirnverbrannte Karussell meiner innersten Wünsche“. Und das Publikum fährt mit.
Der 20-köpfigen Compagnie Enkidu gelingt mit „Wie man Wünsche beim Schwanz packt“ eine faszinierende und außergewöhnlich intensive Inszenierung über das Surreale. Wie viel Picasso steckt in mir?
Bis zum 27. Februar kann man sich davon ein eigenes Bild machen. Bewusst und unterbewusst.
Martina Baist vor ihrer Videoinstallation
Darsteller:
Margot Binder,
Yuri Garate,
Angelina Geisler,
Alexander Klages,
Oliver Kube,
Christiane Marx,
Narges Rashidi,
Julia Thurnau
Vorstellungen: Do 24.02., Fr 25.02., Sa 26.02. Son 27.02 (Derniere), jeweils 20Uhr
Karten: unter 030/817 09 057 oder per Mail an karten@picassos-stueck.de
Ort: Galerieetagen Spandauer Str. 2, 10178 Berlin-Mitte
Info: picassos-stueck.de/index
Fotografie: Anne Eger
Text: Daniel Penk
Anne Eger
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