Wir wissen auch nicht, wo sich der rappende Pfandflaschen und Reimkettenkönig all die Jahre versteckt hat. Fakt ist: “Pilsator Platin” zählt zu den besten Alben des noch jungen Hip Hop Jahres und der Neuköllner Breakdance-MC tauscht diesen Sommer seinen Platz in der Eckkneipe gegen die Splash Bühne ein. Dass der sympatische Zechpreller mehr als ein dubioser Geheimtipp ist, merkten wir nicht erst nach seinem Release-Konzert vor einigen Wochen im Bi-Nuu. Als die Polizei bei unserer 5 Jahres Party erstmal 3 Floors dicht machte, battelte er auch noch um 4 Uhr morgens unbeeindruckt die Raver ins Delirium. Spätestens da war klar, dass ihm vieles scheißegal ist, solange es was zu trinken gibt. Mit dieser Einstellung kann man es nur ganz nach oben schaffen. Doch was will uns der Künstler damit sagen? Ich habe auf dem Album 7 Thesen gefunden, die unser Leben im Problembezirk legitimieren und schöner machen. Danke, Karate Andi.
1. Du kannst wieder schamlos Billigbier trinken
Berlin bietet dir eine fantastische Auswahl zweifelhafter Alkbrausen, die es gerade noch so zum Reinheitsgebot geschafft haben. Nutze sie! Am Ende des Tages fragt keiner mehr danach, von was du jetzt besoffen bist. 60 Cent für ein Pilsator ist ein Angebot, das man nicht ablehnen kann. Alles andere ist Gentrifizierung. Mach den Späti zum Sprachrohr deiner verlorenen Jugend.
Workshops mit Detlef D! Soost, üble “Wetten Dass” Choreographien und debile Sparkassen TV-Spots. Sagen wir wie es ist; Breakdance wurde in den letzten Jahren medial in den Arsch gefickt. Der junge Andi bringt die einstige Säule der Hip Hop Kultur zurück ins Game. Also legt beim benebelten Rumtrudeln in der Pannebar auch mal wieder eine Bodenschlange out of Nowhere ein. Und nichts, absolut nichts, ist realer als ein Headspin auf der U-Bahnschiene.
3. Deine Pennerfreunde sind jetzt eine Crew
Raketen Ronny 500, Schore Volker, Augen Rainer oder der dicke Junge aus dem Schwimmbad. Typen aus Andis Crew. Wer glaubt in dieser Welt mit seinem richtigen Namen etwas reißen zu können, cribwalkt in die Bedeutungslosigkeit. Lass die Anderen entscheiden und wenn du Pappen Matze bist, dann ist das eben so.
4. Saufen ist größer als Hip Hop
Nur weil Andi beim Battletrapturnier “Rap am Mittwoch” als absoluter Newcomer sämtliche Whack-MCs aus dem Bi Nuu gekickt hat, war das für ihn noch kein Grund dort jeden zweiten Mittwoch on Stage zu gehen. Trotz des Hypes kann man seine Auftritte an einer Hand aufzählen. Danach wurde er nur noch im Backstage und auf der Aftershow Party gesichtet. Saufen – ein zeitloser Klassiker.
Wir sind die 99%. Grund genug zu feiern. Eine schweigende nüchterne Mehrheit ist einfacher zu kontrollieren als ein zügelloser Mob und Mischkonsum ist die Antwort. Dabei gerne öfter mal was Neues: Codein mit Schnaps, Crystal-Meth beim Date, Amphetamine im Kaba. Alles kann, nichts muss.
6. Ein Leben ohne Stammkneipe ist sinnlos
Die wichtigen Menschen trifft man bekanntlich nie im Club. Zu laut, zu dicht, zu dummprollig. Wenn du wegweisende Lebensweisheiten brauchst, ist die Theke deiner Eckkneipe der Türöffner ins Glück. Allerdings musst du Zeit mitbringen. Hier herrscht eine strenge Hierachie und manche Stammgäste wechseln erst nach 4 Monaten mit dir ein Wort. Du solltest trotzdem dankbar sein.
Anstatt dir ein unverschämtes Monatsticket zu kaufen, solltest du lieber deine Schwarzfahrer Skills verbessern. Nimm die Einzelwagons, steig nie hinten ein und erkenne die Zweier-Teams schneller als sie dich entdecken. Ansonsten: “Du hältst deinen Scanner so wie eine Mac Ten, die Türen gehen auf, komm Brudi lass uns wettrennen.”
photos: Facebook, Taube, Rap am Mittwoch
Daniel Penk
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