Ab in die Butzke-Werke AG in der Kreuzberger Ritterstraße. Ein Trinktreff mit einer Flasche Vodka und zwei Turmspringern steht auf dem Programm. Erst während des Interviews wird uns klar, dass dieses Gespräch um Haaresbreite nicht mehr zustande gekommen wäre. Ein heimtückisches Teppichmesser war uns und Tims Fingern einige Stunden vorher in die Quere gekommen. Lediert, wieder zusammengeflickt und glücklich über den bevorstehenden Alkoholgenuss springen wir allesamt vom 10er. Cheeeeeeeeeeers!
Du bist jetzt Edgar Peng (Robert) und du bist Didier De La Boutique (Tim). Wir kommt ihr zu den Namen?
Wir haben auch noch andere Namen. Momentan bin ich Didier mit den Scherenhänden. Nein, bei uns ist halt klar, wenn etwas neues entsteht, dann muss auch ein neuer Name her, vor allem wenn die Musik sich auch so arg ändert.
Und wieso Turmspringer?
Turmspringer hat sich bei uns eigentlich über einen Comic…ach forget it.
Habe ich morgen sowieso, aber ok.
Eigentlich ist es ja Turm und Springer. Das Standhafte und das Bewegende. Dieses Beispiel von Dualität beschreibt uns ganz gut, sowohl unsere Arbeit im Team als auch unsere Schizophrenie.
Wie war das Kennenlernen?
Wir haben uns über einen gemeinsamen Freund kennengelernt, so nach dem Motto er macht Musik, er hat Samples, passt. Aber die erste Begegnung war auf einer Party in Berlin hinter den Turntables. Musikalisch war es Liebe auf den ersten Scheiben back- to-back.
Auf die Liebe und auf die Scheiben. Cheers! Und dann kamen schon recht schnell die ersten gemeinsamen Produktionen?
Du wirst lachen, aber wir haben schon gemeinsam produziert bevor wir zum Dj Team wurden.
Ihr seid auf Tonkind, Doxa und auch auf Get Physical vertreten. Ist es euch egal, auf welchem Label ihr veröffentlicht?
Nein. Natürlich existieren Wünsche, oder Ideen, aber wir ziehen den direkten Kontakt vor und der braucht seine Zeit. Der Punkt ist, man braucht sich da jetzt noch keine Gedanken machen, also über einen Style den man haben muss oder über einen Sound den man finden soll. Wir haben drei Release in drei Jahren. Die sind für uns erstmal stimmig. Wichtig ist uns authentisch zu bleiben. Wir wollen unser persönliches Blld und Gefühl für Mensch und Party so gut wie möglich lebendig halten und uns nicht von Zwängen und Hypes dominieren lassen.
Cheers! Ihr werdet ja in Berlin weiterhin als Underground-Act gehandelt.
Immernoch? Kommt man da nicht auch mal raus? Nein, am liebsten würden wir uns natürlich beide Kronen aufsetzen.
Habt ihr beim produzieren eine bestimmte Rollenaufteilung, dass ihr zum Beispiel sagt okay Robert macht jetzt die Bassline.
Robert: Auf jeden Fall bin ich für die Bassline zuständig. (lacht)
Tim: Ich habe Robert gerade gebeten einen Handclap einzuspielen.
Robert: Den habe ich im Moment auch besser drauf!
Tim: Ja, ich kann gerade gar nicht clappen. (siehe Teppichmesser)
Wen würdet ihr gerne mal remixen?
Robert: Lemos seine Produktionen kicken mich zur Zeit unheimlich. die könnte ich mir gut vorstellen, weiter zu interpretieren.
Tim: Quincy Jones! Cheers! Aber da hätte ich auch gerne das Studio, das alte Ostfunk Radiostudio und die Techniker, und dann noch ein paar Leute die sich in Komposition auskennen und sozusagen das was ich will umsetzen können.
Was würdet ihr machen, wenn ihr nicht Musik machen würdet?
Musik konsumieren. Oder surfen.
Robert: Also Tim wäre wahrscheinlich Tennispro geworden und ich Fussballpro.
Tim: Auf jeden Fall. Wenn nicht Bob Marley und das Marijuana gekommen wären.
Und wer hat dich korrumpiert?
Robert: Mein Knie. Cheers!
Bei mir wars der Vodka. Macht ihr jetzt Sport?
Tim: Ich schwimme seit einer Woche. (lacht) Aber jetzt habe ich mir ja meine Hand verletzt. Naja, mit Plastiktüte drüber geht’s vielleicht auch noch.
Cheers auf Plastiktüten! Was ist denn einzigartig an euch?
Robert: Meine Nase….seine Frisuren! Weis nicht, das sollen am besten die sagen, die uns kennen und spielen hören.
Ich komme rhythmisch aus Charlottenburg. Cheers! Welche Location bespielt ihr in Berlin am liebsten?
Golden Gate.
Warum? Als ich das letzte mal da war, war neben dem DJ-Pult jemand in einem großen blauen Koboldmaki- Kostüm.
Auch wenn man jetzt sagt, dass der Laden populärer geworden ist, ist er nach wie vor von der Stimmung her sehr eigen und grundsätzlich heiß, nass und hypnotisch. Es ist ein übersichtlicher kleiner Laden. Das macht alles viel intimer. Der Laden ist inzwischen angekommen. Neulich kam in Lissabon ein Mädel auf uns zu und meinte, „Ey! Ihr seid doch die DJs aus dem Golden Gate.
Geht ihr auch selbst noch feiern?
Weniger. Also das Bedürfnis rauszugehen besteht aus Menschen sehen, unter Menschen sein und mit Menschen zu sprechen. Wenn wir auflegen passiert das ja alles. Von daher, wenn dann mal ein freies Wochenende dabei ist, dann sagen wir dankeschön.
Also viel ist nicht mehr da. Bringen wir das zu einem würdigen Abschluss. Wir sagen auch dankeschön! Cheers!
Wer fährt mich denn eigentlich nach Hause von euch?
Interview Lev Nordstrom & Ida Westheuter
Images Richard Kirschstein
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Lev Nordstrom
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