A Chat with Boessert/Schorn

von Jil Berner


Sonia Boessert empfängt mich in ihrem viel zu klein erscheinendem Atelier in Friedrichshain. Atelier = Kreativchaos, denn überall liegen Stoffe, Skizzen und Garne. Nebenan nähen die Praktikanten, das Radio läuft. Ich fühle mich wohl.

Sonia ist Modedesignerin und bis vor kurzem hat noch der zweite Part von Boessert/Schorn -Brigitte Schorn- dazu gehört. „Wir haben uns getrennt, weil Brigitte am Niederrhein wohnt und die starke räumliche Trennung auf Dauer nicht ging”. Seit zwei Kollektionen ist Sonia nun allein für das Label Boessert/Schorn zuständig. Ob sie wegen der Trennung was an ihrem Design ändern will? „Nee. Brigitte und ich haben auch schon vorher unsere eigenen Sachen gemacht. Am Ende haben wir die Teile dann zusammengeführt. Und trotzdem war die Kollektion immer stimmig”.

„Ich glaube, jeder hat ein diffuses Bild von Tradition – für mich hat sie etwas sehr Authentisches und manchmal auch sehr Naives”.

Mode bedeutet für Frau Boessert viel Arbeit. Der ganze Tag dreht sich darum. Das Designen selbst hat dabei sehr wenig Raum. Die meiste Zeit geht für die Organisation drauf – „Wo bekomme ich das her? Und dann klappt dies und das nicht, jetzt mache ich gerade ganz viel für den Versand”. Verbannen will Sonia an der Arbeit aber nichts. „Das Schöne ist, dass ich alles machen kann und die Arbeit total abwechslungsreich ist”.

Und wo findet Sonia Boessert ihre Inspiration? Im Handwerk, gerade bei traditionellem Handwerk oder traditioneller Kleidung. Die Richtung ist dabei egal, deswegen gibts auch keine konkreten Beispiele. „Ich glaube jeder hat ein diffuses Bild von Tradition – für mich hat sie etwas sehr Authentisches und manchmal auch sehr Naives”. Bei der aktuellen Herbst/Winter Kollektion wurden, wie typisch für Boessert/Schorn viele handwerkliche Ideen umgesetzt. „Es gibt immer eine Technik, die mich interessiert. Vor allem das Spielen mit Funktionen. Bei der H/W Kollektion wurde viel gefilzt und anschließend eingeschnitten. Wir haben mit Landschaften experimentiert und sie gespiegelt und so abstrahiert, dass sie wie Muster wirken“. Leider fällt es Boessert/Schorn, wie vielen Designermarken ,schwer in Deutschland richtig Fuß zu fassen. Deswegen stellt Sonia auch nicht in Berlin aus, sondern auf Messen in NY, Paris und Tokio. Besonders gut läuft es in Asien. Die Asiaten fahren voll auf europäische Sachen ab. „Berlin als Hauptstadt zieht im Ausland natürlich, aber Antwerpen, Österreich und England sind mindestens genauso stark in Asien vertreten”.

Boessert/Schorn macht keine Modenschauen, weil es dafür an Geld und auch an Zeit fehlt. Besonders schwierig sind die festgelegten Saisontermine. „Dadurch, dass ich so spät woanders präsentiere, also im September und Oktober, müsste ich meine Sommerkollektion 2011 in Berlin schon im Juli 2010 präsentieren. Berlin ist so früh – das ist richtig absurd – das schaffe ich garnicht. Die nächste Kollektion muss im Januar fertig sein, sollte ich in Berlin präsentieren wollen”. Designer haben es schwer, vor allem durch die zu frühe Rabattierung der Ware. Das mag für den Endverbraucher toll sein, aber für die Marken eine verheerende Entwicklung mit viel Umsatzeinbußen.

„Kuhflecken? Nee das sind abstrahierte Landschaften.”

Und was können wir im Sommer von Sonia erwarten? Helle Stoffe, komfortable Schnitte, Stricktechniken, selbstkreierten Schmuck, Zwiebellook. „Das hier (zeigt auf den Look) ist eine Technik, die wir entwickelt haben – wir haben Abnäher genäht, die das graphische Muster durchbrechen. Wir haben auch plissierte Seidenstoffe, die wir selber per Hand bemalt haben“. Leider dürfen wir keine Bilder der kommenden Kollektion veröffentlichen, aber gespannt auf die fertigen Teile bin ich allemal. Kaufen könnt ihr die Kollektion übrigens bei Konk und dem Temporary Showroom in Berlin.

Die Fotos der einzelnen Looks, die ihr oben seht, stammen aus dem H/W Lookbook. Die Fotos hat Stefanie Schweiger gemacht. Für Hair and Make up war Bettina Colmsee verantwortlich und die Schuhe hat Volker Atrops designt.

boessert-schorn.de

Text Jil Berner
Layout Jil Berner

H/W Look Boessert/Schorn

H/W Look Boessert/Schorn

H/W Look Boessert/Schorn

H/W Look Boessert/Schorn

H/W Look Boessert/Schorn


Jil Berner

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