A bottle of Held Vodka with Mobilee Records

von Lev Nordstrom


Feierabendstimmung und Feierstimmung zugleich. Eine unüblich große Runde für eine Flasche Held Vodka erwartet uns auf einem sommerlichen Hinterhof in Mitte. Das Berliner Label Mobilee Records feiert in diesem Jahr sein fünfjähriges Bestehen. Mit von der Partie, bzw. von der Party, sind die Labeleltern Anja Schneider und fünf Minuten später auch Ralf Kollmann, sowie die Label-Künstler Miss Jools und Pan-Pot. Und ich. Sicherheitshalber, haben wir fünf Flaschen mitgebracht, damit sich niemand benachteiligt fühlt. Denn was wären wir, wenn nicht vorbereitet? Ready, steady, go! Happy Birthday Mobilee Records, Hi-Five und Cheers!

Vodka, Shotgläser, ein silbernes Tablett. This is how we do it. Warten wir noch kurz auf Ralf.

PP: Wie viele Shots müssen wir denn trinken?Bis die Flasche leer ist.

AS: Nein!

Das sind die Regeln. Sonst gibt es keine. Und noch könnt ihr euch glücklich schätzen, da wir das hier sonst immer mit einer Person durchziehen.

PP: Ihr habt ja auch fünf Flaschen mitgebracht.

Ihr habt ja auch fünf-jähriges Jubiläum. Mal schauen, wie weit wir kommen.

AS: Ach du schei**e. Es ist auch noch so heiss hier.

Aber der Vodka ist kalt.

AS: Ralf! Komm doch mal runter und hilf uns. Wir müssen fünf Flaschen trinken. Das kriegen wir alleine nicht hin.

RK: Vielen Dank für die nette Einladung.

Auf geht’s. Cheers! Wer ist denn jetzt schon seit 2005 dabei?

RK: Hauptsächlich Anja und ich, und die Jungs [Pan-Pot] sind auch einen Monat später dazu gestoßen.

AS: Jools war auch relativ früh da. Six or seven months later I guess.

You just showed up out of nowhere?

MJ: Well, from London actually.

AS: Jools booked me in London and we met and directly fell in love. She played a track that caught my attention and it was actually one of hers. She said she didn’t have a label, so I said, „you need to join ours“.

Aber das war nicht die Party, die komplett schief gelaufen ist.

PP: Nein, das war unsere Party im Pavillon im Volkspark Friedrichshain. Das war bevor wir Ralf und Anja kannten und wir unsere ersten Gehversuche als Veranstalter gemacht haben.

RK: Eure ersten und letzten, ne?

PP: Mehr oder weniger, ja. Aber es kommt wieder. Wir haben uns überlegt, wen wir dafür buchen könnten. Das war zu einer Zeit, wo auch Anja, was das DJ’ing anging, noch nicht so extrem bekannt war. Da haben wir damals bei Ralf Anja angefragt – der war damals nämlich ihr Booker – und dann haben wir gemeinsam aufgelegt vor ungefähr zehn Leuten. Also haben wir das als Anlass genommen, um mal über Veröffentlichungen zu sprechen.

Seid ihr alle aus Berlin? Außer Jools natürlich.

Alle: Jooaah.

AS: Naja, nicht wirklich. Ich komme aus der Nähe von Köln, Ralf aus dem Westerwald, Jools aus England, Tassilo vom Chiemsee und Thomas aus Templin.

Ging ein Aufruf durchs Büro, wer mittrinken möchte, oder wie ist diese Runde zustande gekommen?

AS: Wir wussten schon, wer die besten sind.

Cheers! Ralf, du hast noch gar nichts produziert.

RK: Nee.

Obwohl du auch auflegst und wohl eine riesige Plattensammlung hast. (Gelächter bricht aus)

RK: Das liegt einfach daran, dass ich kein Produzent bin und auch nicht diese Ambitionen habe.

AS: Und dass ein richtiges Label eben auch einen Labelmanager braucht, der sich von Montag bis Freitag um alle Dinge kümmert.

PP: Es wär ja auch komisch, wenn der Labelmanager etwas besseres raushaut, als die Künstler.

RK: Das Hauptproblem ist natürlich, dass die alle jetzt seit fünf Jahren auf so einem hohen Niveau produzieren. Wenn ich da jetzt ankommen würde, ich meine, was soll denn der Quatsch?!

Dann mischt du dich also auch nicht unbedingt in die Produktion ein?

AS: Das ist eher mein Job. Obwohl ich mir auch regelmäßig von allen Feedback einhole.

Seht ihr euch als eine Familie?

AS: Familie hört sich immer so bescheuert an.

Ist das zu viel Friede, Freude, Eierkuchen?

AS: Bei uns geht es auch mal heftig zu.

RK: Wobei, das ist dann doch wieder, wie in einer Familie.

PP: Früher haben wir das schon als eine Art Familie gesehen. Da war dann die Mami (Anja Schneider) und der Papi (Ralf Kollmann) und wir waren dann die Kiddies.

RK: Aber genau das wollten wir dann irgendwann nicht mehr. Eigentlich verstehen wir uns eher als Team.

Womit wir auch den Übergang zur WM hätten. Cheers! Hat sich euer Sound in fünf Jahren weiterentwickelt?

AS: Klar. Allein schon weil sich die Künstler weiterentwickelt haben. Wir haben uns von vornherein nur auf Künstler eingelassen, wo wir wussten, da ist Potenzial, die wollen auch einen längeren Weg gehen und haben Lust daran zu arbeiten, haben bestimmte Visionen mit ihrem eigenen Sound. PP: Die ganze Szene hat sich auch entwickelt. Du kannst nicht das, was du vor einem Jahr gemacht hast auch heute noch bringen. Wir hatten damals noch so einen Klick-Klack Sound, der super funktioniert hat, aber das können wir heute nicht mehr machen.

In eurer Bio steht etwas von SAE. Was ist das?

PP: Das ist die School of Audio Engineering. Da haben wir uns damals kennengelernt an der Schule. Wir saßen gemeinsam im Tonstudio und haben irgendwann gesagt, „ey, lass uns mal so einen Track wie Ricardo Villalobos machen“. Das war so ein kleines Studio mit fetten Boxen, mit einem Fenster zum Gang, wo du immer sehen konntest, wer gerade drin saß. Nebenan lief eine Übung die Golden Ears heisst, womit du dein Gehör trainierst und schaust, dass du verschiedene Frequenzen hörst und so weiter. Und wir saßen daneben und ‘bruoachhh’, bis dann der Supervisor reinschaute. Ich finde das übrigens sehr sympathisch, dass du auch mittrinkst.

Danke. Was ist denn jetzt der Mobilee Sound?

AS: Der Sound entwickelt sich wie gesagt mit den Künstlern weiter. Wir sind mittlerweile 13 Künstler und man kann keinen mit dem anderen vergleichen. Jeder ist ganz eigen und steht für eine gewisse Originalität und Qualität. Jeder hat die Freiheit, das zu machen, was er machen möchte, solange es gut ist, solange es rockt, solange es zum tanzen bringt. Ich möchte auf Mobilee keine Kopien haben. Das ist bei vielen Labels so – da möchte ich jetzt keine Namen nennen – da gibt es einen Guru und alle laufen hinterher. Das ist bei Mobilee nicht so. Da gibt es dreizehn Gurus.

Dreizehn Helden. Cheers! Anja, du hast ja Radio.

AS: Ich habe Radio, ja das habe ich.

Ich habe das Verb noch gesucht, begonnen.

AS: Ja, also mit Radio hat es angefangen. So hat eigentlich auch die Labelidee begonnen, da mir Leute ständig Sachen geschickt haben und wollten, dass ich die im Radio spiele. Da entstand eben die Idee des Labels, um mit dem Namen und der Plattform den Leuten ein Forum zu bieten, um ihre Musik zu veröffentlichen. PP: Damals habe ich auch immer Anja gehört. Ich war ja selber ein Fan von Anja und bin es heute sozusagen immer noch. Damals war das mit dem Internet noch nicht so und ich habe mir da immer die Informationen zur Musik geholt. Das neuste Zeug hast du halt im Radio gehört. Bei Anja gab es immer viel Background-Wissen dazu.

Wo kam das her?

AS: Ich habe mich immer schon dafür interessiert und habe mich da auch eingelesen. Ich habe immer schon mit elektronischer Musik gearbeitet.

PP: Anja war auch mal ein Raver.

RK: Immer noch Raver. Ich habe neulich bei mir ein altes Tape gefunden, da steht Gott Väth drauf. Da war ich 17.

Cheers!

RK: Junge, Junge. Der Sven ist mittlerweile ein großer Fan von Pan-Pot und von Sebo K und von Anja.

Vielleicht hat er ja ein Tape mit Gott Pan-Pot zu Hause rumliegen. Da ihr euch als Team seht, habt ihr auch Teambuilding-Maßnahmen?

AS: Ja, wir planen demnächst ein Beach-Volleyball Turnier, spielen mal Fußball oder gehen laufen.

PP: Hier, guck dir mal meinen Finger an.

RK: Wir machen auch immer ganz nette Weihnachtsfeiern zusammen.

Wer legt dann auf?

AS: CD.

PP: Wir haben auch die Showcases.

RK: Nächste Woche fliegen wir alle gemeinsam zum Sónar Festival nach Barcelona. Das ist für uns ein großes Fest über zwei-drei Tage, wo wir dann alles was wir so machen und gemacht haben auch zelebrieren. Das ist unsere eigene Party, die wir auch selbst organisieren, wo wir nur unsere Freunde einladen, was also wirklich etwas exklusives ist.

Ich habe heute auch eine Einladung bekommen.

RK: Von wem hast du die denn bekommen?

Von Sarah natürlich, die eure Presse macht.

RK: Ja, alles klar. Sehr gut. Funktioniert.

Will noch jemand Vodka? Ich gebe heute einen aus. Cheers! Habt ihr regelmäßige Meetings?

AS: Wir haben natürlich auch Meetings mit Künstlern, wenn wir etwas zu besprechen haben, aber das sind dann meistens separate Meetings und nicht immer alle zusammen. Jeder hat bestimmte Vorlieben, Wünsche und Visionen. Da muss man auch auf jeden einzeln eingehen.

RK: Zu viel Demokratie ist manchmal auch nicht gut. Es ist schon wichtig, wenn einer oder zwei am Ende bestimmen, wo die Reise hingeht.

PP: Du machst das öfters, oder? Du veränderst dich gar nicht.

Ich konzentriere mich. Jools, what was your experience like, moving to Berlin and joining the Mobilee team?

MJ: I’ve experienced a lot of things in the past years, but to me Mobilee is like an extended family.

RK: Süß.

Was it hard for you to leave London?

MJ: Yeah, I was settled there, but I really needed a change, a new perspective. Musically, personally, everything to be honest.

What did you find special about Berlin compared to London?

MJ: Space to breathe.

You were working in a record store in London.

RK: By the way, the best DJs in the world started with their own radio show or working in a record store. It’s true.

Did you work in a record store?

RK: I am not the greatest DJ in the world.

(Lautes Gelächter) Yet. But you have an extensive record collection.

RK: The only reason why I maybe have more records than others is because I started buying records 18 years ago. I think it’s the same as Jools. I am sure you also have a huge record collection.

MJ: I do.

Did you move all of those records to Berlin?

MJ: Unfortunately not all.

(Wieder lautes Gelächter) Was ist denn los?

MJ: Oh shit. We’ve lost one.

PP: Ich bin gerade aufgestanden und auf dem Weg zur Toilette hat’s auf einmal ‘tschk’ gemacht. Also nicht aufstehen. Ist echt krass.

Jetzt kommen wir mal zum drumherum. Was macht ihr sonst so? Wer hat denn von euch das gefährlichste Hobby?

PP: Naja. Ich war mit Tassilo mal in der Dominikanischen Republik und ich bin ja der tiefste Ossi. Ich war noch nie in der Karibik gewesen und kannte das nur aus dem Katalog, so mit Palmen, weißem Strand und hellblauem Wasser. Wir sind also runter zum Strand, und ich direkt rein ins Wasser, um die zwanzig Schritte gemacht und merke auf einmal, da stimmt etwas nicht. Ich also raus aus dem Wasser und sehe, dass ich auf zwei Seeigel gelatscht bin, aber links und rechts. Solche Dinge passieren mir immer. Letztes Jahr bei einem Fußball-Turnier gegen M-nus habe ich mir den Finger ausgekugelt.

War das neulich?

PP: Nein, letztes Jahr.

Und der sieht immer noch so aus? Warst du schon beim Arzt?

PP: Hast du schon mal Torwarthände gesehen? Die haben alle solche Finger. Einmal ausgekugelt, dann fängt das an sich zu verknorpeln.

RK: Aber das ist eine gute Frage. Was machen wir sonst so? Wir machen schon eine ganze Menge. Man sieht viel von der Welt, trifft interessante Leute, isst und trinkt gerne. Man reist.

PP: Ich und Tassilo haben zur Zeit, wo wir das letzte Album gemacht haben immer Need For Speed gespielt. Einer hat immer Musik gemacht und der andere hat versucht Rennen zu fahren. Das haben wir knapp zwei Monate durchgezogen, bis wir das Endrennen geschafft haben.

Cheers! Apropos Endrennen, das war jetzt die erste Flasche. Trinken wir noch eine?

RK: Ich glaube wir sind schon gut versorgt gerade.

Out now: Hi Five Mobilee Compilation + drei limitierte Vinyl Releases

Außerdem: Augen auf, denn es steht eine T-Shirt Kollaboration zwischen Mobilee Records und German zur Berlin Fashion Week bevor mobilee-records.de

 

Interview Lev Nordstrom

Assistance Uwe Krass

Images Richard Kirschstein

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Lev Nordstrom

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