Das Gaengeviertel in Hamburg – Kulturschutzgebiet

von Redaktion


Raum linksrechts bei Kunstleben e.V. – Die Galerien der strasserauf Förderung

Seit über einem Jahr stellen wir Orte vor, an denen die strasserauf Ladebox zu finden ist. Dabei haben wir von Cafés über Fahrradwerkstätten bis hin zu Videotheken alle möglichen Plätze besucht, an denen Menschen sich auf ihre Art Energie holen. Die Hamburger Galerie „Raum linksrechts“ ist auch so ein Ort – mit ihr schließen wir unsere Visite der interessantesten Steckdosen des Landes ab, da sie auch den Start des nächsten strasserauf Projekts markiert: Die Galerieförderung. Alle Standorte der Ladebox, alle Galerien der strasserauf Förderung und alle Infos zu sauberer Energie von strasserauf gibt es auf www.strasserauf.de.

Im Hamburger Gängeviertel wird seit fast zwei Jahren an einer Geschichte geschrieben, die so gar nicht in die üblichen Klischees der bekannten Gentrifizierungs-Dramen zwischen Tacheles und Liebig 14 passt. Umgeben von Konzern-Zentralen blüht und gedeiht hier die Hamburger Kunstszene in den historischen Bauten eines alten Arbeiterviertels. Einer der Protagonisten dieser Geschichte ist die Galerie „Raum linksrechts“ des Vereins KunstLeben. Seit 2004 fördert die Galerie um die Vorsitzende Ulrike Klug und die Kuratorin Melanie Klapper den lokalen Kunstnachwuchs.

Wer die Geschichte des Gängeviertels und damit von Raum linksrechts erzählen will, muss weit ausholen und zurück bis ins 19. Jahrhundert. Damals sorgte die industrielle Revolution für einen ständig steigenden Bedarf an Hafenarbeitern, die sich in einem Slum in der Hamburger Altstadt niederließen. Die Bevölkerungsexplosion sorgte für wilde Schachtelbauten, und die Straßen wichen engen Gassen, die dem Viertel seinen Namen gaben. Nach Pest, Cholera und Nazis war hundert Jahre später vom Gängeviertel bis auf eine Handvoll Häuser nichts mehr übrig, und die letzten Gebäude fielen in eine Art Dornröschenschlaf.

Anfang des neuen Jahrtausends wurden dann niederländische Investoren auf das Grundstück aufmerksam, das nun völlig abgerissen und neu aufgebaut werden sollte. Normalerweise enden solche Geschichten hier mit Starbucks und Loft-Büros, aber in diesem Fall ging die Sache nun erst richtig los. In der Nacht zum 22. August 2009 quartierten sich 200 Künstler per Brechstange im Gängeviertel ein. Statt Hundertschaften zu schicken, warfen die Investoren das Handtuch und verkauften das Gelände zurück an die Stadt. Was sich zuerst wie eine Räuberpistole anhört, wird immer mehr zur Erfolgsstory.

Mittendrin in dieser Geschichte ist die Galerie Raum linksrechts, die bereits seit 2004 im Gängeviertel ausstellt und damit zu den Pionieren dieser Entwicklung zählt. In kaminbeheizten, lichtdurchfluteten Räumen zeigen Ulrike Klug und Melanie Klapper junge Hamburger Künstler. „Der Fokus liegt bei uns klar auf Hamburger Nachwuchskunst, und da setzen wir den Schwerpunkt auf Leute, die gerade ihr Studium abgeschlossen haben, denen möchten wir Starthilfe leisten. Es kommt ganz oft vor, dass Künstler bei uns ihre allererste Einzelausstellung haben“, erklärt Melanie Klapper ihre Kuration.

Diese Hilfe ist auch nötig, denn Hamburger Künstler haben vor allem mit zwei Problemen zu kämpfen, wie Ulrike Klug aufzeigt: „In Hamburg gibt es zwar Käufer mit viel Geld, aber die fahren lieber auf die Messen als junge Kunst zu unterstützen – ein Bild für nur 800 Euro kommt da einfach nicht in Frage. Zum anderen sind hier die Lebenshaltungskosten so hoch, dass die jungen Kreativen, die an junger Kunst interessiert sind, nicht genug Geld zum Kaufen haben.“

Über die Entwicklung der letzten beiden Jahre in ihrem Viertel sind die beiden Macherinnen ziemlich happy: „Das war für uns total super. Wir sind ja auch so ein bisschen eine Insel hier, ein bisschen ab von den coolen Ausgeh- und Galerie-Vierteln und nicht da, wo sich Kunst ballt, und deshalb war es für uns ganz toll, dass hier plötzlich so viele Leute waren, die Lust darauf hatten, hier Aktionen zu machen und Kunst zu zeigen. Deshalb haben wir uns auch direkt solidarisiert und uns miteingebracht“, so Melanie Klapper. Ihre Kollegin pflichtet ihr bei: „Uns verbinden die gleichen Ziele, dass man hier lebt und wohnt. Deshalb haben wir uns in die Initiative integriert.“

Die Chancen stehen gut, dass das Projekt Gängeviertel weitergeht: Mit den Konzern-Nachbarn hat man sich arrangiert und über die neu gegründete Genossenschaft versuchen die Bewohner, das Gelände dauerhaft zu pachten. Der Raum linksrechts jedenfalls hat seine Philosophie gefunden und äußert deshalb einen so simplen wie charmanten Plan für die Zukunft: „Wir zeigen hier so lange Kunst, wie es geht.“

 

Raum linksrechts bei KunstLeben e.V.

Valentinskamp 37

20355 Hamburg

 

kunst-leben.de

facebook.com/raumlinksrechts

das-gaengeviertel.info

 

Redaktion

Want more stuff like this? Show love below.