Freitag, der 19. Juni. Big Party im proud Headquarter, Held Vokda und Warren Suicide sind dabei und das Interview wird kurzerhand in der Küche gehalten. Eine Berliner Band, im Kern bestehend aus Cherie und Nackt, gegründet in einem Neuköllner Loft und nun plus dem fiktivem Bandmitglied Warren.
Willkommen, Danke fürs Kommen.
Cheers – Cheers – Cheers – Cheers – Cheers – Cheers…
Dieses Familienprojekt – und es ist ja irgendwie ein Familienprojekt. War es eine große Umstellung für Euch auf einmal zu Dritt dazustehen?
Wir hatten ursprünglich eigentlich einen anderen Traum: den Traum eine Band zu haben, die halbwegs normal funktioniert. Mal Hallen füllen und sowas. Daraus ist irgendwie nichts geworden. Wir mussten mit dem Flow gehen, weil die Leute weggebrochen sind. Das Leben hat sich als wesentlich widerstandsfähiger herausgestellt, als wir gedacht haben. Da gab es halt Opfer und dann mussten wir diese Opfer auffangen. Wir beschlossen aus der Not eine Tugend zu machen, haben aber dann gemerkt, dass wir gar keine Band mehr sind. So wurde Warren Cosmos erfunden. Nun begreifen wir erst welche Freiheiten hinter diesem ganzen Begriff stecken. Wir sind jetzt glücklich, wie sagt man, der Zustand ist ein ganz glücklicher Kollateralschaden.
Habt ihr das klar getrennt? Mutti übernimmt alles das, was mit Kunst und Ästhetik zu tun hat und du übernimmst die musikalische Ausbildung?
Es ist tatsächlich so, dass er musikalisch mehr macht und ich viel mehr das Visuelle. Trotzdem hat natürlich jeder von uns totales Mitspracherecht. Manchmal auch leider.
Wie prägen sich die anderen Konstellationen, wenn ihr jetzt weitere Musiker dazuholt? Gibt es da Grenzen oder sind das einfach andere Vorbilder für Warren?
Cherie: Freunde. Das sind die Freunde. Vor allen Dingen die engsten Freunde.
Nackt: Alle die mit uns auf der Bühne spielen sind echte Freunde. Die Form des Ganzen ist, wie gesagt, offen. Das hat Wert für uns. Wir probieren heute Abend mal etwas komplett anderes. Sind total locker damit. Vor ein paar Wochen haben wir zum Beispiel mit einem zwanzigköpfigen Orchestra einen Track aufgenommen – das klingt natürlich völlig anders. Da kommt auch immer viel Spannendes um die Ecke.
Hatte Warren Glück, dass er in Berlin geboren ist? Ihr seid ja international auch schneller durchgestartet als lokal?
Cherie: Ja, die ersten Jahre fanden im Grunde genommen gar nicht in Deutschland statt. Außer über ein kleines Label hier, mit dem wir in den alternativ Charts irgendwo waren. Aber das große, auch aufgrund der englischen PR, hat in England stattgefunden. Lustiger Weise, seit wir auf Shitkatapult Label aus Berlin sind, fühlen wir uns angekommen. Berlin hat einen tollen Sound. So lange man nicht versucht international zu klingen sondern international zu sein ist auch alles immer super. Alles was mit deutscher Musikindustrie zu tun hat, kann man völlig vergessen. Aber Berlin als Insel mit seinen ganzen kleinen Labels hat nix damit zu tun.
Ihr wart ja schon mit großen Bands unterwegs. Mir fällt da direkt Placebo ein. Ich meine, rufen die einfach irgendwann an und sagen, jetzt lass das mal machen oder kontaktiert Ghost die, oder wie? Der ist ja eh immer überall.
Nackt: Ne, und das meine ich jetzt im freundlichen Sinn, Ghost ist irgendwie wie dieser Vogel der auf ‘nem Nilpferd drauf sitzt und einfach immer dabei ist.
Wie habt ihr beide Euch denn kennengelernt? Ihr seid doch jetzt kein Paar, oder?
Nackt und Cherie: Doch eigentlich schon.
Und wie habt ihr euch kennengelernt?
Nackt: In Luxemburg, ich war mit ‘ner Band auf Tour und Cherie auch. Ich dachte, ich komm an sie sowieso nicht ran, also hab ich den coolen gemacht, hab den Backstage zerlegt, hab mich aufgeführt wie immer. Meine erste Frage an Cherie war dann, ob sie ein Groupie ist. Dann hab ich beim Soundcheck gemerkt: ne, sie ist kein Groupie, sie ist die Sängerin von ‘ner Band. Dann hab ich sie gefragt, ob sie ‘ne Zigarette für mich ist, auf französisch: Est-que tu es une Cigarrette?
Cherie: Da war ich weg. Und dann hat sie ja gesagt.
Nackt, du bist halb Däne, halb Spanier. Also für mich ist das die geilste Mischung. Du hast das südländische und das nordische. Ich hab keine Ahnung, wurde euch die Frage schon oft gestellt, du bist eigentlich komplett am Arsch.
Nackt: Man kann’s so sehen oder anders. Was mir halt komplett fehlt ist dieser Nationalismus. Ich kann mich weder für Spanien noch für Dänemark begeistern. (…) Deshalb können wir auch z.B. tschechische Weihnachtslieder.
www.proudmagazine.de/kleinerjesus
Wo seid ihr eigentlich her?
Ghost: Ich komm aus Luxemburg. Nackt: Ich bin in Bayern aufgewachsen.. (Allgemeines Lachen). Hab ja versucht es beiläufig fallen zu lassen.
Immer diese Anstoßen-Scheiße. Mit Schnaps stößt man nicht an.
Cheers.
Ich hab die Schnauze voll. Ich hab keine Lust mehr zu reden.
Hau weg die Scheiße.
Trinken wir jetzt noch ‘ne zweite?
Ich bin dabei.
Jetzt sind Mädchen gekommen. Lasst mal aufhören.
Ye. Auf den tollen Abend. Vielen Dank für‘s Kochen.
Interview Lev Nordstrom, Richard Kirschstein
Images Nico Allara
Warren Suicide – Sometimes by Sandula
%held%
Lev Nordstrom
Want more stuff like this? Show love below.